Keine Ambulanzen für Herz, Magen und Darm mehr wegen angeblicher Überversorgung Pegnitz: Angst an Sana-Klinik um Teilschließungen

Von Luisa Degenhardt
Die gastroenterologische Ambulanz an der Pegnitzer Sana-Klinik soll wegen Überversorgung geschlossen werden. Foto: Archiv/Ralf Münch Foto: red

Mit Magen-Darm-Problemen konnte man bisher auf kurzem Weg in die Sana-Klinik gehen. Doch das könnte sich schon bald ändern. Mit dem Wegfall von zwei Ambulanzen würden sich für die Patienten weitere Wege zu ihren Ärzten ergeben. Einer der Hauptkritikpunkte Hartmut Koschyks. „Diese Patienten müssten nach Weiden, Amberg, Nürnberg oder Bayreuth fahren, um eine gastroenterologische Ambulanz zu erhalten“, schreibt er.

 
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In einer Pressemitteilung schreibt der Bundestagsabgeordnete Koschyk, dass wegen „festgestellter Überversorgung“ die Ermächtigung für die gastroenterologische Ambulanz von Dr. Steffen Wiemer nicht mehr verlängert werden soll. Dasselbe gelte aus den gleichen Gründen für die kardiologische Ambulanz von Dr. Peter Ganß – die Ermächtigung läuft im ersten Halbjahr 2016 aus.

Diese Ermächtigungen sind personengebunden, sie werden in Absprache mit den niedergelassenen Fachärzten herausgegeben. Ob Bedarf da ist, entscheiden Zulassungsausschüsse, wie Birgit Grain erläutert, Pressereferentin der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB). Wenn der Zulassungsausschuss – besetzt mit je drei Vertretern der Ärzte, Psychotherapeuten und Krankenkassen – feststellt, dass kein Bedarf da ist, wird eine Ermächtigung nicht verlängert.

Nur zeitlich begrenzt

Der Ausschuss vergibt diese zeitlich begrenzt an Ärzte, die im Normalfall an Krankenhäusern arbeiten. Und zwar nur dann, wenn niedergelassene Ärzte eine flächendeckende Versorgung nicht mehr gewährleisten könnten, so Grain. Grundlage für Ermächtigungen sind Bedarfsanalysen, dazu zählt die Abfrage unter vor Ort niedergelassenen Ärzten.

Der Planungsbereich „Oberfranken Ost“, zu dem die Sana-Klinik gehört, umfasst die Landkreise Bayreuth, Kulmbach, Wunsiedel und Hof. Der Versorgungsatlas auf der Homepage der KVB zeigt, dass im Bereich „Oberfranken Ost“ 60 fachärztlich tätige Internisten auf 464 508 Einwohner kommen, damit liegt die Versorgung bei über 210 Prozent. 100 Prozent markieren eine ausreichende Versorgung. Im Landkreis Bayreuth gibt es sieben Kardiologen und vier Gastroenterologen.

Koschyk selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, er ist derzeit in Transkarpatien, im Westen der Ukraine, unterwegs. Der Bundestagsabgeordnete hat sich in der Sache an Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml gewendet.

Thümmler redet mit Koschyk

Am Wochenende hatte Dr. Wiemer Alt-Bürgermeister Manfred Thümmler von den Plänen erzählt. Dieser hat sich dann sofort an Koschyk und die bayerische Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer (CSU) gewendet, so Thümmler. Denn schon zum 30. September läuft die Ermächtigung für die gastroenterologische Ambulanz aus.

Thümmler ist überzeugt, dass die Ermächtigung auch für die kardiologische Ambulanz nicht verlängert wird. Deshalb habe man diese gleich in die Pressemitteilung mit aufgenommen. „Beide sind Bausteine von größter Bedeutung für das Krankenhaus“, so Thümmler.

Keine Reaktion aus Klinik

In der Sana-Klinik wollte man sich gegenüber der Redaktion gestern dazu nicht umfassend äußern. Man habe zwar etwas läuten gehört, „wir haben aber noch nichts Schriftliches“, sagte Betriebskoordinatorin Hannelore Schmidt. Und solange noch nichts Schriftliches da sei, solange könne man eben keine Auskunft geben.

Auch Wiemer gab kaum Informationen preis. „Ich kann noch gar nichts sagen, ich habe nur mündliche Informationen.“ Darauf wolle er sich nicht verlassen. Heute will man den schriftlichen Bescheid beim Zulassungsausschuss abholen.

Info: Im vergangenen Jahr gab es an der Klinik 1891 Magenspiegelungen. Außerdem 1413 Darmspiegelungen mit 1197 Polypabtragungen und 500 Enddarmspiegelungen. Wer einen Vorsorgetermin in Pegnitz braucht, muss momentan sechs bis acht Wochen warten.