Begegnung mit Weltstar Arvidas Sabonis
Die Erfolgsserie fand dann erwartungsgemäß gegen UdSSR-Vertreter Zalgiris Kaunas ihr Ende. „Als die beste Mannschaft, die je in Bayreuth gespielt hat“, kündigte der Nordbayerische Kurier das Starensemble um die frischgebackenen Olympiasieger Arvidas Sabonis, Rimas Kurtinaitis und Valdemaras Chomicius an – und sollte Recht behalten. Noch heute spricht Rolf Koch, im damaligen Starensemble ein wichtiger und von Trainer Habegger hoch geschätzter Rollenspieler, vom „Highlight meiner gesamten Karriere“.
Calvin Oldham (24 Punkte) und Kollegen wehrten sich vor über 4000 Zuschauern in der ausverkauften Oberfrankenhalle nach Kräften, konnten den Gegner beim 81:99 aber nie gefährden. Vor allem 2,23-Meter-Hüne Sabonis stellte mit 25 Punkten und 23 Rebounds seine Extraklasse unter Beweis. Mit Unbehagen erinnert sich Rolf Koch an eine unliebsame Begegnung mit dem späteren NBA-Star: „Ich hatte Sabonis unter dem Korb schon aussteigen lassen und wollte mit einem Dunking vollenden – doch er hat mich mit seinen langen Armen von hinten regelrecht abgeräumt. Von einem Dunking gegen Sabonis hätte ich noch meinen Enkelkindern erzählen können.“
Eine weitere Heimniederlage, 99:109 gegen Zagreb, dämpfte die Hoffnungen aufs Halbfinale. Anders als im Hinspiel nahmen die Jugoslawen die Bayreuther (Oldham/22) nicht auf die leichte Schulter und zeigten in der abermals ausverkauften Oberfrankenhalle ihr ganzes Können. Mitte der zweiten Halbzeit, als die Gastgeber drauf und dran waren, den 41:56-Pausenrückstand zu verkürzen, dämpfte die Disqualifikation von Uwe Sauer die Hoffnungen auf eine Wende. Der Aufbauspieler wurde von seinem Gegenüber Aleksandar Petrovic, dem heutigen Nationaltrainer Kroatiens, angespuckt und revanchierte sich mit einem Fausthieb – die Schiedsrichter sahen jedoch nur Sauers Vergehen.
Skandalöse Umstände in Athen
Eine 85:91-Niederlage in Athen machte schließlich die letzten Hoffnungen zunichte. Die Griechen zogen schon im Vorfeld alle Register, um ihre Gäste aus dem Konzept zu bringen: Sie brachten die Steiner-Delegation im Athener Rotlichtbezirk in einem Stundenhotel unter. Kurzfristig gelang es Manager Hauser, die Mannschaft in eine angemessene Unterkunft umzuquartieren. Die vereinbarten Trainingszeiten wurden storniert und der Spielbeginn wurde wegen einer TV-Übertragung kurzfristig nach vorne verlegt – dies erfuhren die Bayreuther eher zufällig vom Hotelpersonal. „Wir wussten, dass uns in Athen einiges erwartet. Aber was gekommen ist, hat unsere schlimmsten Befürchtungen übertroffen. Die Rahmenbedingungen waren skandalös“, erinnert sich Rolf Koch. Die 4500 Zuschauer in der Halle taten dann ein Übriges: Schon beim Aufwärmen flogen Münzen und Batterien auf das Feld. „Wir waren nicht nur beeindruckt, sondern hatten regelrecht Schiss. Die Atmosphäre war derart feindselig, wie ich es nie wieder erlebt habe“, sagt Rolf Koch, der nach seiner Bayreuther Zeit (1986 bis 1989) noch lange für Ulm in Bundesliga und Europapokal spielte. Dennoch führte das Steiner-Team zwei Minuten vor Schluss 81:80, ehe ein fragwürdiges Offensivfoul gegen Topscorer Duda (28) die Partie kippen ließ.
Abenteuer und Gastfreundschaft in Litauen
Zum Abschluss setzte es eine 82:124-Niederlage bei Zalgiris Kaunas. Mehr als das Spiel (Michael Koch/29) ist den Bayreuthern die abenteuerliche Reise in die damalige Sowjetunion in Erinnerung geblieben. Ohne Jacek Duda, der aus Furcht vor Repressalien nicht mitreisen wollte, fuhr das Team mit dem Bus durch die DDR zum Flughafen in Ost-Berlin. Von dort ging es mit Aeroflot nach Minsk. Die restlichen 300 Kilometer wurden mit einem von Zalgiris zur Verfügung gestellten Bus zurückgelegt, der auf der Fahrt schlapp machte.
Am Ziel begegnete den Bayreuthern aber eine ganz andere Gastfreundschaft in Athen, wie Rolf Koch berichtet: „Ich habe noch eine schöne, historische Innenstadt in Erinnerung. Und eine Einladung zum Essen nach dem Spiel: Eineinhalb Stunden waren wir mit dem Bus in die menschenleere Pampa unterwegs, als sich vor uns auf einmal ein Luxustempel wie aus 1001 Nacht auftat. Wir wurden mit Kaviar und sonstigen Delikatessen verwöhnt. Es gab es nichts, was es nicht gab.“