1800 Besucher tanzen auf dem Ball der Stadt in der Oberfrankenhalle Ball der Stadt: Samba, Bayreuth!

Von Katharina Wojczenko
Ball statt Basketball: Die MFL Bigband spielt in der Oberfrankenhalle auf. Da wird es eng auf der Tanzfläche. Fotos: Andreas Harbach Foto: red

Eine Nacht in Rio, ausgerechnet in Bayreuth. Und dann noch in der Oberfrankenhalle. Das Orgateam um Sportamtschef Christian Möckel hat seine Feuerprobe am Samstag beim Ball der Stadt bestanden. Mit einigen schrägen Momenten.

 
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Sie hat wieder nicht mit ihrem Mann getanzt. Aber es wird wohl viel Wasser den Main herunterfließen, bis Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe noch einmal hinter zwei wackelnden Pobacken in einem Glitzertanga zur Eröffnung des Balls der Stadt einmarschiert. Hinter einer dunkelhäutigen Tanzerin mit grünem Federbuschen, Pailletten-Brustschalen und einem transparenten Tuch.

Als Partner für ihren Eröffnungstanz hat Merk-Erbe sich Jonas Ferreira-Cunha gewünscht. Der Brasilianer aus Porto Alegre arbeitet bei der Firma Stäubli als internationaler Marktentwickler und bringt nach eigener Aussage selbstverständlich Sambaerfahrung mit. Mit der Oberbürgermeisterin wird es dann doch ein langsamer Walzer.

Ein Video vom Abend:

 

"Farbenprächtig, tolle Kostüme, wunderschön"

Die Gruppe Samba Tropical Brasil steht im Mittelpunkt des Balls der Stadt, der erstmals nicht in der Stadthalle stattfand. Bei ihrer ersten Tanzeinlage sind die Gänge zwischen den Tischen so voller Menschen, die filmen und fotografieren, dass der Moderator einschreiten muss. Die sitzenden Gäste hätten sich beschwert, dass sie nichts sähen. "Farbenprächtig, tolle Kostüme, wunderschön", sagt Besucherin Gisela Stanke, die das Treiben fasziniert verfolgt.

Die Hitze Rios, einen Hauch olympische Spiele und dazu glamouröse Ballatmosphäre in die Sporthalle zu bringen, das ist die große Herausforderung gewesen. Die Stadthalle, wo der Ball die letzten 52 Male stattfand, ist wegen Sanierung geschlossen.

Eine Bilderstrecke vom Ball der Stadt:

Die Deko: prächtiger Lüster und Glitzerdessous

Mit weißen Riesenballons, indirekter Beleuchtung, einem prächtigen Lüster über der Tanzfläche in der Halle, weißgedeckten Tischen mit Kerzen und Blumenschmuck gelingt es durchaus, die eingeklappten Basketballkörbe an der Decke vergessen zu machen.

In den Gängen zu den Nebenörtlichkeiten sind die Experimente des Dekoteams mit Schaufensterpuppen in Glitzerdessous und viel rotem Tuch weniger geglückt. "Man muss schon die Augen zumachen und ausblenden, dass man hier sonst Gulasch isst und Medi anfeuert", sagt eine Besucherin, die in der Disco im Foyer zu Pophits aus den 90ern tanzt.

"Vielleicht hätte man sich die 55 Millionen sparen können"

Bei den 1800 Gästen kommt die Oberfrankenhalle offensichtlich gut an. "Für eine Sporthalle ist es sehr schön", sagt Marisa Kreusch (51). "Vielleicht hätte man sich die 55 Millionen für die Stadthalle sparen können", witzelt ihr Partner Dieter Dollhopf (52). "Ich finde es viel schöner, hier ist mehr Platz, es drängt sich nicht so wie in der Stadthalle", sagt Raphaëlle Chandon-Mayer.

Apropos Platz: Die Tanzfläche vor der Bühne ist fast doppelt so groß wie in der Stadthalle, auf diese passt die 18-köpfige MFL Bigband statt einer Fünf-Mann-Truppe und dank hoher Decke können sich dort die Tuchartisten über den Köpfen der Gäste verknoten und in die Tiefe stürzen.

Gute Aussichten auf der Tribüne

"Ich hätte es mir schlimmer vorgestellt", sagte Ingrid Ramming (78), die wie viele Besucher mit ihrem Mann Arthur (83) auf die Ränge gestiegen ist, um sich die Einlage von oben anzuschauen. In der Stadthalle seien die einzelnen Orte enger verbunden gewesen. "Da haben wir eher Bekannte gesehen", sagt Arthur Ramming. Seit 1970 leben die beiden in Bayreuth und waren bis auf drei Ausnahmen jedes Jahr beim Ball der Stadt. "Wir tanzen ständig", sagt Arthur Ramming. Zwei bis drei Mal die Woche Rounds, Squares und Gassentänze.

Besucher (83): "Die Kapelle könnte flotter sein"

Sein Urteil: "Die Kapelle ist gut, könnte aber etwas flotter sein." Die brasilianischen Tänzerinnen lassen bei den beiden nur bedingt Hitze aufkommen. "Ich habe zu meinem Mann gesagt: So viel Action ist da nicht drin, das könnte ich auch noch", sagt Ingrid Ramming. Nächstes Jahr wollen sie unbedingt wieder dabei sein, "wenn die Restlaufzeit nicht abgelaufen ist", sagt Arthur Ramming.

Den Glamour bringen die Gäste

Die Erkenntnis des Abends: Die Bayreuther sehnen sich danach, zu tanzen. Egal ob in der Gaststätte zu den engtanztauglichen Rossinis oder im Spiegelsaal zur Soulröhre von Groove Control oder in der Disco. Vom Teenager bis zum Senior, vom Tanzerfahrenen bis zum Amateur, alles dreht sich voller Freude und herrlich herausgeputzt. Die Gäste bringen den Glamour.

Und was ist mit dem brasilianischen Feuer? Noch einmal Jonas Ferreira-Cunha, Tanzpartner der OB: "In Brasilien geht es bei Bällen in der ersten Hälfte klassisch los mit Walzer, Tango, Foxtrott - und in der zweiten Hälfte kommt Samba und die Hölle geht los." In Bayreuth hält sich die Hölle erwartungsgemäß in Grenzen.

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