So schnell kann sich das ändern. War der Bedarf an Kinderkrippenplätzen vor einem Jahr noch gering, so ist er jetzt auf einmal spürbar gestiegen. Was die Gemeinde Anorntal vor ein erhebliches Problem stellt – verfügt sie doch über keine eigene Krippe. Bürgermeister Gerd Hofmann sieht Handlungsbedarf.
2016 startete die Kommune eine Umfrage, wollte wissen, wie viele junge Eltern im Ahorntal an einem Krippenplatz interessiert sind. Es meldeten sich gerade einmal sechs. Zu wenig, um selbst eine Krippe zu bauen. „Das reicht nicht für eine Förderung, hat uns das Landratsamt klipp und klar erklärt“, sagt Hofmann. Zumal es eine Ausweichmöglichkeit gab – in Waischenfeld.
Dort wurde der städtische Kindergarten um einen Anbau ergänzt, in dem zwei Gruppen für Nachwuchs im Krippenalter untergebracht sind. Mit jeweils zwölf Plätzen. Klare Aussage des Landratsamtes, so Hofmann: „Lieber eine volle als zwei halb leere Gruppen.“
Ausgelastet waren sie nicht. Und so blieb genug Raum, die Kinder aus dem Ahorntal aufzunehmen. So weit, so gut. Doch nun ist auch der Bedarf in Waischenfeld gestiegen. Die Konsequenz, so Verwaltungsleiter Alexander Dressel: „Wir brauchen die Plätze für unsere eigenen Kinder.“ Was nicht heißt, dass diejenigen, die bereits einen Platz haben, diesen verlieren. Aber Neuaufnahmen aus der Nachbarkommune sind definitiv nicht möglich.
Wohin jetzt also mit den Kleinen aus dem Ahorntal? „Wir müssen da zeitnah handeln“, sagt Bürgermeister Hofmann. Daher werde er das Thema auch bald im Gemeinderat zur Sprache bringen. Zwar gebe es noch die Chance, Kinder in die Krippen in Glashütten und Mistelgau zu schicken, „aber das ist für manche Eltern nur schwer regelbar“.
Deshalb müsse die Gemeinde selbst aktiv werden. Erleichtert werde dies durch ein neues Förderprogramm, über das Mittel beim Landratsamt abgerufen werden können, „das hilft uns natürlich enorm weiter“. Auf die lange Bank schieben könne man das Vorhaben jedenfalls nicht, „schließlich existiert da der Rechtsanspruch der Eltern auf einen Krippenplatz“. Dass Fördermittel fließen können. bestätigt Michael Benz, Pressesprecher des Landratsamtes. Bezuschusst werden können Investitionen in diesem Bereich aus dem Förderprogramm „Kinderbetreuungsfinanzierung 2017-2020“. Dabei geht es um die Schaffung zusätzlicher Betreuungsplätze für Kinder von der Geburt bis zum Schuleintritt.
Nach den Richtlinien für dieses Förderprogramm, die dem Kurier vorliegen, ist die Zuschusshöhe allerdings eindeutig begrenzt – sie beläuft sich auf maximal 35 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten.
Für welches Vorhaben diese Mittel dann konkret fließen können und werden, ist auch Bürgermeister Hofmann noch unklar. Der von der Kirche getragene Kindergarten laufe ja schon jetzt über und müsse über einen Behelfsbau in Gestalt eines Containers betrieben werden. Diese Situation dürfte sich angesichts der aktuellen Kinderzahlen entspannen. Was aber noch lange nicht bedeute, dass stattdessen genug Platz für den Bau einer Krippe auf dem Gelände vorhanden sei. „Da müssen wir schlichtweg schauen, was machbar ist, im Gebäudebestand sind Krippenräume definitiv nicht unterzubringen.“
Jetzt gelte es, das Gespräch mit der Kirche und den Behörden zu suchen und dabei herauszufinden, wie die beste Lösung aussehen kann. Und das werden er und die Verwaltung bald anpacken, sagt Hofmann.