Azubi für einen Tag

Von Katharina Igl

Alexander Leimann, Abrham Zeray, Hossein Amiri und Patricia Kraus suchen einen Job. Zwei von ihnen wollen Arbeiten, egal in welchem Beruf. Die anderen beiden können sich nur schwer entscheiden, in welchen Job sie ein Leben lang arbeiten wollen. Für Jugendliche wie sie gibt es das Gemeinschaftsprojekt „Jugend stärken: 1000 Chancen“ der Wirtschaftsjunioren Deutschland und des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Das Projekt geht heuer in die zweite Runde.

 
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20 Jugendlichen schnupperten in dieser Woche Praxisluft in Ausbildungsberufen der Betriebe der Region. Sie hatten gut zwei Dutzend Firmen zur Auswahl. Dort durften sie einen Tag lang einen Beruf ihrer Wahl kennenlernen. Sie redeten mit den Mitarbeitern und konnten einen Überblick über die Aufgaben des jeweiligen Berufes gewinnen. Alexander Leimanns (17) Beruf für diesen Tag: Kaufmann für Dialogmarketing bei Gedikom. Auf das Projekt wurde er durch die Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen (BvB) des beruflichen Fortbildungszentrums der bayerischen Wirtschaft (bfz) in Bayreuth aufmerksam. „Ich weiß noch nicht, was ich mal machen will“, sagt Leimann. Er wisse nur, dass er in die kaufmännische Richtung gehen will. Auf seiner Wunschliste stehen auch die Ausbildungsberufe Kaufmann für Büromanagement, IT-Systemelektroniker und IT-Fachinformatiker für Systemintegration. Nun hat er die Qual der Wahl. Um sich entscheiden zu können, macht er erst einmal Praktika.

"Ohne Arbeit kann man nicht leben"

Abrham Zeray (20) muss sich eigentlich nicht entscheiden. Für ihn ist es das Wichtigste, überhaupt zu arbeiten. „Ohne Arbeit kann man nicht leben“, sagt er. Vor sechs Jahren ist er von Eritrea nach Deutschland geflohen, zwei Jahre lang war er unterwegs. Er war damals 14 Jahre alt und allein. Es habe Schwierigkeiten daheim gegeben, sagt er. Mehr will er nicht sagen. Nur dass er in Kontakt zu seiner Familie stehe. Zwar habe er einen High-School-Abschluss, sein Zeugnis aber nicht mitgenommen. Im vergangenen Jahr hat er eine Ausbildung bei einer Firma begonnen, wurde aber nach drei Monaten gekündigt – seine Noten waren zu schlecht. Dann hieß es wieder: Die Schulbank drücken und die Berufsintegrationsklasse der Berufsschule besuchen. Sein Deutsch sei jetzt besser als 2016, sagt er. Zufrieden ist er auch mit seinem Tagespraktikum bei Ox logistics: „Die Arbeit gefällt mir gut.“ Doch so wirklich überzeugt wirkt er nicht. Im Januar wird er ein Praktikum bei einer Autolackiererei machen. „Ich arbeite lieber mit den Händen“, sagt er und grinst.

"Ich würde hier gerne eine Ausbildung machen"

Auch Hossein Amiri (23) besucht die Berufsintegrationsklasse der Berufsschule. Sein Deutsch ist noch nicht so gut, aber er ist lernwillig. An dem Tag lernt er das Unternehmen Unterberger Dental kennen. „Ich würde hier gerne eine Ausbildung machen“, sagt er. Unterberger Dental stellt Zahnersatz her. Brücken, Kronen und komplette Gebisse. Da steckt viel Handarbeit dahinter. Das gefällt dem 23-Jährigen. Amiri ist vor zwei Jahren aus dem Iran nach Deutschland gekommen. Auch er hat Probleme mit seiner Familie. Näher darauf eingehen will er aber nicht. Er steht auf eigenen Beinen und muss arbeiten, um in der Fremde zu überleben.

"Bisher gefällt mir der Tag gut"

Patricia Kraus (16) hat sich die SW Color Lackfabrik GmbH ausgesucht. Azubi Fabian Gareiß ist im dritten Lehrjahr und zeigt ihr die Abläufe der Firma. „Wir rechnen gerade Rezepte aus und haben schon Lack zusammengemischt“, erzählt die 16-Jährige. Und: „Bisher gefällt mir der Tag gut.“ Als Kind wollte sie immer Kinderkrankenschwester werden. Heute ist der Wunsch für sie unvorstellbar. Kraus hat ihre Mittlere Reife in diesem Jahr geschafft und ist jetzt auf der Suche nach einem Ausbildungsberuf.

Info:

Das Projekt „Ein Tag Azubi“ ist für junge Menschen, die Schwierigkeiten haben, einen Beruf zu finden. An diesem Tag bekommen sie einen Einblick in den beruflichen Alltag verschiedener Unternehmen. „Das ist eine echte Chance für Jugendliche. Sie entdecken ihre Stärken und bekommen Impulse für ihre berufliche Weiterentwicklung“, sagt Florian Eagan (36), Präsident der Wirtschaftsjunioren. Das Projekt hat Erfolg: Die Teilnehmerzahlen haben sich mehr als verdoppelt. 2016 seien es sieben Probe-Azubis gewesen, in diesem Jahr sind es 20. Im vergangenen Jahr sei sogar einer der sieben Teilnehmer als Azubi genommen worden, sagt Erika Heerdegen stolz. Sie ist Jobbegleiterin im bfz.

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