Das Gehirn immer auf Hochtouren
Das Privatleben kam trotz seiner Karriere nicht zu kurz. Hawking war zweimal verheiratet und hatte drei Kinder. 30 Jahre lang war er mit seiner Jugendliebe verheiratet, doch die Ehe scheiterte - später bezeichnete sie ihn als einen «Haustyrannen». 1995 heiratete Hawking seine Pflegerin, die Verbindung dauerte elf Jahre.
Trotz Gesundheitsproblemen lief das Gehirn des Genies stets auf Hochtouren. Neue Theorien entwickelte Hawking zu Schwarzen Löchern und dem Urknall: Die monströsen Schwarzen Löcher im All sind demnach keine Endstationen. Zwar saugen sie durch ihre enorme Schwerkraft alles ein, was ihnen zu nahe kommt, und lassen nicht einmal das Licht entkommen. Hawking konnte aber in der Theorie zeigen, dass Schwarze Löcher langsam verdampfen - eine Folge der Quantenphysik. Das Verdampfen dauert extrem lange. Die dabei entstehende Hawking-Strahlung ließ sich daher bisher nirgends nachweisen.
Forschung zum Anfang des Universums
Bereits als Doktorand hatte Hawking 1965 zusammen mit dem Briten Roger Penrose zudem einen wichtigen mathematischen Beleg für die Urknalltheorie geliefert. Die Idee vom Urknall war damals noch umstritten, unter anderem weil in dieser mathematischen «Singularität» die Naturgesetze nicht mehr gelten und so eine Art Schöpfungsakt notwendig zu werden schien.
Er beschäftigte sich mit Albert Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie und konnte zeigen, dass sie einen Anfang des Universums voraussagte - «ein Ergebnis, das die Kirche interessiert zur Kenntnis nahm», wie Hawking in seiner Autobiografie «Meine kurze Geschichte» (Rowohlt, 2013) schrieb. Später zeigte er jedoch, dass der Anfang des Universums nicht zwangsläufig in einer Singularität gelegen haben muss.
Auf der Suche nach der Weltformel
Außerdem versuchte Hawking über Jahrzehnte, die Relativitätstheorie mit der Quantenphysik zu vereinen und auf diese Weise eine Art «Weltformel» zu finden - in der Sprache der Physiker eine «Große Vereinheitlichte Theorie», die alle Bereiche des Universums beschreiben kann, vom Mikro- bis zum Makrokosmos. Er war eine Art Popstar der Wissenschaft und schreckte nicht davor zurück, zu populären Ideen wie Zeitreisen und Außerirdischen Stellung zu nehmen.
In seinen letzten Jahren trat Hawking immer wieder als Mahner auf. Intelligente Roboter, Klimaerwärmung, Atomkrieg und durch Gentechnik hergestellte Viren könnten die Erde gefährden, warnte er. Seine Botschaft: Die Menschheit müsse sich Ausweichmöglichkeiten im All schaffen, falls es zu einer hausgemachten Katastrophe kommen sollte. Gemeinsam mit dem russischen Milliardär Jurij Milner plante er, eine Armee nur etwa briefmarkengroßer Raumschiffe auf eine 20-jährige Reise zum Sternsystem Alpha Centauri zu schicken. Hawking war überzeugt: «Früher oder später müssen wir zu den Sternen schauen.»
dpa