Axel Hacke, Meister des Abschweifens

Von Andrea Pauly

Warum Howard Carpendale "Schweinespuren im Sand" singen sollte, warum er in manchen Orten über Nacht zur Strafe die Diktatur einführen würde und warum Donald Trump "der dümmste Mensch der Welt ist", erläutert Axel Hacke nicht nur in seinen Kolumnen im Magazin der Süddeutschen, sondern auch live vor 400 Gästen in Bayreuth.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Axel Hacke findet in seinen Kolumnen nicht nur die richtigen Worte, sondern auch die richtigen Themen; oft sind es solche, die zwar da sind, aber nicht präsent. Er findet das Abstruse im Profanen und das Verwunderliche im Alltäglichen. Bestes Beispiel dafür ist seine Wumbaba-Trilogie, aus der er auch im ausverkauften Zentrum in Bayreuth einige Stellen liest - zum großen Vergnügen seiner Zuhörer. "Ich hätte genug Stoff für ein viertes Buch. Aber das geht nicht, das ist ja eine Trilogie", sagt der Kolumnist des Süddeutsche-Magazins. Aber seit seiner Trilogie sei ihm klar: In Deutschland werde kein einziges Lied richtig verstanden. Zudem seien "Fruchtzwerge im Bauch" (Herbert Grönemeyer), "Schweinespuren im Sand" (Howard Carpendale) oder "schön wie eine Wachtel am Morgen" (Roland Kaiser) ohnehin die besseren Texte und näher an der Realität.

Von Wahlen zum Eis, vom Unfall zur Aussprache

Axel Hacke ist der Meister des Abschweifens. Eine Kolumne zum Thema Wahl dreht sich bis auf den ersten und letzten Satz ausschließlich um Malaga-Eis. Ein anderes Mal schreibt er eigentlich über einen Unfall auf einer Skihüttentoilette, macht dann aber einen Exkurs zur Aussprache des Wortes "röntgte" in Münster, Zwickau oder Windischeschenbach. Er liest über die Vererbungstechniken bei Dressurhengst Totilas und über vegane Wurst.

Wenn sein Humor endet, wird er bissig

Seine Lesung ist auch ein Vergnügen, weil Hacke nicht nur schreiben kann, sondern auch vorlesen, genauer: vortragen. Je nach Thema ist sein Ton spitz, ungläubig, sentimental, trocken, entrüstet oder überrascht, ohne dass er jemals bemüht wirkt. In Hochform ist Hacke aber, wenn er sich über etwas ernsthaft aufregt. Wenn sein Humor endet, wird er bissig. Für Orte, in denen die Wahlbeteiligung bei Kommunalwahlen unter 50 Prozent liegt, fordert Hacke die Einführung einer Diktatur. Wenn Heino für sein Cover-Album von den Feuilletons gefeiert wird, bringt Hacke erst Bespiele für dessen dämliche Liedtexte an und erinnert dann daran, dass Heino das Deutschlandlied mit allen drei Strophen und das alte Volkslied "Wenn alle untreu werden" intoniert habe, das "im Liederbuch der SS gleich nach dem Horst-Wessel-Lied kam". Da ist es wieder: das Abstruse, das die ganze Zeit da, aber nicht präsent war.

Dumme wollen nicht lernen

Feinsinnig analysiert Hacke in Bayreuth, dass Dummheit viel zu oft daraus resultiere, dass die Betroffenen nichts lernen wollen - obwohl sie es könnten. Deshalb sei Donald Trump auch der dümmste Mensch der Welt, schlussfolgert Hacke: Der könne es sich schließlich nicht nur leisten, täglich Zeitung zu lesen, um sich zu bilden; er könne sich gleich einen ganzen Zeitungsverlag kaufen, so reich wie er ist. "Und trotzdem hält er Paris für eine deutsche Stadt."

Der Kolumnist verlässt die Bühne nach einer Zugabe aus seinem Buch "Fußballgefühle", wo er sich darüber freut, dass "Lahm gegen Immobile" spielte. Er wäre eben nicht Axel Hacke, wenn er nicht auch bei diesem großen Thema etwas Abstruses gefunden hätte.

Wie Axel Hacke live ist, sehen Sie im Video, das im Sommer 2015 in Tübingen entstanden ist:

 

Bilder