Anschlagsopfer unterrichtete in Bayreuth

Von und Martina Bay
Blumen, Plakate und Stofftiere zum Gedenken an die Opfer des Terroranschlags in Nizza am Montag vor der Französischen Botschaft auf dem Pariser Platz am Brandenburger Tor in Berlin. Foto: Maurizio Gambarini/dpa Foto: red

Die Lehrerin Saskia S. (29), die in Nizza Opfer des Terroranschlages wurde, hat auch in Bayreuth unterrichtet, am Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium. Ebenso in Hof und Bamberg.

 
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Der Terror ist ganz nah, nicht weit weg in Nizza. Die junge Lehrerin aus Berlin, die zusammen mit zwei Abiturientinnen bei dem Anschlag getötet wurde, hat auch lange in der Region studiert und gearbeitet.

Sie studierte in Bayreuth und Bamberg Geschichte, Deutsch und Politikwissenschaften. Später unterrichtete sie als Referendarin am Johann-Christian-Reinhart Gymnasium in Hof. In Bayreuth am Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium, MWG, war sie Praktikantin für Lehramt. Sie habe immer von Hof und Bayreuth geschwärmt und wäre gern da geblieben. Da sei es „so wunderschön“ gewesen, sagt ihre Großmutter Rita S.

Zweite Stelle in Berlin

In Bayreuth spielte sie auch Orgel in einer Kirchengemeinde. Sie lebte während ihres Studiums in einem Studentenwohnheim. Ihre Großmutter: „Sie war eine Schönheit. Und sie spielte gut Klavier und Orgel, auch am Konservatorium in Zwickau.“

In Berlin hatte sie ihre zweite Stelle als Lehrerin an der Paula-Fürst-Gemeinschaftsschule. Mit ihren Schülern war sie zur Abitur-Fahrt nach Nizza gefahren. Kurz nach dem Anschlag stand die Polizei vor dem Haus ihrer Großmutter, fragte nach der Zahnbürste der jungen Lehrerin. Das war wegen der DNA-Probe nötig. Ein ganzes Wochenende blieb die Familie im Ungewissen, die Mutter flog sogar nach Nizza, um ihre vermisste Tochter vor Ort zu suchen.

"Das ist einfach furchtbar"

Ihre Großmutter, die in Saskias Heimatkort Kirchberg im Erzgebirge wohnt, ist im Moment auf dem Weg nach Berlin, um vielleicht an der Schule mehr zu erfahren. „Das ist einfach furchtbar“ sagt sie. Manche hätten gesagt, ihre Enkelin sei sogar erschossen worden. Saskias Hund ist immer noch bei den Großeltern, in dem Haus, in dem sie bis zum Schluss gelebt hat. In Berlin hatte sie nur die Woche über gewohnt. Großvater Günter: „Sie fährt da hin auf Dienstfahrt, auf eine Abschlussfahrt – und dann kommt sie wieder als Leiche.“

Vor zwei Jahren hat Thomas Ries (63), Leiter der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) Bayreuth, Saskia S. zum letzten Mal bei einem Ehemaligentreffen gesehen. „Sie war wie immer: strahlend, voller Lebensfreude“, sagt Ries. Saskia S. war von 2006 bis 2011 als studentische Mitarbeiterin der KGH tätig. „Wir sind alle geschockt“, sagt Ries. Er halte Kontakt zu ihren engen Freunden, um auf dem Laufenden zu bleiben. In der Kapelle hat er eine Osterkerze für sie angezündet.

Im Johann-Christian-Reinhart Gymnasium in Hof hat das Lehrerkollegium eine Schweigeminute eingelegt. Dort arbeitete Saskia S. von 2012 bis 2013 als Referendarin. „Sie war die geborene Lehrerpersönlichkeit: Sie war fachlich sehr gut und konnte auf die Schüler zugehen“, sagt Schulleiter Michael Wagner (57). Auch nach ihrer Referendariatszeit in Hof brach der Kontakt nicht ab. „Wir hätten sie gerne als Stammlehrkraft gehalten, aber sie hat in Bayern leider keine Stelle gekommen“, sagt Wagner. 

Identität bestätigt

Dienstagvormittag bestätigte Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) die Identität der Toten. Insgesamt starben bei dem Anschlag am Donnerstagabend neben dem Angreifer mindestens 84 Menschen. Der Täter - ein 31-jähriger Tunesier, der erst vor kurzem in die radikal-islamistische Szene abgedriftet sein soll - war am 14. Juli, dem französischen Nationalfeiertag, mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge gerast. Die Lehrerin und die beiden Schülerinnen galten zunächst als vermisst. Ein weitere Schülerin wurde verletzt, ist aber außer Lebensgefahr.

 

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