Sanierung des belasteten alten Gebäudes käme teurer – Mitarbeiter ziehen in Containerdorf um Ahorntal bekommt ein neues Rathaus

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Kirchahorn bekommt ein neues Rathaus. Das beschloss der Gemeinderat in seiner Sitzung am Donnerstagabend. Die Sanierung des erheblich mit dem Schadstoff Lindan belasteten alten Gebäudes in der Ortsmitte käme teurer. Gute Nachricht für die Mitarbeiter, die noch arbeiten müssen: Sie können bald in eine Containersiedlung umziehen.

 
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Die Entscheidung fiel in nichtöffentlicher Sitzung. Nichtöffentlich deshalb, weil es dabei um Grundstücksfragen ging, sagt Bürgermeister Gerd Hofmann. Doch galt es zu klären, wie die Kommune überhaupt mit der Notlage umgehen soll. Am Ende waren sich die Räte einig, so Hofmann: „Ein Neubau ist die wirtschaftlichste Lösung.“ Und zwar ein Neubau am Ortsrand.

1,5 statt zwei Millionen Euro

Denn: „Eine Sanierung des alten Rathauses kostet mindestens zwei Millionen Euro. Und dann weiß man noch nicht, ob dort wieder normal gearbeitet werden kann.“ Und ein Ersatzbau im Zentrum nach einem Abriss käme nach bisheriger Kalkulation sicher ebenso teuer - „da müssten auch baurechtliche Hindernisse überwunden werden, ganz zu schweigen von den dann erforderlichen Verhandlungen mit den Eigentümern der Nachbargebäude“.

Die günstigste Variante

Und so entschloss sich der Gemeinderat bei einer Gegenstimme für die große, aber letztlich günstigste Variante. Das neue Rathaus soll in unmittelbarer Nähe des im Moment für die Sitzungen genutzten Ausweichquartiers errichtet werden - gegenüber des Feuerwehrhauses auf zwei Parzellen im Neubaugebiet.

Gemeinde muss zwei Gründstücke kaufen

Diese beiden Grundstücke befinden sich in Privatbesitz, die Kommune muss sie kaufen. Womit wir bei den Kosten für das ambitionierte Projekt wären. Nach einer, so Hofmann, „ersten groben Schätzung“ rechnet die Verwaltung mit einem Investitionsvolumen von 1,5 Millionen Euro. „Das wird unseren Haushalt für die nächsten Jahre schon formen“, sagt Hofmann. Doch er und seine Räte sind überzeugt, dass dieses Vorhaben zu stemmen ist. Zwar ist die Kommune finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet, doch hat sie im Moment keine anderen Großprojekte zu schultern, die durch den Neubau leiden müssten.

Zuschüsse ja, wenn...

Wie sieht es mit Zuschüssen aus? Grundsätzlich eher schlecht, sagt Hofmann. Denn ein Rathaus vorzuhalten, sei nun mal eine Pflichtaufgabe. Doch der Bürgermeister hält das Anzapfen von Fördertöpfen nicht für ausgeschlossen. Er denkt da an das Amt für ländliche Entwicklung, das auch für die Dorferneuerung zuständig ist. Alles sei eine Frage der Gestaltung. Diene zum Beispiel ein Sitzungssaal auch als Raum für Empfänge oder Ausstellungen und sei zudem architektonisch so konzipiert, das er schon mit Blick auf seine Außenansicht anziehend wirkt, „dann ist da manches machbar“.

Gaspedal ohne Zeitdruck

Doch das ist Zukunftsmusik. Jetzt steigt die Gemeinde erst einmal in die Planung ein nach diesem Grundsatzbeschluss. Und dabei will sie zwar „aufs Gas drücken“, sich aber andererseits auch Zeit lassen. Diesen Spielraum gewährt eine zweite Entscheidung an diesem Abend, so Hofmann:

Der Server könnte bleiben, wo er ist

Die Gemeinde baut nicht nur ein neues Rathaus, sie schafft für die Rathausmitarbeiter auch ein Containerdorf an, damit diese nicht länger in schadstoffbelasteten Räumen tätig sein müssen. Ein bisschen müssen sie aber wohl noch ausharren: „Drei Monate kann das schon dauern, bis die Container da sind“, sagt Hofmann. Diese werden dann wahrscheinlich im Innenhof des alten Rathauses platziert.

Wenn sich die Miete nicht mehr lohnt

Der Vorteil: Die Angestellten hätten den gewohnten Zugang zu ihrem Arbeitsplatz - und der Rathaus-Server könnte bleiben, wo er ist. Bleibt die Frage: kaufen oder mieten? Es wird wohl auf einen Kauf hinauslaufen. Weil das neue Rathaus vermutlich erst in 18 Monaten bezugsfertig sein dürfte. „Bis zu einem Jahr lohnt sich die Miete, danach nicht mehr“, sagt Hofmann. Ein Kostenvoranschlag liegt bereits auf dem Tisch - danach muss die Kommune 150000 Euro für die Container berappen - „aber wir können sie ja verkaufen, wenn wir sie nicht mehr brauchen“. Klar, dann müsse man mit bis zu 50 Prozent Abschlag hinnehmen, aber unter dem Strich rechne sich das immer noch.

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