Frankreich gibt sich erst im Elfmeterschießen geschlagen Angerer hält - Deutschland im WM-Halbfinale gegen USA

Neun Elfmeter, neun Treffer, dann hielt Nadine Angerer den Schuss von Claire Lavogez - und die deutsche Mannschaft steht bei der Weltmeisterschaft der Frauen in Kanada im Halbfinale.  

 
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Das Team von Bundestrainerin Silvia Neid gewann in der Nacht zum Samstag (MESZ) in Montreal gegen den Weltranglisten-Dritten Frankreich das Elfmeterschießen  mit 5:4. Nach regulärer Spielzeit und Verlängerung  hatte es 1:1 gestanden. Celia Sasic hatte vor 24 859 Zuschauern im Olympiastadion mit einem umstrittenen Handelfmeter erst in der 84. Minute die Führung der Französinnen durch Louisa Necib (63.) egalisiert.

Der Gegner der deutschen Elf in der Vorschlussrunde am Mittwoch (1 Uhr MESZ) stand erst drei Stunden nach dem deutschen Erfolg fest. China oder die USA, das war die Frage. "China würde uns wohl eher liegen", sagte Silvia Neid vor dem Anpfiff des zweiten Viertelfinales, bekam ihren Wunsch aber nicht erfüllt: Die US-Girls siegten mit 1:0 (0:0). Spielen werden die deutschen Damen  gegen die USA erneut in Montreal.

Die DFB-Elf startete gegen Frankreich, das die letzten fünf Vergleiche mit den Deutschen nicht verloren hatte, in der Innenverteidigung wie erwartet mit Babett Peter für die gesperrte Saskia Bartusiak. Darüber hinaus begann dieselbe Startelf wie beim 4:1-Sieg im Achtelfinale gegen Schweden. Allerdings kam die deutsche Mannschaft nicht mal ansatzweise so gut ins Spiel wie gegen die Skandinavierinnen. Im Gegenteil: Von der ersten Minute an übernahmen die Französinnen die Initiative und überraschte den schläfrig wirkenden Gegner mit überfallartigen Angriffen.

Erste Chance in der 1. Minute

Schon in der 1. Minute hatte Spielmacherin Necib nach einer Flanke der pfeilschnellen Elodie Thomis in den Rücken der DFB-Abwehr freie Schussbahn. Doch setzte sie den Ball knapp links am Tor von Angerer vorbei, die in der ersten Halbzeit mehr zu tun bekam als in den vier WM-Spielen zuvor. Marie-Laure Delie, zwei Jahre lang Teamkollegin von Annike Krahn bei Paris Saint-Germain, köpfte  über das Tor (25.).

Der zweimalige Weltmeister bekam auch danach kaum Zugriff im Mittelfeld und auf die schnellen Spitze der Blauen. Neids Vorgabe, aggressiv zu sein und dominant aufzutreten, gelang dem DFB-Team bis zur Pause nie. Und die seltenen Chancen durch einen Kopfball von Sasic (15.) und zweimal Simone Laudehr (28.), deren Torschüsse abgeblockt wurden, konnte man nicht nutzen.

Gut, dass wenigstens Angerer ihre Normalform erreichte. Bis zur Pause stand die Weltfußballerin von 2013 gleich dreimal im Blickpunkt: Erst entschärfte sie einen Distanzschuss der starken Amandine Henry (35.), dann rettete sie reaktionsschnell gegen Necib (38.) und war auch drei Minuten später bei einer Flanke von Thomis vor Delie am Ball. Der achtmalige Europameister hatte viel, viel Glück, dass es mit 0:0 in die Kabinen ging, und konnte sich auch bei Krahn bedanken, die hinten  souverän die Abwehrchefin gab.

Mehr Struktur nach der Pause

Mit der Hereinnahme von Dzsenifer Marozsan bekam das deutsche Spiel nach der Pause deutlich mehr Struktur, während „Les Bleues“ etwas nachließen. Die Folge waren zwei Chancen zur Führung. Zunächst prüfte Sasic (50.) mit einem Distanzschuss Torhüterin Sarah Bouhaddi (50.), die auch bei einem Freistoß von Marozsan (58.) glänzend parierte. Als Deutschland die Partie allmählich etwas besser in den Griff zu bekommen schien, schlugen die Französinnen doch noch zu. Der 18-Meter-Schuss von Necib war abgefälscht und für Angerer nicht zu parieren.

Deutschland wehrte sich, mehr als ein knapp am Tor vorbeistreichender Schuss von Laudehr (72.) kam zunächst jedoch nicht heraus. Bis Amel Majri bei einem Schuss von Leonie Maier einen Handelfmeter verursachte, Sasic die Nerven behielt und ihr Team in die Verlängerung schoss.

Alle Deutschen trafen vom Punkt

Im Elfmeterschießen trafen Melanie Behringer, Laudehr, Peter, Marozsan - die beiden Letztgenannten recht knapp - und Sasic für Deutschland und auch alle Französinnen - bis zum letzten Schuss von Lavogez...

„Wir hatten nicht unseren besten Tag“, gab Silvia Neid zu. „Wir haben es uns in der ersten Halbzeit total schwer gemacht. Die Französinnen hatten einfach zu viel Raum. Unterm Strich kann man sagen - der Sieg war schon etwas glücklich.“

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