Asylbewerber ohne Gepäck und Identitätsnachweis nach Afghanistan abgeschoben Abschiebung ohne die persönliche Habe

Von
Vor der Ausländerbehörde am Wittelsbacherring protestierten am Mittwochvormittag Unterstützer und Freunde des Asylbewerbers Baryalai Salimi gegen dessen Abschiebung. Foto: Udo Bartsch Foto: red

Der Asylbewerber, der am Mittwoch abgeschoben wurde, hatte keine Gelegenheit mehr, seine persönlichen Sachen zu packen. Die Sammelabschiebung trat der 26 Jahre alte Baryalai Salimi nur mit den Sachen an, die er am Körper trug. Zurück in Bayreuth blieb auch sein Identitätspapier. Das hat Folgen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Darüber informierte der Rechtsanwalt Philipp Pruy den Kurier. Nach Auskunft des Einsatzleiters der Bundespolizei am Flughafen Frankfurt sei der Asylbewerber dort ohne persönliches Gepäck angekommen. Der Polizeibeamte bezeichnete das kurz vor dem Abflug als „unschön“, berichtet der Anwalt. Wie Pruy weiter mitteilt, sei dem Asylbewerber auch sein afghanisches Identitätspapier, die Taskira, nicht ausgehändigt worden: "Herr Salimi kann sich so in Afghanistan nicht einmal ausweisen".

Dienstaufsichtsbeschwerden

Für den Rechtsanwalt ist der Fall deshalb noch nicht abgeschlossen. "Ich werde Dienstaufsichtsbeschwerden gegen die Polizei und die Zentrale Ausländerbehörde in Bayreuth einlegen", so Pruy.

In dem Zimmer, dass der Flüchtling in der Gemeinschaftsunterkunft in der Wilhelm-Busch-Straße bewohnte, befanden sich gestern Vormittag noch die wenigen Dinge, die er besaß. Offenbar war Salimi nicht auf die Abschiebung vorbereitet, als er am Mittwochmorgen zur Ausländerbehörde ging. Dort hatte man ihm aufgetragen, sich morgens um 9 Uhr und am Nachmittag um 16 Uhr zu melden. Diese Meldepflicht reichte noch bis zur Mitte des Monats, wie der Kurier erfuhr.

Die ehrenamtlichen Unterstützer und Freunde Salimis reagierten gestern empört auf die Umstände der Abschiebung. Von einem "Skandal" war die Rede. Der Bayerische Rundfunk berichtete in seinem Hörfunkprogramm Bayern 1 darüber.

73 Beamte im Flugzeug

Auf Anfrage teilte das Bundesinnenministerium in Berlin mit, wer noch dem Flugzeug saß. Unter den 27 Personen waren 17 Straftäter und zwei Gefährder. Abgeschoben wurden auch acht Personen, die sich geweigert, bei der Feststellung ihrer Identität mitzuwirken. Die Männer kamen aus Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen, so das Ministerium. Bei den Straftaten handele es sich unter anderem um Totschlag, Vergewaltigung, Körperverletzung, sexuelle Nötigung, Diebstahl und Urkundenfälschung. Wie das Ministerium weiter mitteilt, flogen 73 Beamte der Bundespolizei, ein Arzt, ein Sanitäter, ein Dolmetscher und ein Mitarbeiter der europäischen Grenzschutzagentur Frontex mit.

Wie berichtet, fuhr die Polizei mit dem Asylbewerber wenige Minuten nach 11.30 Uhr bei der Ausländerbehörde in Bayreuth ab. Dem Vernehmen nach war das später als geplant. Der Abflug in Frankfurt war ursprünglich für 18 Uhr vorgesehen. Tatsächlich flog die Maschine erst am Donnerstagmorgen nach Kabul, so das Ministerium.

Über die Abschiebung berichtet auch der arabische Fernsehsender Aljazeera. Der drei Minuten lange Film ist beim Internetdienst Youtube zu sehen.

Autor

Bilder