Mann soll Beamten gewürgt haben – Ehefrau widerspricht Bamberger Gärtner stirbt bei Polizei-Einsatz

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Ein Bamberger Gärtner ist am Montagvormittag bei einem Polizeieinsatz ums Leben gekommen. Die Umstände sind unklar. Foto: dpa Foto: red

Ein Gärtner aus Bamberg starb am Montagvormittag in München, als die Polizei seinen Unfall aufnehmen wollte. Dabei soll er derart ausgerastet sein, dass ihn die Beamten auf den Boden drückten und Handschellen anlegten. Der 59-Jährige kollabierte und konnte nicht mehr wiederbelebt werden. Seine Ehefrau (60) stellt den Vorgang völlig anders da. Die Familie will jetzt eine Anzeige erstatten.

 
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Der 59-jährige war mit seiner Frau gegen 11 Uhr auf dem Mittleren Ring unterwegs, als er mit seinem BMW Gran Tourismo bei einem 81-jährigen Rentner auffuhr. „Ein Bagatellschaden“, sagt sein Sohn Hans-Jürgen Eichfelder. Die Polizei spricht von einem „wirtschaftlichen Totalschaden“. Der Rentner war längst weg, als die Polizei kam. Laut Wolfgang Wenger, Sprecher der Polizei München, passierte folgendes: Der 59-Jährige wollte zuerst nicht aussteigen, dann habe er einem Beamten die Tür ans Bein geknallt. Er soll „äußerst aggressiv und so cholerisch“ gewesen sein, dass er mit seiner Frau einen Streit anfing und sie wegschubste. Als ein Beamter dazwischen ging, habe er diesen gewürgt. Der junge Beamte habe Würgemale am Hals. Zu dritt haben die Beamten den wütenden Mann „zu Boden gebracht“ und ihm Handschellen angelegt. Dabei sei er kollabiert. Eine Obduktion ergab laut Polizeisprecher einen „natürlichen Tod“, zumal „schwerwiegende medizinische Vorerkrankungen“ an Herz und Lunge „ausschlaggebend für den Notfall gewesen sein könnten“.

Die Ehefrau stellt das anders dar: Ihr Mann habe sie keineswegs angegriffen. Zwei Polizisten hätten ihn auf den Boden gedrückt, eine Polizistin habe seine Beine fixiert. Einer der Polizisten habe „Du Arschloch“ gebrüllt. „Vier bis fünf Minuten“ sollen die beiden Männer auf dem 59-Jährigen gesessen und ihm sein Gesicht in den Kies gedrückt haben, ein Augenzeuge will gesehen haben, dass ein Polizist auf dem Hals kniete. Die Brille des 59-Jährigen ging zu Bruch und er habe sogar Steine im Mund gehabt. Die Ehefrau flehte die Beamten an, ihn loszulassen. „Mein Mann hat nichts gemacht.“ Plötzlich habe ein Polizist gesagt „oh Gott, der kollabiert“. Dem 59-Jährigen war bei der Festnahme ein Spray aus der Tasche gefallen, das er wegen einer Lungenkrankheit brauchte. „Hat er Asthma?“, soll ein Polizist gefragt haben.

Da war es zu spät. Nach Angaben der Ehefrau hatten die Polizisten weder Defibrillator noch eine Maske für Mund-zu-Mund-Beatmung dabei. Der Rettungswagen kam zu spät. Hans-Jürgen Eichfelder, der Sohn, der am Sonntag in den Stadrat gewählt wurde. will eine zweite Obduktion durchführen lassen. Sein Vater habe vor zehn Jahren zwei Schlaganfälle gehabt, sei aber „nie gewalttätig“ gewesen, sagte er dem Kurier.

Laut Polizei waren drei Beamte vor Ort und ein weiterer Zeuge. Bei der Obduktion seien keine Verletzungen festgestellt worden, die „im Zusammenhang mit der Festnahmesituation“ stehen. Polizeisprecher Wenger zeigte Verständnis für die „andere Sichtweise“ der Familie. Es gebe immer zwei Wahrnehmungen, aber die Polizei könne belegen, was passiert ist. Dass die jungen Beamten sehr hart vorgegangen seien, will er nicht ausschließen. Zwei Kommissariate in München sind mit dem Fall beschäftigt, unter anderem das K12 für Todesermittlungen.

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