Christa-Maria Scheurich-Behrendt aus Warmensteinach gilt als Künstlerin in Sachen Patchwork und Quilt Aus Resten werden kleine Kunstwerke

Von Gisela Kuhbandner

Patchwork und Quilten sind für Christa-Maria Scheurich-Behrendt „Herzenssache“. Gepaart mit Liebe und Leidenschaft für ein Kunsthandwerk, das an eine uralte, einst aus der Not geborene Tradition anknüpft. Deshalb ist es für die Künstlerin auch ein Anliegen, in ihren Arbeiten alte Werte zu erhalten, aber auch offen zu sein für Neues – Gedanken, Erinnerungen und Sehnsüchte, die sich in all ihren Werken ausdrücken.

 
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In „My little garden“ träumte die Warmensteinacherin, die – bis vor vier Jahren in Berlin 22 Jahre lang als Ergotherapeutin im schulischen Dienst der Stadt tätig war – von einem Garten in der Großstadt. „Feuer unterm Eis“ in verschiedenen Blautönen lässt den Betrachter die Wahl: heimeliger Kachelofen oder kalte Fichtelgebirgsnacht. „Er liebt mich, er liebt mich nicht, er liebt mich ….“ So nennt die in Miltenberg geborene Künstlerin in Anlehnung an das alte Blütenblätter-Abzupf-Orakel einen prachtvollen Quilt, der den Sommer samt unbeschwerten Kindheitstagen eingefangen hat – mit Blumen – allerdings nur zum Streicheln schön.

Auf einem großen Tisch stapeln sich farbenfrohe Stoffreste, kleine, bunte, bereits zusammengenähte Quadrate, Schablonen, Schere, Nadeln und Faden. Über dem Stuhl hängt eine dick gefütterte, blau-gemusterte Kuscheldecke. „Als ich mit meinem Mann nach Warmensteinach zog, um meine kranke Schwiegermutter zu pflegen, hat sie mir hier gute Dienste geleistet“, schmunzelt die Künstlerin, als sie aus ihrem Leben und den Anfängen ihrer Kunst erzählt und davon, dass sie hier jetzt mehr Zeit hat, ihr Hobby zu pflegen. Die Motivation und auch das erste Handwerkszeug für ihr Kunsthandwerk hat sie von ihren Kanada-Reisen mitgebracht. „Für meine erste Decke mit einer Größe von 2,60 Metern im Quadrat, hab ich drei Jahre gebraucht“ weiß sie noch. „Doch mittlerweile bin ich, dank auch der Erfahrungen mit einer neuen Stepptechnik um Monate schneller“.

Der Arbeitsgang eines anspruchsvoll gearbeiteten Quilts, die künstlerische Form einer Steppdecke aus Stoffteilen, den sogenannten Patches, zusammengesetzt, ist immer noch der Gleiche: Die Decke besteht aus mindestens drei Lagen, einer aufwendig gestalteten Vorderseite, einer in der Stärke variierenden Wattierung (meist Vlies) als Zwischenlage und einer Rückseite, die mit Stichen, dem Steppen, oder auf englisch „quilten“ , verbunden werden, was außerdem noch sehr dekorativ ist.

„In den letzten Jahren hab ich mit der Nähmaschine gesteppt, jetzt quilte ich wieder per Hand“, weil das einfach schöner aussieht und ich zudem noch eine zeitsparendere Methode entdeckt habe“, sagt sie und erinnert sich, dass ihr Handarbeiten schon als Kind viel Spaß machte – „außer Strümpfe stopfen, das mir meine Tante beigebracht hat“.

Für ihre überaus anspruchsvoll gearbeiteten Werke nimmt Christa-Maria Scheurich-Behrendt gerne das uralte, traditionelle Muster „Log Cabin“, das auch alten zerschlissen Stoffen noch ein „zweites Leben“ bietet. „Für einen Quilt“ für meine Eltern, den ich „my roots“ (meine Wurzeln) nannte, habe ich abgetragene Kittelschürzen meiner Mutter und zerschlissene Hemden meines Vaters verwendet, für die Rückseite alte Bettwäsche. Alles ergänzt sich zu einem harmonischen Bild von einer lebenslangen Verbundenheit zwischen Mann und Frau“ erklärt die Warmensteinacherin.

Ihre Ausstellung im Freizeithaus wurde begeistert angenommen. Und gerne gibt die Künstlerin, die mit Quiltkult in ganz Deutschland unterwegs ist, ihr Wissen weiter, in Kursen in Fürth, im Freilandmuseum Grassemann, in ihrem Werkraum zu Hause – und in ihrem Anleitungsbuch in praktischer, stabiler Ringbuchform. Das liegt bereits in der zweiten Auflage vor und beinhaltet auf 92 Seiten leicht verständliche, kurze Texte sowie bebilderte Arbeitsanleitungen mit verschiedenen Methoden und Techniken, um „mit kleinen Stichen große Wirkung zu erzielen. „Denn“, sagt die Künstlerin , „die kleine Stiche sind wie das Schreiben mit einzelnen Buchstaben. Jeder Stich wird zu einem Wort, einem Bild, einer Geschichte – einer Geschichte, die das Leben schreibt.“

Weitere Infos: www.quiltkult.de

INFO: Das Buch ist für 18,95 Euro im Wohnort der Künstlerin in 95485 Warmensteinach, Knopfbachtalstraße 84 zu haben oder auch per Mail zu bestellen: stich@quiltkult.de gis

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