Auf zwei Rädern zum Nordkap

Von Andreas Gewinner
Die "Nordkapjungs" fahren gemeinsam mit dem Motorrad an den nördlichsten Punkt Europas: (von links) Denis Mintchev, Claus Fleischmann, Michael Kolb, Jochen Schmidtner, Jörg Brendel und Herbert Badstieber. Foto: Andreas Gewinner Foto: red

Herbert Badstieber hat Erfahrung mit langen Motorradtouren an exotischen Orten. Einmal war er wochenlang in Ägypten unterwegs. Aber das ist schon Jahrzehnte her. Und die nächste Tour, die er und fünf Kumpels sich vorgenommen haben, hat es in sich. Es geht an den nördlichsten Punkt Europas, 6500 Kilometer hin und zurück.

 
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Die Gruppe: Sie heißen Jochen Schmidtner, Claus Fleischmann, Michael Kolb, Denis Mintchev, Jörg Brendel und Herbert Badstieber. Der Jüngste ist 50 Jahre alt, der älteste 63. Sie kommen aus Bad Berneck, Bayreuth und Creußen. Zwei Kaufleute, ein Heizungsbaumeister, ein ehemaliger Dachdeckermeister, ein Schuster, ein Autohändler. Wie haben sie sich kennengelernt? „Beim Psychiater“, sagt der Schuster. „Wir wollen alle Männer werden, deswegen wollen wir gemeinsam ans Nordkap“, sagt ein anderer. Keine Frage, todernst geht es hier nicht zu. Das weiß niemand besser als „der Rumäne“. Der in Wahrheit Bulgare ist und sich schon jedes Klischee anhören musste, das es in Deutschland über Rumänen gibt. Natürlich nur im Spaß.

Doch in einem Punkt ist es ihnen Ernst: Wenn einem unterwegs die Maschine ausfällt, wird er von einem anderen mitgenommen. Oder die anderen warten auf ihn, obwohl die Tour minutiös durchgeplant ist. „Es wird keiner zurückgelassen“, verspricht Herbert Badstieber.

Obwohl sie inzwischen eher zur Spezies der gesetzten „Genussbiker“ zählen, sind sie schon in jungen Jahren zum motorisierten Zweirad gekommen. Michael Kolb ist nicht nur im Vorstand der Harley-Freunde Bayreuth, sondern auch im Vespaclub Bayreuth aktiv. Teils haben sie schon gemeinsam lange Touren unternommen. In den USA auf der Route 66, in den Rocky Mountains oder nach Sizilien, mit 5300 Kilometern bisher die längste Tour. Fast jeder hat zahlreiche aufgenähte Patches von einer seiner Touren auf dem Hemd oder der Weste. Denn gefahren wird nicht im Lederkombi und Integralhelm „wie die ’Reiskocher’-Fahrer“, so Badstieber. Sondern in normaler Kleidung und mit Jethelm, mit dem man den Fahrtwind spürt und den Geruch der Landschaft wahrnimmt, durch die man fährt.

Die Maschinen: Der Fuhrpark bietet zusätzlichen Raum für Frotzeleien, obwohl keine „Reiskocher“ (japanische Fabrikate) darunter sind. Drei Harleys, drei BMW. Die BMW hat in der Regel Sitz- und Handgriffheizung, ihr Triebwerk klingt wie eine Turbine. Die Harley hat einen V-Motor und klingt auch so. Generell gelten BMW-Fahrer bei Harleyfahrern ein wenig als Warmduscher.

Die Tour: Die „Nordkapjungs“, wie sich selbst nennen, sind nicht die ersten, die mit dem Motorrad ans Nordkap fahren. Jochen Schmidtner war sogar schon dort, allerdings mit dem VW-Bus. Aber entgegen dem Brauch fahren sie gegen die Uhr und nehmen die Hinstrecke über Schweden und die Rückfahrt über Norwegen. 17 Tage Zeit nehmen sie sich für die 6500 Kilometer, die jeweils längste Tagesetappe liegt am Anfang und Ende der Tour: 650 Kilometer nach beziehungsweise von Kiel. Die größte Herausforderung wird das Wetter sein. Tagestemperaturen von vielleicht nur zehn Grad erwarten die Nordkapjungs, je näher sie ihrem Ziel kommen. Und abends bei reichlich Alkohol wieder auftauen, ist nicht: Die Promillegrenzen in Skandinavien liegen bei 0,2, und die dortige Polizei passt gut auf, so dass man sich keinen Start in den Tag mit Restalkohol leisten kann. „Das wird schon anspruchsvoll und kräftezehrend, kein Wochenendausflug“, ist sich Jörg Brendel sicher, „das Wetter ist das größte Risiko.“ Dafür wissen sie jetzt schon, dass die Sonne nicht untergehen wird, wenn sie wie geplant am 28. Juni am Nordkap eintreffen.

Info: Wer den Nordkapjungs auf ihrer Tour folgen will, kann dies auf Facebook über die öffentliche Gruppe „Nordkapjungs“ tun. Start ist am Donnerstag, 22. Juni.

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