Auch bei Iris und Andreas Meyer aus Zips mit ihren rund 3300 Tieren – „Größte Bedenken“ auch im Wildgehege Angst vor der Schweinepest wächst

Von Ralf Münch

Das Thema Afrikanische Schweinepest beschäftigt viele Landwirte, vor allem aber diejenigen, die sich auf die Schweinezucht spezialisiert haben. Inzwischen in Tschechien angekommen, steht sie im Grund genommen bereits vor der Haustür. Macht man sich unbegründete Gedanken darüber? „Nein“, sagen Iris und Andreas Meyer aus Zips. „Wir haben da mehr als nur Angst, wenn sie kommt.“

 
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Die beiden Geschwister besitzen in dem Pegnitzer Ortsteil einen großen Schweinehof. Rund 3300 Tiere leben hier. „Es wünscht sich natürlich niemand, dass die Krankheit zu uns gelangt. Aber wenn man es logisch betrachtet, dann ist das nur eine Frage der Zeit. Alle Landwirte gehen davon aus, dass die Krankheit nach Mitteleuropa kommt“, sagt Andreas Meyer.

Alle Ställe wurden geschlossen

Und fügt hinzu: „Ich schätze, etwa in zwei Jahren, wenn das so weitergeht“. Seine Schwester kann aus eigener Erfahrung berichten, was passiert, wenn eine Schweinepest ausbricht. Denn 2009 war sie auf einer Informationsreise in Russland unterwegs. „Dort wollten wir uns Schweinezuchtbetriebe anschauen. Als wir ankamen, war die Schweinepest ausgebrochen und hat dort gewütet. Alle Ställe wurden geschlossen, wir durften nicht mehr rein. Die haben das jahrelang einfach nicht in den Griff bekommen.“

Um die Ställe der Meyers herum sind Zäune angebracht. Mit Hinweisschildern, dass das Betreten verboten ist. Keiner, außer den Besitzern und dem Tierarzt, darf hier rein. Meyer: „Es wird ja oft gesagt, dass die Schweinehalter etwas zu verbergen hätten, weil sie niemanden in den Stall schauen lassen. Das ist Blödsinn. Hier geht es lediglich um die Sicherheit des Bestandes“ Und damit auch um einen Existenzhintergrund.

Enormer Zeitaufwand

„Wir sind zwar versichert, wenn hier der gesamte Bestand gekeult werden müsste. Aber der Verlust und der Zeitaufwand, alles wieder neu aufzubauen wäre enorm. Außerdem leben wir ja auch mit den Tieren“, so Iris Meyer. Die beiden Schweinehalter können selbst nicht einfach so in ihre Ställe marschieren. Zuerst wird in einem Vorraum ein Overall angezogen, werden die Schuhe gewechselt und die Hände desinfiziert. Dort steht auch eine Waschmaschine, in der die Overalls gewaschen werden. Weder die Schuhe noch die Bekleidung verlassen diesen Raum. Und wenn, dann dürfen sie nicht mehr im Stall verwendet werden. Eine Dusche, unter der sich der Tierarzt erst waschen muss, um in den Stall zu gelangen, gibt es außerdem noch. Man achtet sehr genau auf größtmögliche Reinheit.

Sperrbezirke werden eingerichtet

Dass der Betrieb kurzfristig still gelegt werden muss, sei dennoch nicht ausgeschlossen. Selbst dann, wenn hier überhaupt kein Krankheitsfall auftritt. Und den Grund dafür erklärt Andreas Meyer auch: „Das Problem ist, wenn etwa im Veldensteiner Forst ein Wildschwein an der Schweinepest erkrankt und 15 Kilometer rund um diesen Fundort ein Sperrbezirk eingerichtet wird. Das nennt sich gefährdeter Bezirk. Dann gilt ein Transportverbot für Schweine.“

Frühestens nach sechs Monaten kann dieses Verbot nach dem letzten Nachweis der Afrikanischen Schweinepest bei Wildschweinen wieder vom Veterinäramt aufgehoben werden. „Jetzt muss man bedenken, dass die Sauen vier Monate trächtig sind. Wenn in dieser Zeit Ferkel geboren werden, dann wüssten wir gar nicht, wohin mit den Tieren. Es wäre einfach nicht der nötige Platz vorhanden. Wie das dann gemacht werden sollte, weiß noch niemand so genau“, sagt Iris Meyer.

Wer will dann noch Fleisch aus Deutschland?

Und ihr Bruder legt nach: „In Deutschland produzieren wir 115 Prozent unseres Verbrauchs. Also 15 Prozent mehr, als benötigt. Diese 15 Prozent gehen ins Ausland. Sogar bis nach China. Selbst, wenn in Norddeutschland ein Krankheitsfall auftaucht und unser Gebiet seuchenfrei ist, will niemand mehr Schweinefleisch aus Deutschland kaufen. Egal, woher es stammt.“

Die Angst vor der Afrikanischen Schweinepest ist groß und wird immer größer, je näher sie Richtung Deutschland kommt. Aufzuhalten wird sie nicht sein, denn ein Wildschwein kennt nun einmal keine Grenzen. Auch der Servicestellenleiter der Bayerischen Staatsforsten in Pegnitz, Gerhard Steininger, der zuständig für das Wildgehege Hufeisen ist, hat größte Bedenken: „In freier Wildbahn kann man keine Wildschweine wegen der Krankheit untersuchen. Wie soll das gehen?“ Ein Krankheitsfall könne eben erst dann diagnostiziert werden, wenn ein totes Wildschwein gefunden wird, bei dem die Schweinepest vorliegt wird. „Was unsere etwa 20 Wildschweine in den Gehegen betrifft, so muss ich sagen, dass wir die Gehege dreifach mit Zäunen abgesichert haben. Von außen kann kein Wildschwein in die Gehege kommen. Und raus können sie auch nicht“, erklärt Steininger.

Wurstbrötchen ins Gehege

Die Tiere in den Gehegen können also von Artgenossen aus der freien Wildbahn nicht angesteckt werden. Allerdings von den Menschen. Und zwar dann, wenn Wurstbrötchen in die Gehege geworfen werden. In der Wurst können sich die Erreger befinden und auch Monate überdauern. „Ich kann da nur an die Vernunft der Besucher appellieren, das nicht zu tun. Das wäre äußerst wichtig.“