Der Landkreis Kulmbach plant ein Konzept für den Fahrradverkehr – Vorschläge willkommen Aus Stückwerk wird ein Netz

Von Stefan Linß
Jürgen Tesarczyk vom ADFC-Kreisverband Kulmbach bringt seine Ideen in das neue Radverkehrskonzept des Landkreises ein. Foto: Stefan Linß Foto: red

Bei dem kühlen und regnerischen Herbstwetter der vergangenen Tage denken die wenigsten ans Radfahren. Doch einige stellen schon jetzt die Weichen für die Zukunft des Fahrradverkehrs in der Region. Jürgen Tesarczyk vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) gehört dazu. „Wir brauchen dringend die Vernetzung“, betont der Sprecher des ADFC-Kreisverbandes Bayreuth-Kulmbach.

 
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Seit Jahren sucht er nach Möglichkeiten, die Lückenschlüsse im Wegenetz zu beseitigen. Jetzt will der Landkreis ein neues Radverkehrskonzept erstellen. Und Tesarczyk erhält die Möglichkeit, seine zahlreichen Vorschläge einzubringen. Jedermann ist aufgerufen, Ideen zu äußern, die das Fahrradfahren im Raum Kulmbach attraktiver machen. In den vergangenen Jahren sei oft nur Stückwerk passiert. Insgesamt ist die Situation für Radfahrer unbefriedigend, kritisierte der ADFC-Fahrradklimatest. Kulmbach hat bei der Umfrage stets miserable Noten erhalten.

Ein Negativbeispiel, das Jürgen Tesarczyk immer wieder beanstandet, ist die enge und kurvige Straße zwischen Kauerndorf und Fölschnitz. Eingepfercht zwischen der Mauer und dem Auto- und Schwerlastverkehr müssen sich die Radfahrer gefährlichen Situationen aussetzen. Ein Steg über den Weißen Main wäre die Lösung. Dann könnten Radfahrer und Fußgänger die Feldwege unterhalb der Straße nutzen. Ganz so einfach sei das nicht, sagt Christopher Fischer vom Landratsamt. Weil der Naturschutz am Weißen Main eine Rolle spiele. Außerdem müssten Privatgrundstücke gequert werden.

Nicht nur in Kauerndorf geht es mit dem Radwegenetz nur langsam voran. Fischer treibt den Prozess trotzdem weiter. „Wir wollen Stück für Stück schauen, was verwirklicht werden kann“, sagt der Mitarbeiter der Wirtschaftsförderung. Es fehlen Radweganbindungen zwischen Ködnitz und Trebgast und weiter nach Schlömen und Himmelkron sowie an vielen anderen Orten in Kulmbach Stadt und Land. Die Gemeinden sind aktiv, haben aber große Mühe, die Vorhaben zu finanzieren. Deshalb wird so manche Idee wohl Utopie bleiben.

Das Landratsamt hat sich das Ziel gesteckt, mehr Menschen dazu zu bewegen, auf das Rad umzusteigen. Dazu sind bessere und zusammenhängende Routen abseits der Hauptstraßen nötig, sagt Christopher Fischer. Er möchte ein Konzept aus einem Guss. Dazu brauche es zuerst eine Bestandsaufnahme. Der Landkreis will ein Planungsbüro finden, das sich um den Ist-Zustand kümmert. Die Fachleute könnten im kommenden Jahr damit anfangen, die Verkehrssituation zu analysieren. Dabei geht es nicht nur um die offiziellen Strecken. „Wir unterscheiden zwischen Radwegen und Touren“, erklärt Fischer. Die Touren könnten über Feld- und Flurwege führen und einige Lücken im Verkehrsnetz schließen. Simple Lösungen seien gefragt.

Touristen wollen genauso wie Einheimische wissen, wie sie mit dem Rad am einfachsten von A nach B kommen. Diese Informationen sollen in Karten dargestellt werden. „Wir brauchen eine neue Beschilderung und Hinweistafeln“, sagt Fischer. Erst im nächsten Schritt gehe es dann um die Lückenschlüsse und den Bau neuer Radwege. Das Projekt ist für die kommenden zehn Jahre ausgelegt. Fischer ruft alle Bürger zur Mitarbeit auf. Derweil entstehen im Landkreis weitere Radwege. Das Bauamt lässt entlang der Bundesstraße 85 neue Strecken anlegen. Sie sollen ebenso in das geplante Netz integriert werden. Die künftige Routenkarte schließt auch an die Wege der Nachbarlandkreise an.

Mountainbike-Rundwege könnten separat erfasst werden. Außerdem will der Landkreis den Trend zu den Elektrofahrrädern aufgreifen. „Die neuen Touren verlaufen auch entlang der Ladestationen“, sagt Fischer. Neben Kommunen und Vereinen sind alle Bürger dazu aufgerufen, am neuen Radverkehrskonzept mitzuarbeiten. Vorschläge per E-Mail an fischer.christopher@landkreis-kulmbach.de.

Als Ansprechpartner für den Radverkehr im Raum Kulmbach steht auch Jürgen Tesarczyk vom ADFC-Kreisverband unter Telefon 0 92 21/3 91 37 70 oder per E-Mail (kulmbachaktiv@yahoo.de) bereit.

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