Akademische Sprache
Mit der Sprache kommt die 25-Jährige gut zurecht, sie hat sich schnell daran gewöhnt. Schwierig war allerdings anfangs das Lesepensum, denn es waren ja keine Romane, sondern wissenschaftliche Abhandlungen, Fachbegriffe, eine akademische Sprache. Auch an die Kultur gewöhnt sie sich langsam, einiges ist wie in Deutschland, einiges wieder ganz anders. „Ich hoffe, dass sich die amerikanische Kultur und die Werte, die ich von daheim mitgebracht habe, mit der Zeit vermischen.“
Hat sie schon etwas vom Land gesehen? „Bislang beschränkt sich das auf Florida, denn das Studium ist sehr zeitintensiv“, erzählt sie. Bisher war sie in Fort Lauderdale, Miami und Cocoa Beach, von wo man die Raketenstarts in Cape Canaveral sehen kann. Diesen Monat ist sie für ein ehrenamtliches Projekt zwei Tage in Fort Myers. „Wir helfen Häuser für einkommensschwache Familien zu bauen und verteilen in einer Obdachlosenküche Essen“, so Müller. Sie war in Disney World und hat einen Teil der Universal Studios gesehen. Außerdem geht sie gerne zum Angeln oder an den Strand. In Tampa hat sie Delfine beobachtet.
Große Gastfreundschaft
„Die Gastfreundschaft der Amerikaner ist sehr groß“, hat sie festgestellt. Von Freunden wurde sie eingeladen, Thanksgiving und Weihnachten mit ihnen zu feiern. Die Amerikaner könnten es nicht ertragen, wenn jemand an den Feiertagen allein und ohne Familie ist. Oft identifizieren sich die Amerikaner mit ihren europäischen Wurzeln, sind stolz darauf, weil vielleicht der Urgroßvater aus Deutschland kam.
Schwer zu durchschauen sei das Gesundheitssystem. Man muss erkennen, was zum Beispiel die Krankenversicherung übernimmt. Meist ist es weniger, als in Deutschland. Und das Studium ist sehr teuer. Es gibt kaum jemanden, der ohne Schulden aus der Unizeit geht. Allerdings könne man das Geld größtenteils auch am Campus sehen. Nadine Müllers Uni ist die größte in Florida und die zweitgrößte in den USA. „Hier gibt es nichts, was es nicht gibt. Ein riesiges Fitnessstudio – umsonst für Studenten – Pools und alle möglichen Sportarten“, staunt sie. Es gibt ein Writing Center, das einem beim Schreiben von Hausarbeiten hilft sowie zahlreiche Workshops. Und das Campus hat eine eigene Polizei. Gewöhnungsbedürftig sei für sie die Waffenpräsenz. Nachrichten über Menschen, die angeschossen oder erschossen wurden, sind normal wie in Deutschland Autounfälle. Groß war die Betroffenheit der Bevölkerung nach den Pariser Anschlägen. Die Erinnerungen an die Attentate auf das World Trade Center in New York waren stark.
Kontakt mit daheim über Skype
Hat sie Heimweh? „Ja, meine Familie und Freunde vermisse ich schon“, bedauert sie. Aber dank Whatsapp und Skype bleibe man leichter in Kontakt. „Im März kommen meine Eltern, eine Schwester und eine Freundin. Da freue ich mich schon sehr drauf“, sagt sie.
Und sie vermisst öffentliche Verkehrsmittel. Die gibt es in Orlando kaum und sie hat kein Auto. Aber sie hat Mitbewohnerinnen, die sie zum Einkaufen mitnehmen, denn die Entfernungen sind hier anders. Man kann nicht einfach mal zum Supermarkt laufen. Wie es nach dem Studium weitergeht, weiß sie noch nicht. Zwar hat sie das Profiling besonders gereizt, aber es gibt noch so viele andere Möglichkeiten, in diesem Bereich tätig zu sein.