Innovatives Konzept von Julia Förster-Oetter überzeugt die Jury Bayreuther Goldschmiedin gewinnt HWK-Designpreis

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Die Bayreuther Goldschmiedin Julia Förster-Oetter, Gewinnerin beim Design- und Erfinderpreis 2015 der Handwerkskammer für Oberfranken. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Man muss auch etwas Glück haben. Gleich das erste Stück, das die Bayreuther Julia Förster-Oetter nach dem Schritt in die Selbstständigkeit 2011 verkaufte, war auf Wunsch einer Kundin umgestalteter alter Schmuck. Die Goldschmiedin entwickelte die Idee weiter und wird für das Konzept jetzt mit einem der Design- und Erfinderpreise der Handwerkskammer ausgezeichnet. Den bekommt sie übrigens nicht zum ersten Mal.

 
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Seitensprünge heißt die Designoffensive der Handwerkskammer. "Und das passt ja wirklich ganz gut", sagt Förster-Oetter. Denn hauptsächlich stellt sie in ihrem kleinen Atelier gleich hinter der Ordenskirche in St. Georgen Schmuck her, bei dem sie Glaskugeln mit Gold, Silber oder auch Kugeln aus Lava kombiniert. "Da ist es schon ein Seitensprung, alten Schmuck umzuarbeiten", sagt die 37-Jährige. Ein Seitensprung, der ihr viel Spaß macht. Weil es eine andere Art von Kreativität ist, aus einem alten, meist völlig aus der Mode gekommenen Teil etwas Modernes, Peppiges zu schaffen. Da wird dann eine alte, vielleicht nur noch zur Hälfte vorhandene Perlenkette mit kleinen Glaskugeln kombiniert, oder es wird Herrenschmuck zu einem Stück für eine Frau umgearbeitet.

Ideen in dieser Richtung hat Förster-Oetter viele, es kommen aber auch immer wieder Anregungen von den Kunden. Die Innovation ist dabei vor allem die Kombination mit den Glaskugeln die es in Hunderten Farbtönen gibt. "Es gibt ja nicht nur ein Grün sondern 40, 50 Grüntöne", sagt die Goldschmiedin, die bereits 2013 für ihren Bayreuth-Ring den Designpreis der HWK bekommen hat. Diesmal wird sie in der Kategorie "Innovative Geschäftsidee" ausgezeichnet.

Ein Preis übrigens, der nicht dotiert ist, der also "nur Ruhm und Ehre" bringt, sagt die Mutter zweier Buben lachend - um sogleich zu ergänzen, "dass das natürlich so nicht ganz stimmt". Schließlich darf sie als Preisträgerin bei den derzeit stattfindenden renommierten Coburger Designtagen ausstellen - und zwar kostenlos. Was Förster-Oetter natürlich Anfragen und damit Kunden bringt. "Ruhm und Ehre" also, die sich auszahlen dürften.

Fachjury würdigte Arbeiten

Wobei die Goldschmiedin keinen Hehl daraus macht, dass sie auch sehr stolz ist auf die Auszeichnung. "Wenn eine Fachjury die eigene Arbeit so würdigt, dann ist das schon etwas Besonderes." Die viele Arbeit, die im Bewerbungsstück und in der Präsentation steckt, ist dann vergessen. Und so freut sich Förster-Oetter auf die Preisverleihung, hat ihren Mann und ihre beiden neun und sieben Jahre alten Jungs dabei. Denn die müssen auf Frau und Mama auch manchmal verzichten, wenn sie viel arbeitet: "Wenn die Familie nicht dahinter steht, geht das nicht."

Ohne ein wichtiges Detail aber auch nicht - das geheime Buch. Was es damit auf sich hat? "Da schreibe ich zum Beispiel meine Rezepturen rein, damit ich einen Farbton auch wieder genau so hinbekomme, wenn eine Kundin ihn nach längerer Zeit für ein neues Schmuckstück erneut möchte." Die richtigen Produktionsprozesse stehen drin, damit die einzeln angefertigten Glaskugeln weder unter der Flamme noch beim Abkühlen springen. Das geheime Buch ist der Schatz des kleinen Unternehmens, sagt Förster-Oetter - und zieht eine Parallele zu den berühmten Glasbläsern von Murano: "Die durften früher Venedig nicht verlassen, damit sie ihre Künste nicht verraten konnten. Ich bewahre meine Kunst im geheimen Buch." 

"Seitensprünge steht für das Ausbrechen aus dem Althergebrachten. Es steht für neue Wege gehen, es steht für Design und Innovation im Handwerk", sagte Handwerkskammerpräsident Thomas Zimmer am Freitag bei der Preisverleihung in Coburg. Design und Innovation fänden täglich in Oberfranken statt; Handwerk und Mittelstand in Oberfranken seien hoch innovativ. "Wir beweisen diese Aussage mit unserem Seitensprünge-Projekt", so Zimmer: "Die Handwerkskammer für Oberfranken ist übrigens die einzige Handwerkskammer in Deutschland, die einen regionalen Design- und Erfinderpreis vergibt."

Die Preisträger

Kategorie innovative Geschäftsidee:

  • Orthopädie Forum Hohe Warte, Bayreuth, für die Gründung des Startups Orfomed
  • Atelier Förster-Oetter, Bayreuth, für das Projekt "Alt und neu - individuelle Schmuckkreationen"
  • Alte Posthalterei, Aufseß, Zertififzierung für pädagogische Einrichtungen: Werkstatt der kleinen Meister

Kategorie Erfinderpreis:

  •  Wiegel Gebäudetechnik, Kulmbach, Temperiergerät
  • Schlossermeister, Hetzles, Schuhlöffel für Ski-Schuhe
  • Pazdera AG, Coburg,  Skysystem Pazdera Monosky
  • Frankentronik, Sonnefeld, Erdungsklemme für LED-Röhren

Kategorie Designpreis:

  • Objekte Steinmetz und Steinbildhauer, Weigelshofen, Kirchengestaltung St. Georg Weigelshofen

Kategorie Design- und Erfinderpreis:

  • Salzbrenner Stagetec, Buttenheim, Polaris Evolution - das erste voll personalisierbare Netzwerk-Mischpult und INSPIration - das flexibelste integrierbare Inspizientenpult

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