Bald Prozess gegen Himmelkroner, der sich verschanzte und Firmen mit geheimen Konten um ihr Geld brachte Akten, Hasch und Waffen im Bunker

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Gefälschte Verträge, geheime Konten, verschwundene Akten, fehlendes Geld. Seine Opfer waren bekannte Unternehmen der Region. Jetzt kommt der Mann aus Himmelkron vor Gericht, der sich im Keller seines Hauses eine Spezialbunker hat bauen lassen. Nicht nur wegen der Firmen, die er betrogen haben soll. Auch wegen seiner Waffen und wegen einer großen Menge Rauschgift.

 
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Die Liste des Staatsanwaltes gegen Christian R. (35) ist lang: Nach fast sechs Monaten in Untersuchungshaft ist aber immer noch nicht alles abgearbeitet. Am 22. Juli beginnt vor dem Landgericht Bayreuth der Prozess gegen den Bunkermann aus Himmelkron: Ihm wird Untreue vorgeworfen – er soll mindestens ein Unternehmen um fast 300 000 Euro betrogen haben; ihm wird vorsätzlicher strafbarer Umgang mit explosionsgefährlichen Stoffen vorgeworfen – in seinem Bunker hatte er unter anderem auch Sprengstoff; ihm wird Besitz verbotener Gegenstände vorgeworfen – er soll sich im Ausland Waffen besorgt haben, ohne eine Erlaubnis dafür zu besitzen; und ihm wird der Besitz von Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge vorgeworfen – in seinem Bunker lagerte eine große Menge an Hasch.

Doch nicht nur das hat die Polizei in seinem Haus gefunden, als sie bei einer Durchsuchung auf den Bunker im Keller seines Hauses in Himmelkron stieß. Nach Recherchen des Kuriers lagerten doch auch Akten. Akten der Firmen, die er betrogen haben soll. Er Steuerberater, er war einer der Besten bei der bayerischen Prüfung seines Jahrganges und erheilt ein Stipendium zum Bilanzbuchhalter, arbeitete auf selbstständiger Basis. Die Arbeitgeber, hauptsächlich ein Mittelständler der Region, vertrauten darauf, dass er die Bücher in Ordnung hielt.

Aber es stellte sich heraus, da ist sich der Staatsanwalt sicher, dass er sie eher frisierte. Und in seine eigene Tasche wirtschaftete. Er operierte soll dabei mit geheimen Konten operiert haben und stets kleinere Beträge für sich abgezweigt haben. Auch im Ausland soll er dafür Konten eingerichtet haben, was aber bisher nicht bestätigt ist. Als ein Unternehmen ihn anzeigte, kam der Fall ins Rollen. R. selbst wirft nach Informationen des Kuriers den betroffenen Unternehmen vor, selbst die Bücher nicht in Ordnung gehalten zu haben. Eine Aussage-gegen-Aussage-Situation vor Gericht also? Ein Unternehmer: „Ich kann das Gegenteil beweisen.“

Weder Christian R. noch sein Anwalt möchten mit der Presse sprechen. „Ein laufendes Verfahren.“ Doch sicher ist: In dem Bunker waren mehr als Waffen, Sprengstoff und Rauschgift. Es waren auch Akten der betroffenen Firmen darin und Dateien. Den Polizisten hat Christian R. weismachen wollen, in seinem Bunker seien nur Lebensmittel gelagert. Ein Spezialkommando aus München öffnete den Tresor, dazu wurde auch Sprengstoffexperten hinzugezogen – die Angst war groß.

Auch von den betroffenen Unternehmen berichten Leute, dass sie Angst hatten. Der Bunkermann fuhr in seinem weißen Lieferwagen Waffen und Sprengstoff durch die Gegend. Familienmitglieder sagten dem Kurier, Christian R. habe sich vor den Russen gefürchtet. Oder vor dem Weltuntergang. Er ist aber nicht in der geschlossenen Psychiatrie untergebracht, sondern sitzt – ganz normal – in Untersuchungshaft. Allerdings soll er vor Gericht auch begutachtet werden.

Sicher ist: R. ist Schmerzpatient, seit vielen Jahren. Er hat starke und länger anhaltende Schmerzen an der Hand. R.s Art von Leiden führt häufig zu einer Bewegungs- oder sogar Funktionseinschränkung. Deshalb hat er viel Jahre  ein extrem starkes Schmerzmittel genommen, das abhängig machen kann und viele Nebenwirkungen hat. Ob sich dadurch seine Persönlichkeit verändert hat, muss ein psychiatrischer Gutachter entscheiden. R. könnte auch seine Krankheit als Grund für die Menge an Rauschgift angeben. Er hat nicht damit gehandelt, es also offensichtlich nur für den Eigengebrauch angeschafft. So angewiesen war R. auf schmerzstillende Mittel, dass er sich sein Medikament bei einer Apotheke in einer größeren Menge besorgt hat – und bis heute nicht bezahlt hat.

Dem Bunkermann drohen mehrere Jahre Haft. Zehn Verhandlungstage sind für den Prozess angesetzt. „Die wird es auch brauchen“, sagt ein am Verfahren Beteiligter.

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