Kritisch sehen die Tempolimitpläne auch diejenigen, die täglich mit den Folgen der Raserei konfrontiert werden. Weil sie Verunglückte aus ihren Wracks schneiden oder ärztlich versorgen müssen. Wie der Notarzt Stefan Eigl. Grund für die Unfälle sei keine zu lasche Regelung, sondern schlicht Unvernunft, sagt er. „Natürlich tut es weh, einen Schwerverletzten zu sehen, aber man muss auch ein bisschen an die individuelle Verantwortung des Menschen appellieren.“ Eigl hielte es für sinnvoller, die Geschwindigkeit stärker zu kontrollieren, statt sie zu senken. „Wir müssen heute mobil sein, wollen schnell von A nach B kommen. Und dazu sind die Landstraßen nunmal da.“
Feuerwehr: "Rasen ist nur eine von vielen Unfallursachen."
Ganz ähnlich sieht es Sven Kaniewski, Sprecher beim Kreisfeuerwehrverband. Er sagt: Unfälle haben viele Ursachen und überhöhte Geschwindigkeit ist nur eine davon. Unachtsamkeit, Selbstüberschätzung, Materialfehler oder eine unglückliche Verkettung verschiedener Ursachen seien die anderen. Selbstverständlich seien die Verletzungen bei einem Unfall mit hoher Geschwindigkeit schlimmer, sagt Kaniewski. Aber auch hier komme es auf mehrere Faktoren an: Alter und Zustand des Fahrzeugs und vor allem: die Stelle des Aufpralls. „Wer bei 80 km/h mit der Fahrerseite an einen Baum knallt, kann schwerer verletzt sein, als nach einem Frontalunfall bei 100 km/h“, sagt Carolin Rausch vom Kreisfeuerwehrverband. Und die Feuerwehrfrau sagt auch: „Ich persönlich finde, dass ich bei 150 Stundenkilometern konzentrierter fahre, als wenn ich mit 100 dahinplätschere.“
Übrigens: Auch das Bayerische Innenministerium hält vom flächendeckenden Tempolimit wenig. „Dass eine Straße nicht breit genug ist, reicht für ein generelles Tempolimit nicht aus“, sagt Ministeriumssprecher Michael Siefener. Erst, wenn eine enge Kurve, eine gefährliche Einmündung oder schlechter Fahrbahnbelag dazukämen, sei eine Geschwindigkeitsbegrenzung sinnvoll und schon jetzt üblich. „Bei generellen Limits wird sich die Akzeptanz der Autofahrer eher in Grenzen halten.“