Ab ins Bett, aber nur zum Sex und Schlafen

Von Christina Holzinger
Der Schlafmediziner Claus Steppert rät: Im Bett weder rumwälzen, noch lesen, chatten oder fernsehen. Denn so bringt man sich selbst bei: Hier kann ich eh nicht schlafen. Foto: Christina Holzinger Foto: red

Nur wenn man das Lesen, Essen, Fernsehen oder Chatten aus dem Schlafzimmer verbannt, kann man dauerhaft gut ein- und durchschlafen. „Ein Bett ist nur zum Schlafen und für Sex da“, sagt der Schlafmediziner Claus Steppert vom Klinikum Bayreuth. Im Gespräch mit dem Nordbayerischen Kurier gibt der Schlafmediziner Steppert Tipps.

 
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Laut Gesundheitsreport der DAK hatte ein Drittel der Befragten im vergangenen Jahr mehr als drei Mal pro Woche Probleme beim Ein- und Durchschlafen. Betroffen sind meist Schichtarbeiter oder Arbeitnehmer mit vielen Überstunden, da sich Stress negativ auf den Schlaf auswirkt. „Das Schlechteste, was man tun kann, ist, Schlaftabletten zu nehmen“, sagt Claus Steppert. Denn diese führten schnell zu einer Abhängigkeit und „verschlimmern das Problem“.

Stress kann Auslöser sein

Wichtiger sei es, die Ursache für die Schlafstörungen zu finden: Diese sei in neun von zehn Fällen psychogen, also von der Psyche verursacht. Eine Hauptursache: Stress. Bedingt durch Schichtarbeit, persönliche Probleme oder zu kurzen Ruhephasen. Neben Stress können auch körperliche Ursachen die Schlafqualität beeinflussen. Steppert nennt dabei Atemstörungen wie Schlafapnoe oder auch das „Restless leg“-Syndrom, bei dem der Kranke das Gefühl hat, herumlaufen zu müssen.

Viele Falschdiagnosen

Doch oft werden die Symptome der Schlafstörung auch mit anderen Krankheiten verwechselt: So haben etwa ein Fünftel der Kinder mit einer ADHS-Diagnose eigentlich eine undiagnostizierte Schlafstörung. Weil die Kinder schlecht durch- oder einschlafen können, „kaspern sie tagsüber rum, um sich wachzuhalten“, weshalb fälschlicherweise die Diagnose ADHS gestellt wird.

Abendroutine verändern

Wer besser ein- und durchschlafen möchte, sollte seine Abendroutine ändern: Acht von zehn der Befragten des DAK-Gesundheitsreports schauen Filme oder Serien, sieben von zehn Befragten genießen die Zeit mit dem Partner oder beschäftigen sich mit privaten Dingen am Laptop, Smartphone oder Tablet. Etwa die Hälfte liest oder hört ein Hörbuch. Und einer von zehn Befragten beschäftigt sich mit dienstlichen Dingen, liest also E-Mails, beantwortet diese und plant den nächsten Arbeitstag. Die Befragten konnten dabei immer mehrere Dinge angeben, denn „immerhin kann man ja auch mit seinem Partner Filme schauen“.

Sich den Problemen tagsüber stellen

Wichtig wäre es aber, den Tag „ausklingen zu lassen“, also nicht „bis um zehn Gas zu geben und sich dann zu wundern, dass man um halb elf nicht schlafen kann“. Deshalb rät der Schlafmediziner: Kein Sport, keinen Streit, kein Herumwälzen und kein Grübeln. Deshalb sollte man sich tagsüber seinen Problemen stellen, sonst „kommen sie nachts und fallen über einen her wie wilde Tiere“. Auch wann wir ein Smartphone benutzen, entscheidet auch darüber, wie wir schlafen. Nach Auskunft Stepperts wurde in den Vereinigen Staaten mithilfe einer App untersucht, wann und wie oft das Smartphone benutzt wird. Heraus kam: Wer abends und nachts das Handy benutzt, schläft schlechter.

Nicht herumwälzen

Das wird nach Aussage des Schlafmedizinern auch bei Kindern „völlig unterschätzt“: „Früher haben wir noch mit einer Taschenlampe unter der Bettdecke gelesen – heute sitzen die Kinder mit Smartphones und Tablets da und daddeln vor dem Schlafen gehen noch eine Runde.“ Aus diesem Grund gehören für ihn Smartphones nicht ins Schlafzimmer. Wenn man nicht schlafen kann, sollte man das Schlafzimmer verlassen und in einen Raum mit gedämpftem Licht gehen, denn „helles Licht macht ja wach“. Dort sollte man etwas „langweiliges, monotones“ machen, bis man müde genug ist, um einzuschlafen. Stepperts Empfehlung: Bügeln. „Im Bett soll man sich nicht herumwälzen, lesen oder fernsehen, weil man sich sonst selbst beibringt: Hier kann ich eh nicht schlafen.“

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