Mehr einfach Hotels müssen her
Bayreuth stehe touristisch vor "goldenen Zeiten, die sich nicht einmal verhindern lassen", sagt Becher. Dennoch betrachtet er einen Aspekt mit einem gewissen Unwohlsein: die Situation bei den Hotels. "Wir haben zwei liebevoll geführte Drei-Sterne-Häuser, die zusammen keine 200 Betten haben. Der Rest sind Vier-Sterne-Häuser. Es gibt tatsächlich ein Problem, Gruppen unterzubringen, weil bei den Hotels die Vielfalt fehlt." Es gebe kein Fünf-Sterne-Haus, keine Zwei-Sterne-Hotels, zu wenige einfache Pensionen für Gäste, die auf eigene Faust kommen, die günstig übernachten wollen.
Das sagen die Hoteliers
Es gibt Nachholbedarf. Die Hotels und die Gaststätten in und um Bayreuth müssten sich umstellen. Neu einstellen auf den Tagesgast. Den Gast, der nur eine Nacht und nicht eine ganze Woche bleiben will. „Auch wenn es natürlich schöner ist, eine ganze Woche zu vermieten“, sagt Engin Gülyaprak, der Bezirksvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbands, im Gespräch mit unserer Zeitung.
Das Publikum habe sich auch ohne den Effekt, den die Eröffnung des Welterbes im April 2018 bringen werde, verändert. In der Festspielzeit ebenso wie außerhalb der sechs Wochen im Sommer. „Die Besucher werden jünger. Ein Umbruch, den ich persönlich gut finde. Dem muss man in der Gastronomie mit den entsprechenden Gerichten Rechnung tragen. Bistro-Essen statt Menü. Zum Beispiel.“
Mehr Angebot für Zufalls-Touristen
Gülyaprak sagt, auch aus seiner Sicht fehlen Hotels mit geringeren Standards als die, die aktuell in Bayreuth angeboten werden. „Es fehlt tatsächlich Angebot für den Zufalls-Touristen. Wer günstiger übernachten will, muss in die Peripherie gehen.“ Allerdings lässt sich dieses Thema aus seiner Sicht erst lösen, wenn die Touristenströme bereits nach Bayreuth kommen. „Mit dem Bedarf kommen die Investoren.“ Es fehle schlicht an Bestand: „Kleine Zimmer, kleine Wohnungen gibt es in der Studentenstadt Bayreuth nicht mehr.“
Gleichwohl sei das Thema Welterbe bei den rund 200 Mitgliedsbetrieben des Hotel- und Gaststättenverbands „in Arbeit. Es tut sich was. Viele Kollegen investieren. In die Zimmer, in neue Konzepte“. Es dürfe gerade bei den Hoteliers keine Angst vor Konkurrenz geben. Die belebe tatsächlich das Geschäft. Er erlebe das täglich mit seinem eigenen Laden, dem Café Ponte. Bayreuth habe jetzt schon großes Potenzial, „die Touristen kommen das ganze Jahr über. Allein am Wochenende waren sieben oder acht größere Touristengruppen hier. Allein für mich hat das an diesem Wochenende ein Umsatzplus von 30 Prozent bedeutet“.
Die Touristen, die nach Bayreuth kommen, hätten einen anderen Blick auf Bayreuth. „Die sehen nicht so viel negativ wie die Bayreuther. Die gehen mit Freude in das Informationszentrum im Opernhaus, schauen die Baustelle an, sind begeistert von dem Opernhaus-Ensemble an sich“, sagt Gülyaprak. „Ich freue mich auf 2018. Dann sind wir die Stadt mit Herz.“