Wupps, fertig. So wie sie vor Jahren eine hoffnungsvolle Karriere in der Wirtschaft hinwarf, um ihren Traum vom Weltumsegeln mit Stefan zu leben, so will sie auch jetzt tun, was sie für richtig hält – gerade weil sie sich nach dem jähen Ende eines 17 Jahre währenden Lebenszieles aus der Bahn geworfen fühlt. Weil sie gerade nur im hier und und jetzt lebt, „weil ich eben keine Visionen, keinen Plan, keinen Träume mehr habe.“
Dorsch träumt von Gespräch mit dem Mörder
Man hat den Eindruck, das Machen des Filmes, das Miterleben auf Hawaii und in Hamburg, war ihr fast wichtiger als das Ergebnis. Sie hat zu der Crew um Regisseurin Judith Kennel sowie die Schauspieler Stefanie Stappenbeck (Heike) und Marcus Mittermeier (Stefan) gefunden wie zu einer neuen Familie. Aber sie weiß, wo der Film notwendigerweise Fiktion ist und wann ihre echte Erinnerung an die bösen Momente jäh zurückkehrt.
Der Mörder behauptete vor Gericht, Stefan habe ihn angegriffen. Heike Dorsch hält die Version für glaubwürdiger, die ein US-Journalist nach wochenlanger Recherche präsentierte: Der Einheimische habe sich von dem für ihn exotisch wirkenden blonden Deutschen angezogen gefühlt. Als er zurückgewiesen wurde, habe er zur Waffe gegriffen. Sie träumt davon, ins Flugzeug zu steigen, den verurteilten Mörder im Gefängnis zu besuchen und zu fragen, was wirklich passiert ist – ganz ohne Richter, Anwälte oder Zuhörer. Und Stefanie Stappenbeck, die im Film Heike Dorsch spielt, sagte ihr am Rande der Filmvorstellung im Februar spontan: „Gib mir Bescheid, ich fliege mit!“
Erinnerung an einen verlorenen Traum
Erledigt ist das Thema für sie mit dem Film nicht. „Selbst mit 70 oder 80 wird man sich fragen: Was ist da passiert?“, sagte sie. „Ich weiß nicht, ob man das je ganz loslassen kann.“ Ein Dutzend Journalisten interviewt sie bei der Präsentation des Filmes. Aber keiner fragt sie, welche Szene ihr besonders nahe geht: Sie erinnert an das Ende ihres Buches, das ihrem ermordeten Freund gewidmet ist. „Ich fühle das Salz auf meiner Haut, ich spüre den Wind in meinen Haaren – das habe ich geschrieben, weil ich mir dachte: Was heißt eigentlich für mich Abenteuer und Freiheit und dieser Traum von Segeln?“ Die Regisseurin habe genau das übernommen in einer Szene, in der die Darsteller von Heike und Stefan vom Boot in die Sonne schauen.
Es klingt kitschig, aber man muss erleben, wie in dem Moment Heike Dorschs Gesichtszüge weich werden, ihr Blick diese schützende Härte verliert und träumend in die Ferne geht. Das ist kein Kitsch, sondern Erinnerung an einen verlorenen Traum.
INFO:
Sendetermin Spielfilm: "Blauwasserleben" läuft am Sonntag um 20.15 Uhr im ZDF.
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Sendetermin Reportage: Am Dienstag um 22.45 Uhr sendet das ZDF die Reportage "Mord im Paradies - Wenn die Traumreise zum Albtraum wird".
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