Asyl im Alten Schloss macht manchen Sorgen

Von Sarah Bernhard
André und Rodny Scherzer haben das Alte Schloss in Weidenberg gekauft und wollen dort nun Asylbewerber unterbringen. Am Donnerstagnachmittag stellten sie ihre Pläne vor. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Bei der Vorstellung der Pläne fürs Alte Schloss in Weidenberg treffen die Eigentümer André und Rodny Scherzer auf viele Engagierte - und einige, die von der Idee, dort Asylbewerber unterzubringen, nicht ganz so begeistert sind. Und so mäandert die knapp zweistündige Diskussion zwischen Details und Dschihad.

 
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„Sowas habe ich noch nie erlebt“, wird André Scherzer (45) später sagen. Er hat zusammen mit seinem Bruder Rodny (48) das Alte Schloss in Weidenberg gekauft und will dort in den kommenden Jahren Flüchtlinge unterbringen (der Kurier berichtete). Knapp zwei Stunden standen die beiden schwäbischen Brüder, die bereits zwei Unterkünfte im Landkreis Hof betreiben, am Donnerstagabend rund 50 Weidenbergern Rede und Antwort. Vorne im Saal eher die Engagierten, hinten eher die Kritiker.

Zunächst verläuft die Präsentation von Rodny Scherzer ruhig: Mindestens 60 Flüchtlinge sollen ab Dezember im Alten Schloss wohnen. 130 passen hinein, falls im kommenden Jahr das Dachgeschoss ausgebaut wird. Ansonsten maximal 100. Es wird eine Hotline geben, die rund um die Uhr erreichbar ist. „Falls etwas stört, finden wir bestimmt einen Kompromiss. Und wenn es ein paar Euro mehr kostet, soll es daran nicht scheitern“, verspricht Scherzer. Außerdem wird es eine Kooperation mit der Volkshochschule geben, die den Flüchtlingen nicht nur Deutsch, sondern auch die Region näher bringen soll.

Weidenberger haben Vorrecht auf Jobs

Nach einem Umbau in drei bis fünf Jahren sollen im Alten Schloss dann Senioren leben. In Dresden hätten sie ein solches Projekt bereits mit der Volkssolidarität realisiert, sagt Scherzer. In beiden Fällen haben die Weidenberger Vorrechte auf neu entstehende Jobs.

Nach 20 Minuten hält es der erste nicht mehr aus. „Ich weiß, was Sie daran verdienen“, ruft ein Mann von hinten, und berechnet eine astronomische Summe. Als ihn André Scherzer darauf hinweist, dass die Zahlen nicht stimmen, widerspricht er vehement. Rodny Scherzer kann das ab. Sein Bruder nicht. „Natürlich zahlen wir nicht drauf, aber sie gehen doch auch nicht in die Arbeit und geben ihrem Arbeitgeber dann noch Geld mit“, ruft er zurück.

Kleiderkammer für alle

Viele im Publikum schütteln den Kopf über die Kritik von hinten. „Ich würde gar nicht darauf eingehen“, ruft eine Frau von vorne. Von dort kommen dann auch die sachlicheren Fragen. Ob die Initiative „Integration Mensch“, die sich vergangene Woche bei einem Runden Tisch gegründet hat, im Gebäude zum Beispiel eine Kleiderkammer einrichten dürfte? (Sehr gerne.) Ob dort dann auch Weidenberger sich Kleider holen könnten? (Natürlich, alles andere wäre unverschämt.)

Und dann steht plötzlich die Behauptung im Raum, dass Asylbewerber die Kriminalitätsrate steigern. „Wissen Sie, dass der Islamische Staat Deutschland den Heiligen Krieg erklärt hat? Und was der Dschihad für einen Muslim bedeutet?“, schreit der Mann von hinten. André Scherzer guckt fassungslos. „Und wissen Sie, was für einen Schwaben Maultaschen bedeuten? Das hat doch hiermit gar nichts zu tun“, schreit er zurück. Noch bevor die Veranstaltung zu Ende ist, verlassen die Kritiker den Saal.

Die, die übrig bleiben, sind zufrieden. „Sie haben mehr gesagt als sie mussten“, sagt eine Zuhörerin von vorne. „Sie waren sehr offen“, sagt Bürgermeister Hans Wittauer. Und auch André Scherzer entspannt sich langsam wieder. „Sowas habe ich noch nie erlebt. Aber Gott sei Dank sind die meisten anders“, sagt er, und beginnt, mit einigen Weidenbergern einen Besuch in seiner Asylbewerberunterkunft bei Hof zu planen.

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