Der Verband versucht sich auch an einer Antwort auf die Frage, ob Alte arbeiten, weil sie wollen und können. Oder weil sie müssen. Eine eindeutige Antwort gibt es nicht: „Ein wichtiger Faktor ist die Wirtschaftskraft. In starken Regionen gibt es insgesamt mehr Arbeit – so auch für Ältere. In Boomregionen haben Rentner wegen der höheren Lebenshaltungskosten zudem ein größeres Interesse an einer Arbeit. Auch Pendler beeinflussen die Statistik: Sie treiben die Beschäftigungsquote in boomenden Städten nach oben, während sie in den angrenzenden Kreisen absinkt.“
Doch für Alfred Heser ist nach sechseinhalb Jahrzehnten der Ruhestand in Sicht. Im Laufe des Jahres will er die Geschäfte an seine Tochter Claudia Schöbel übergeben.
Es gibt noch viel mehr
Doch Alfred Heser ist bei weitem nicht der einzige Warmensteinacher, der bisher keinen Ruhestand kannte.
Manfred Röthel (Fotografenmeister): Am 1. April 1929 hat Hermann Röthel sein Geschäft bei der Gemeinde Warmensteinach angemeldet. Es besteht heuer nunmehr seit 87 Jahren. Nachdem sein Sohn Manfred Röthel die Volksschule 1952 beendet hatte, trat er mit ins Geschäft ein und absolvierte eine Fotografenlehre bei Foto Junker in Wunsiedel. Danach legte er die Prüfung als Fotografenmeister ab. In den 50er Jahren verbrachte man die meiste Zeit in der Dunkelkammer, um schwarz-weiße Bilder zu fertigen. Die Hauptaufgaben waren Passbilder, Hochzeitsaufnahmen sowie Reportagen. Es war eine schöne Zeit. Als Sportfotograf war er bei den vielen Wintersportveranstaltungen in Warmensteinach hautnah dabei – und auch bei Politikerbesuchen stand er in nächster Nähe, etwa bei den Bundespräsidenten Karl Carstens, Richard von Weizsäcker, Bundeskanzler Willy Brandt und vielen Ministern. Manfred Röthel war 30 Jahre als Prüfungsmeister für Gesellenprüfungen tätig. Mit 78 Jahren und 64 Berufsjahren steht er immer noch gerne im Laden.
Horst Nickl (Braumeister): Nach Abschluss der Volksschule in Oberwarmensteinach erlernte Horst Nickl das Brauerhandwerk. 1961 legte er die Meisterprüfung ab. Nachdem er 1976 bereits als Gesellschafter in die Brauerei Hütten eingetreten war, übernahm er 1981 den Betrieb. Mittlerweile ist die Familie Nickl in der dritten Generation erfolgreich im Brauwesen und im Bierzeltverleih tätig. Mit nunmehr 79 Jahren ist Horst Nickl noch immer unermüdlich im Betrieb tätig und unterstützt die junge Generation mit seinem vielfältigen Wissen. Allein zu Hause würde er nach eigenem Bekunden durchdrehen.
Josef Trepl (Baumeister): Josef Trepl wurde am 4. Mai 1935 geboren. Er versucht seit Jahren, einen fähigen Nachfolger zu finden. Da ihm dies bisher nicht gelungen ist, macht er deshalb weiter. Aber auch, weil es ihm Spaß macht und er sein Geschäft selbst aufgebaut hat. Er ist immer noch für den Kunden da – selbst an Sonn- und Feiertagen.
Katharina Fischer (Gästepension): Katharina Fischer lernte im elterlichen Betrieb Metzgereiverkäuferin. Sie schlachtete sogar mit. Im Jahr 1970 machte sie sich selbstständig und baute im Reisigbach einen Pensionsbetrieb auf, den sie in den Folgejahren immer mehr vergrößerte. Katharina Fischer hat Freude an der Arbeit und am Umgang mit Menschen. Sie ist auch im Alter von 85 Jahren immer noch sehr aktiv. Solange es ihre Gesundheit zulässt, will sie weiter für ihre Gäste da sein.
Anton Reichenberger (Hotel Bergblick): Eigentlich war Anton Reichenberger, geboren am 26. Mai 1934, gelernter Schneidermeister von Beruf. Nach einer Umschulung in einem Hotel in Bischofsgrün war er ab 1961 im Hotel- und Gaststättenbetrieb tätig. Nach dem Tod seines Vaters 1971 übernahm er den elterlichen Betrieb. Sohn Hubert übernahm das Hotel Bergblick 2006. Anton erklärt, dass er so lange mitarbeiten werde, bis er umfalle – denn Personal koste viel Geld und er sei das Sparen gewöhnt.
Annemarie Reichenberger (Hotel Bergblick): Annemarie Reichenberger, die Schwester von Anton Reichenberger, wurde im Januar 80 Jahre alt. Seit nunmehr 64 Jahren ist sie im Familienbetrieb mit tätig. Im gesamten Hotelbetrieb ist sie bis heute nicht wegzudenken. Nach eigener Aussage kann sie sich ein Leben ohne Arbeit nicht vorstellen.
Arno Herrmann (Winkelhof): Am 19. November 1939 geboren, studierte er Lehramt und war als Grund- und Hauptschullehrer tätig. Von Kindesbeinen an musste er auf dem elterlichen Bauernhof, der seit 1830 im Familienbesitz ist, mithelfen. Die Freude an der Landwirtschaft, die er auch heute noch empfindet, hat er von seinem Großvater geerbt. So fühlt er sich nach eigener Aussage dem „Berg“ verpflichtet und ist immer noch Herr über 40 Rinder, Pferde, jede Menge Kleintiere und seine Felder und Wiesen.