Der CSU-Bundestagsabgeordnete ist seit Januar 2014 Ansprechpartner der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten. Neben Koschyk werden Haspo-Vorsitzender Andreas Berghammer und der Sportpädagoge Prof. Peter Kuhn diskutieren. Berghammer hatte zusammen mit Carsten Plötz vom FSV Bayreuth vor einem Jahr eine Demonstration gegen Rassismus auf dem Stadtparkett organisiert, an der gut 500 Aktive von mehr als 20 Bayreuther Vereinen teilnahmen. Kuhn hat mit seinem Seminar ein ganzes Semester lang Fragen wie „Erwartet man nicht zu viel vom Sport?“ und „Wie kann der Sport konkret in Bayreuth unterstützt werden?“ untersucht. Organisiert wird die Ringvorlesung vom Lehrstuhl Sportwissenschaft II, dessen Inhaber Professor Markus Kurscheidt die Öffentlichkeit aus Stadt und Region zur Vorlesung einlädt. Im Kurier-Interview hat Hartmut Koschyk Fragen zur Rolle der Politik im Flüchtlingssport beantwortet.

Ein bis zwei Ausländer ohne Sprachkenntnisse in einer Mannschaft sind leicht zu verkraften, bei fünf oder sechs Migranten wird’s schon schwieriger. Was kann die Politik hier tun?

Hartmut Koschyk:Integration kann nur gelingen, wenn Flüchtlinge möglichst schnell und gut Deutsch lernen. Hierzu dient das Programm „Lesestart für Flüchtlingskinder“, das zusammen mit der Stiftung Lesen umgesetzt wird. Den Erstaufnahmeeinrichtungen wird jährlich eine Lese- und Medienbox für die Arbeit mit bis zu zwölfjährigen Kindern zur Verfügung gestellt. Beim Deutschen Volkshochschulverband werden wir rund 3200 Freiwillige schulen, die ab März 2016 Einstiegskurse für bis zu 35 000 Flüchtlinge pro Jahr anbieten. Neben diesen staatlichen Maßnahmen gibt es viele Beispiele ehrenamtlichen Engagements, wie zum Beispiel an der Universität Bayreuth, wenn Studenten Deutschkurse für Flüchtlinge anbieten, die es zu unterstützen gilt.

Unseren Vereinen fehlt vielfach der Nachwuchs. Ligenbetrieb im Jugendfußball klappt oft nur noch mit Spielgemeinschaften. Sind die Migrantenkinder eine Chance für unsere Vereine?

Koschyk: Unsere Gesellschaft muss Zuwanderung auch als Chance begreifen für jene, die kommen, und ebenso für jene, die schon da sind. Für unsere Gesellschaft ist Zuwanderung, wenn Integration gelingt, eine große Chance. Sie kann zum Beispiel den sich abzeichnenden Fachkräfteengpässen entgegenwirken und dabei helfen, den Rückgang und die Alterung der Bevölkerung auszugleichen. Gerade der Sport hat die Kraft, Menschen auch über kulturelle Unterschiede hinweg zusammenzubringen. Die Bemühungen von Sportvereinen sind sicherlich keine Einbahnstraße. Sicherlich werden die Vereine, die sich sehr gut in der Flüchtlingsarbeit engagieren, auch davon profitieren. Sei es durch Mitgliedergewinnung, Stärkung der sozialen Bindungen oder der gesellschaftlichen Verankerung, als Vorbild in der jeweiligen Region.

Angesichts der aufgeheizten Anti-Ausländer-Stimmung: Sport steht für Emotionen, auf dem Fußballplatz wird oft mit Beschimpfungen nicht gespart. Sehen Sie die Vereine in der Lage, mäßigend zu wirken? Wie können die Vereine dabei unterstützt werden?

Koschyk: Ich denke, die Sportvereine können selbst einschätzen, ob mit ihren Mitgliedern und Fans solche sicherlich nicht rühmlichen Situationen zu befürchten sind. Akzeptanz ist keine Einbahnstraße, die nur Flüchtlinge zu erlernen haben, sondern auch wir selbst. Dass es funktionieren kann, haben die Stadtmeisterschaften im Fußball in diesem Jahr in der Oberfrankenhalle in Bayreuth gezeigt. Zumindest war nach meinen Informationen die Stimmung in der Halle bei den Spielen der Flüchtlingsmannschaft „Soup-A-Stars“ immer sehr gut. Auch bei den Spielen der sogenannten „Wilden Liga“ in Bayreuth war das Miteinander immer gut. Solche Erfahrungen müssen den Vereinen Mut machen.

Das Gespräch führte Norbert Heimbeck

Info: Die Ringvorlesung am Montag, 11. Januar, beginnt um 18 Uhr im Hörsaal 33 im Gebäude Angewandte Informatik neben der Universitätsverwaltung. Sie ist öffentlich, der Eintritt kostenfrei.