Aus für das Seniorenparadies

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Im Februar schien die Welt noch in Ordnung im Seniorenparadies für (von links) Günther Oertwig, die damalige Heimleiterin Martina Deinzer und Barbara Oertwig. Foto: Archiv/ Luisa Degenhardt Foto: red

Fehlende Nasszellen und Toiletten auf den Zimmern – das Seniorenparadies in Bronn hatte Probleme mit der Heimaufsicht, sogar die Schließung drohte. Dann im Februar das große Aufatmen bei allen Beteiligten: Das Heim bekam für das Nachrüsten eine Gnadenfrist bis zum August 2021. Jetzt,von einem Tag auf den anderen, ist das Paradies Vergangenheit. Das Betreiberehepaar Günther und Barbara Oertwig (beide 83) hat die Einrichtung geschlossen. Schuld daran sei das Landratsamt. Dort weist man diesen Vorwurf entschieden zurück.

 
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Das Aus kam Mitte vergangener Woche. Angehörige wurden informiert, dass die Bewohner ihre Zimmer innerhalb eines Tages räumen müssten. Auslöser war ein Schreiben der Heimaufsicht am Landratsamt, sagt Barbara Oertwig. In dem Schreiben sei dem Heim untersagt worden, neue Bewohner aufzunehmen. „Weil uns nach einer Prüfung, und die hatten wir fast wöchentlich, Fehlverhalten bei der Betreuung vorgeworfen wurde“, so Barbara Oertwig. Konkret handelte es sich um einen Fall von Dekubitus bei einer Seniorin, also um offene Stellen am Körper. Man habe zugesichert, die zur Behandlung nötigen Anschaffungen schnellstmöglich zu tätigen, der Aufnahmestopp sei aber nicht aufgehoben worden.

Viel rumtelefoniert

Doch warum dann gleich die Schließung über Nacht? Das habe federführend die Heimleitung zu verantworten, sagt Barbara Oertwig. Diese habe den Bewohnern mitgeteilt, dass sie sich um eine neue Unterkunft gekümmert habe und sie das Seniorenparadies rasch verlassen müssen. Ihr Mann wollte das „mit Verzögerung in die Wege leiten, er wollte sie langsam ausquartieren, er hatte da auch schon viel rumtelefoniert“.

Leitung mehrfach gewechselt

Die Heimleitung hatte in der jüngeren Vergangenheit mehrfach gewechselt, so erst in diesem Jahr. „Wir sind da immer wieder vom Regen in die Traufe gekommen“, sagt Günther Oertwig. Und er sagt, dass sich Heimleitung und Heimaufsicht quasi die Bälle zugespielt hätten.

Aufnahmestopp ja, Schließung nein

Ganz anders die Sicht des Landratsamtes. „Wir hatten mit der Schließung nichts zu tun, das war ganz alleine eine Entscheidung des Betreibers“, so Pressesprecher Michael Benz. Der Aufnahmestopp für neue Bewohner war eine zeitlich begrenzte Maßnahme „aufgrund bestehender Abweichungen von bestimmten Vorgaben in der Pflegeeinrichtung“, so Benz. Sobald die „definierten Standards“ wieder erfüllt sind, wäre die Anordnung aufgehoben worden. Und, sagt Benz: „Die Einrichtung arbeitete nach unserer Kenntnis zielstrebig an einer schnellen Lösung des Problems, so dass die Anordnung nach unserer Einschätzung wahrscheinlich nur von kurzer Dauer gewesen wäre.“ Umso mehr sei man von der plötzlichen Schließung überrascht worden.

Brigittenheim hat "zufällig" Platz

Die acht betroffenen Heimbewohner wurden im Eilverfahren in anderen Pflegeeinrichtungen untergebracht. In Nürnberg, in Lauf – und auch im Pegnitzer Brigittenheim. Das bestätigte Dekan Gerhard Schoenauer gestern auf Anfrage. Dabei spielten „zufällige Umstände“ eine wesentliche Rolle, ist das Heim doch regelmäßig ausgebucht. Ein Zimmer wurde durch einen Todesfall frei und konnte mit einem Bewohner aus Bronn belegt werden, „der nach unserer Warteliste sowieso als Nächster an der Reihe gewesen wäre“. Und in einem anderen Raum sollte eigentlich erst der Fußboden erneuert werden – „das haben wir jetzt verschoben, denn wir mussten da schließlich helfen, sonst wären die Leute auf der Straße gestanden“.

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