Der Gemeinderat streitet, die Nachbarn streiten: Sollen im Westen Hahnenhofs neue Häuser entstehen? Anwohner aus Hahnenhof drohen mit Klage

Von Heike Hampl

Der Riss geht durch die Fraktionen: Die CSU im Heinersreuther Gemeinderat ist für neue Wohnbebauung in Hahnenhof. Die beiden Freien Wähler haben diese Meinung im August unterstützt, so kam der Beschluss für einen Bebauungsplan knapp zustande. Die SPD ist geschlossen gegen neue Wohnungen an diesem Ort, aber ihr fehlt die Mehrheit. Jetzt melden sich Anwohner zu Wort und drohen: „Wir gehen notfalls gegen die Bebauung vor Gericht.“

 
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Walter Tröger ist wütend. Und mit dieser Wut im Bauch hat er am Freitagabend die Sitzung des Heinersreuther Gemeinderates besucht. „Die geplante Bebauung würde den kleinen Ort zerstören“, sagte Tröger den Räten. „Die neuen Häuser würden über allen anderen thronen.“ Tröger sagt das als direkter Nachbar.

SPD hat Bedenken, aber keine Mehrheit

Bei der SPD-Fraktion traf Tröger auf offene Ohren. „Genau das sind auch unsere Bedenken“, sagte Jürgen Weigel. Als im August der Beschluss für den vorhabenbezogenen Bebauungsplan fiel, waren die sieben Gemeinderäte der SPD dagegen. „Vielleicht hatten wir ein bisschen mehr Weitblick“, sagte Weigel. Weitere Kritikpunkte der SPD sind mögliche Probleme mit dem Kanal und teurer Straßenbau, der den Preis der Parzellen letztlich nach oben treibe.

Doch weil sich die beiden Freien Wähler Ewald Berneth und Christian Bock mit der CSU einig waren, konnte die SPD ihre Meinung nicht durchsetzen. Der Beschluss fiel mit acht zu sieben Stimmen. Und so spiegelt sich im Gemeinderat ein Streit, der seinen Ursprung in Hahnenhof selbst hat. Denn der protestierende Anwohner Tröger und der Grundstückeigentümer Thomas Hafner kennen sich. Ganz gut sogar.

Damals noch ein Vertrag, heute Streit

Hafner gehören die Grundstücke in Hahnenhof, auf denen vier Häuser entstehen sollen. „Schöne Häuser im Stadtvillen-Stil für gehobenes Wohnen“, sagt Hafner und wundert sich über den Eifer Trögers: „Er weiß seit zehn Jahren von diesen Plänen.“ Den Beweis dafür erbringt Hafner in Form einer notariell beglaubigten Urkunde: Der jetzt protestierende Tröger hat vor zehn Jahren zugesagt, dass über seinen eigenen Grund Hafners Grundstücke erschlossen und dort Leitungen verlegt werden dürfen.

Tröger schüttelt darüber den Kopf. „Ja, diese Dienstbarkeit gibt es“, sagt er. Allerdings sagt er auch: „Damals habe ich unter völlig anderen Voraussetzungen zugestimmt.“ Die Gemeinde habe in den 1990er Jahren in Hahnenhof ein Baugebiet ausweisen wollen. Von insgesamt neun Bauplätzen hätte Tröger selbst drei bekommen, Hafner einen und vier hätte die Gemeinde als günstiges Bauland verkaufen wollen. Der Plan wurde von den Behörden gekippt, „und Hafner hat mir die Dienstbarkeit nicht zurückgegeben“, sagt Tröger.

Behörden werden prüfen

Nachdem der Gemeinderat nun den neuen Aufstellungsbeschluss gefasst hat, werden in einem nächsten Schritt betroffene Behörden angehört und deren Einwände berücksichtigt. „Ich warte ab, was das Verfahren ergibt. Die Planungshoheit liegt nun mal bei der Gemeinde“, sagt Hafner, der selbst Jurist ist.

Wie erklärt Hafner sich Trögers Widerstand? „Ich denke, er will seine Ruhe haben. Aber ein Recht darauf gibt es nun mal nicht.“ Dass Tröger ihm privates Gewinnstreben unterstellt, wundert Hafner noch mehr: „Vor Jahren hat Tröger seinen Grund verkauft und darauf ein Haus für elf Parteien und fünf Reihenhäuser bauen lassen. Warum meine Pläne das Ortsbild mehr entstellen sollten als diese, erschließt sich mir nicht.“

Ein ganzer Ort unterschreibt

Diese Vorwürfe machen Tröger noch wütender: „Herr Hafner braucht sich nicht an mir aufhängen. Wir haben fast 50 Unterschriften im Ort gesammelt, fast jeder Bewohner Hahnenhofs hat unterschrieben.“ Das Wohnhaus für elf Parteien habe sich an der Bauweise des alten Bauernhofes orientiert, der Trögers Mutter gehört hatte, und sich deswegen besser in den Ort eingefügt. Tröger sagt: „Jetzt reden wir über Häuser mitten in der Landschaft.“