AfD-Erfolg überrascht nicht jeden

Von und Ralf Münch
Das Wahlergebnis auch in Pegnitz ist für Lokalpolitiker nur bedingt nachvollziehbar, aber bei weitem nicht für jeden die große Überraschung. Foto: Hans von Draminski Foto: red

Das Ergebnis der Bundestagswahl sorgt auch bei Pegnitzer Kommunalpolitikern für Frust, ja Schockstarre. Doch nicht für jeden kam es wie aus dem Nichts.

 
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Der Altbürgermeister

Für den Pegnitzer Altbürgermeister Manfred Thümmler kommt das Abschneiden der AfD so überraschend nicht. Er geht davon aus, dass die Flüchtlingsfrage dabei eine entscheidende Rolle spielte. Weil da zu viel verharmlost worden sei, weil es eben nicht nur um die aktuelle Zahlen gehe. Sondern darum, dass aus unterschiedlichen Gründen, vor allem wegen des Klimawandels, noch Millionen von Flüchtlingen vor den Grenzen Europas stünden. Dieser Trend, der kommen werde, sei von der Politik unterschätzt worden. Die Konsequenzen gelte es nun zu verarbeiten. Dabei sei es durchaus gut, wenn die SPD wieder eine führende Rolle in der Opposition übernehme und sich dort neu aufstelle. Und die AfD müsse beweisen, dass sie ernsthafte Politik betreiben wolle. Wer jetzt letztendlich eine neue Regierung bilde, „müssen wir abwarten“. Unabhängig davon sei der Absturz der CSU für ihn in dieser Form „schon überraschend gekommen“.

Der Bürgermeister

Spürbar deprimiert zeigte sich am Sonntagabend der Pegnitzer Bürgermeister Uwe Raab über den Wahltrend. Habe Deutschland doch seit der Nachkriegszeit Weltoffenheit bewiesen, gerade auch in jüngster Vergangenheit unter Kanzlerin Merkel bei diversen globalen Krisen. Dass das Wahlergebnis der AfD diesen Einsatz, der ja allgemein anerkannt sei, konterkariere, sei mehr als bedauerlich. Auch wenn er sich das natürlich anders gewünscht habe: Die SPD könne in der Opposition wieder zu sich selbst und damit auch wieder zu den Werten finden, für die sie stehe. Wer denn nun eine Regierung bilden wird, ist für Raab noch offen - „das muss ja nicht unbedingt Jamaica sein“.

Der zweite Bürgermeister

So ganz und gar nicht überrascht zeigt sich der zweite Pegnitzer Bürgermeister Wolfgang Nierhoff, Fraktionsvorsitzender der Pegnitzer Gemeinschaft (PEG) im Kurier-Gespräch. Schon bei der US-Wahl habe er den Erfolg von Donald Trump vorhergesagt -“und auch diesmal war mir klar, dass die rechte Szene gut abschneiden wird, das war mir seit Wochen bewusst.“ Weil er bei seinen zahlreichen Besuchsterminen bei Geburtstagen oder goldenen Hochzeiten immer wieder eine Stimmung pro AfD gespürt habe; „Da ging es nicht um rechts oder links, da ging es um eine reine Oppositionshaltung.“ Und die kann er nicht nachvollziehen. Schon gar nicht, wenn diese Tendenz aus der sogenannten Mittelschicht komme. Klar, der gehe es nicht mehr so gut wie früher. Aber: „Es gibt viele, denen es richtig gut geht und die müssen nun wirklich nicht jammern, dass Flüchtlinge an ihrem Wohlstand knabbern.“ Nicht immer kam er mit seinen Aussagen bei den Bürgern durch. Was er hofft: eine neu formierte Regierung müsse Kante zeigen gegen solche Bewegungen, „damit rasch herauskommt, was da wirklich dahinter steckt“.

Der CSU-Chef

Wolfgang Weber, Ortsvorsitzender der CSU kann sich freuen – und er tut es auch: „Auf ganz Bayern gesehen ist das Ergebnis natürlich bedauerlich. Aber hier sind wir hochzufrieden mit dem Ergebnis. Sowohl in Pegnitz als auch in Bayreuth.“ Seiner Meinung nach hätten sich der Einsatz und die Arbeit, die man bei der Partei gemacht hat, ausgezahlt. Etwa die Auftaktveranstaltung mit Staatssekretär Jens Spahn. Auf die Frage, weshalb die CDU/CSU bundesweit dann doch so schlecht abgeschnitten hat sagt er: „Ich denke schon, dass die Differenzen zwischen Merkel und Seehofer die Wähler stark verunsichert haben. Da wäre es schon wünschenswert, wenn wieder etwas mehr Ruhe rein kommen würde. Eine einheitliche Stimmung.“ Und ihm sei am Sonntag auch etwas aufgefallen, und das ihn auch verwundert: Dass die SPD in Neudorf, dem Wohnort von Bürgermeister Raab, so schlecht abschneidet.

Der FWG-Chef

FWG-Fraktionssprecher Thomas Schmidt von der FWG Pegnitz sieht das Ergebnis für seine Partei entspannt. Und er sagt auch weshalb: „Das was ich jetzt sage, ist nur meine persönliche Meinung. Aber für uns spielt der Bundestag keine Rolle. Der Überzeugung war ich schon immer. Ich sehe unser Kerngebiet in den Kommunen und dem Landtag. Eben der Politik vor Ort. Etwas direkt bei der nahen Bevölkerung etwas zu erreichen. Ich persönlich bin kein Freund bundespolitischer Ambitionen.“ Er fragt sich, ob es überhaupt Sinn für die FWG macht bei einer Bundestagswahl anzutreten. Dies koste nur Kraft und Ressourcen – unnötig seiner Meinung nach. Das die Union so stark verliert hat wundert ihn selber. Was die SPD betrifft: „Das Ergebnis ist so ausgefallen wie man es sich erwarten konnte.“ Und auch er macht sich, wie viele andere, Sorgen was den Wahlzuspruch bezüglich der AfD betrifft.

Der SPD-Chef

Es ist schon selten, sehr selten, dass Politiker verschiedener Fraktionen im Kollektiv sich einer Meinung sind. Denn Oliver Winkelmaier, Vorsitzender des lokalen SPD-Ortsvereins teilt die Sorge um den Rechtspopulismus: „Man kann ja Protest wählen. Das sehe ich ja ein. Aber dass etwa in Neudorf knapp 16 Pozent die AfD gewählt haben, und im gesamten Pegnitzer Gebiet gut zehn Prozent, dass ist extrem bedenklich. Das hat mit Protest nichts zu tun. Das ist gruselig“.

Ist er denn zufrieden mit dem Ergebnis, das seine Partei hier eingefahren hat? Teils, teils. „Ich bin zufrieden, dass Susanne Bauer von den Grünen so gut abgeschnitten hat. Ihre Arbeit muss man honorieren. Wir haben hier eine tolle lokale Politikerin. Ich freue mich für sie. Auch wenn sie uns bestimmt einige Stimmen gekostet hat.“ Allerdings hätte er sich natürlich selber ein besseres Ergebnis für die SPD gewünscht. Mit knapp 20 Prozent sieht Winkelmaier die Leistung der SPD unterbewertet. Und dann fügt er hinzu: „Ich denke schon, dass wir die Quittung besonders wegen der Agenda 2010, für die ich nie war, bekommen haben.“

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