Entsorgung kommt Hausbesitzern teuer Alte Styropor-Dämmung nun Sondermüll

Von Peter Engelbrecht
Mit alten Styropor-Dämmplatten gibt es Entsorgungsprobleme. Foto: Archiv Foto: red

Die neuen Entsorgungsregeln für alte Styropor-Dämmplatten an Häusern sorgen bei Handwerkern für Probleme. Die Müllverbrennungsanlage Schwandorf nimmt von gewerblichen Anlieferern keine dieser Dämmplatten mehr an. Grund: Sie gelten seit Oktober als Sondermüll. Das kann teuer werden.

 
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Die alten Dämmabfälle aus Styropor sind mit dem gesundheitsschädlichen Flammschutzmittel Hexabromcyclododecan (HBCDD) belastet, dürfen deshalb seit dem 1. Oktober 2016 nicht mehr in Müllverbrennungsanlagen verfeuert werden. Sie gelten laut einem Beschluss des Bundesrats aus 2015 als Sondermüll. Auf Baustellen müssen deshalb Extra-Entsorgungscontainer aufgestellt werden; nicht jedes Transportunternehmen darf die Abfälle zur Verbrennungsanlage fahren. Der Preis für die Entsorgung ist stark gestiegen. Die alten Platten müssen separat verbrannt werden, der Großteil der Anlagen hat aber gar keine Zulassung dafür.

Private Haushalte ohne Probleme

Die Müllverbrennungsanlage in Schwandorf, die auch Abfall aus den Städten und Landkreisen Bayreuth und Kulmbach entsorgt, nimmt Abfälle über die entsprechenden örtlichen Umladestationen an. Bestimmte Mengen Styropor aus privaten Haushalten sind problemlos.  Größere Mengen aus gewerblicher Anlieferung, die einen bestimmten Grenzwert überschreiten, werden abgewiesen, erläutert Abfallberater Thomas Engl. Er verweist auf  entsprechende Vorgaben des Bayerischen Landesamtes für Umwelt, das zur Entsorgung von HBCDD-haltigen Dämmmaterialien eigens ein Informationsblatt herausgegeben hat.

Betroffen ist Zeitraum 1988 bis 2015

Demnach bestehen aus fachlicher und rechtlicher Sicht auch weiterhin keine Einwände gegen die Verbrennung dieser Dämmmaterialien. Eine Verbrennung in den entsprechenden Anlage sei auch weiterhin der einzige Weg, die in den Abfällen enthaltenen HBCDD „sicher und umweltgerecht zu zerstören“, schreibt das Landesamt. Bei dosierter und kontrollierter Zugabe zum Restmüll seien keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt zu befürchten. Werde zu viel Styropor auf einmal verfeuert, könne es zur Überhitzung der Anlage kommen, der Rost könne zerstört werden, warnt Engl.Bei Neubaumaßnahmen wird grundsätzlich davon ausgegangen, dass kein HBCDD-haltiges Material anfällt. Betroffen sind laut dem Abfallberater Dämmplatten, die im Zeitraum von etwa 1988 bis 2015 eingebaut wurden. 

"Einzelne Fälle von Baustopp"

Das führt bei den besonders davon betroffenen Dachdeckern zu „Verunsicherung und Verärgerung“, wie es Wolfgang Werner von der Landesinnung in München formuliert. Er spricht von einem Entsorgungsstopp. Viele Müllverbrennungsanlagen verweigerten die Annahme dieser belasteten Abfälle. „Das kann für laufende und fest geplante Projekte den Baustopp bedeuten“, einzelne Fälle habe es bereits im Raum München gegeben. „Es hat keinen Wert, ein Dach aufzureißen, wenn die Entsorgung der Dämmplatten nicht gesichert ist“, warnt der Hauptgeschäftsleiter der Innung. Die Entsorgungskosten hätten sich nahezu verdoppelt. Und die muss der Hausbesitzer zahlen.

Von illegaler Entsorgung nichts bekannt

Im Landkreis Bayreuth gibt es aktuell keine Probleme bei der Entsorgung dieser Dämmmaterialien, teilt Michael Benz, Pressesprecher im Landratsamt, mit. Private Anlieferer könnten nach wie vor HBCDD-haltige Dämmstoffe bei der Müllumladestation Bayreuth entsorgen. Als Monochargen würden maximal zehn Kubikmeter angenommen. Für Fragen zur gewerblichen Anlieferung sei der Zweckverband Müllverwertung Schwandorf zuständig. Befürchtungen, wonach die schadstoffbelasteten Dämmplatten illegal im Wald entsorgt werden könnten, teilt Benz nicht: „Uns sind keine wilden Ablagerungen im Landkreis Bayreuth bekannt.“ 

Info: Nach Aussagen des Umweltbundesamtes ist HBCDD giftig für den Menschen und die Ökosysteme. Es kann in der Umwelt schlecht abgebaut werden und reichert sich in Organismen an. Nach Angaben der Bundesregierung fallen jährlich in Deutschland etwa 42 000 Tonnen HBCDD-haltige Polystyrolabfälle an. Mit dem zunehmenden Rückbau von Wärmedämmsystemen wird die Menge in absehbarer Zeit erheblich steigen.