Familie Costantin aus Pegnitz und ihr Dolomiti 50 Jahre Eis-Geschichte

Von Hans-Jochen Schauer
Seit 50 Jahren gibt es in Pegnitz die Eisdiele Dolomiti. Foto: Klaus Trenz Foto: red

Claudio Costantin (71) kam als 13-Jähriger mit seiner Familie aus dem Valle di Zoldo (Norditalien) nach Deutschland. In Weiden lernte er, wie man Eis macht. Sieben Jahre später übernahm er in Pegnitz unweit des Alten Rathauses das Eiscafé Dolomiti. Ein halbes Jahrhundert später betreibt er zusammen mit Ehefrau Iole (67) das Eiscafé noch immer. Bis heute hat es nichts von seiner Anziehungskraft verloren. Es gehört inzwischen zu Pegnitz wie der Schlossberg.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Unzählige Gäste haben in den vergangenen 50 Jahren hier einen Cappuccino, einen Latte Macchiato oder eine der Eiskreationen genossen. Claudio Costantin steht hinter der Theke, Ehefrau Iole bedient die Gäste. Einige kennt sie seit der Zeit, als sie in Pegnitz begann. Wenn mal gerade nicht viel zu tun ist, nimmt sie sich Zeit für einen Plausch, unterhält sich ein bisschen, ehe sie die nächste Bestellung aufnimmt oder einen Kaffee serviert.

Kontakte werden gepflegt

„Man hat immer mit Leuten zu tun, das gefällt uns“, sagt sie. Der Kontakt wird gepflegt. „Es muss ein gegenseitiges Interesse da sein.“ Früher seien es mehr jüngeres Gäste gewesen, jetzt überwiege die ältere Kundschaft. Die Jungen, die aus beruflichen Gründen von Pegnitz weggezogen sind, halten dem Dolomiti jedoch die Treue. „Wenn sie mal wieder in Pegnitz sind, dann kommen sie gerne wieder zu uns. Das ist schön. Dafür sind wir ihnen und allen unseren Gästen dankbar“, sagt Iole.

Sie und ihr Mann können sich nichts anderes vorstellen als das Dolomiti, denn sie machen ihre Arbeit gerne. Das Eiscafé ist ihr Leben. Sie kamen auch nie auf die Idee, die Stadt zu verlassen oder etwas Neues anzufangen. Auch weil die Verbindung mit Pegnitz eng ist. Hier sind die Kinder Mauro (42) und Sonia (36) aufgewachsen. Hier haben sie miterlebt, wie die Innenstadt sich verändert hat.

Es fehlt ein großes Geschäft

Ein Wandel, den sie mit Sorge betrachten. „Früher sind überall Menschen durch die Stadt gelaufen“, sagt Claudio. Er vermisst im Zentrum ein großes Geschäft, das Kunden anzieht und von dem die übrigen Läden und die Gastronomie profitieren. Doch sie wollen nicht klagen. „Wir müssen nach vorne schauen.“

Sie sind zufrieden mit ihrer Situation. Das Eiscafé haben sie modernisiert und vor ein paar Jahren auch den Freisitz vergrößert. Die zusätzlichen Plätze auf der anderen Straßenseite unter den Platanen sorgen in der warmen Jahreszeit für mehr Einnahmen. Eine Filiale aufzumachen, ist ihnen nie in den Sinn gekommen, obwohl Angebote vorlagen. „Wir wollen uns nicht kaputt machen wegen so was“, sagt Iole.

Das Geschäft brummt

Richtig auf Trab wird die Familie gehalten, wenn große Veranstaltungen in der Innenstadt sind, etwa an den Markttagen. Dann brummt das Geschäft. Beide finden es schön, dass sie zusammen arbeiten können. „Es ist doch traurig, wenn man alleine ist. Man muss ein Team sein, dann geht alles schön vorwärts“, so Iole. Und Claudio ergänzt „Mir wird nicht langweilig.“

Dazu ist auch zu viel zu tun. Sie seien fast nie fertig mit der Arbeit. „Im Sommer sind wir von früh bis abends beschäftigt“, sagt er. Froh sind sie deshalb, dass Eiscafé und Wohnung in einem Haus sind. „Das ist das Schönste, was es gibt“, so Iole. Und sie freut sich auch über die Stammgäste, die die Atmosphäre des Lokals schätzen und das persönliche Verhältnis zur Familie Costantin schätzen. So wie jene Landwirtsfamilie aus der Nähe von Creußen, die jeden Sonntag das Dolomiti besucht. Und ein Ehepaar kommt schon seit rund 30 Jahren in das Eiscafé. „Sie haben sich hier kennengelernt“, schmunzelt Claudio.

Eisdielen abgeklappert

Vor fünf Jahren schaute Camillo de Pellegrin (42), der Oberbürgermeister von Forno di Zoldo, im Eiscafé Dolomiti vorbei. Er tourte durch Deutschland und klapperte Eisdielen ab, um seine Dorfbewohner zu besuchen. Claudio Costantin stammt aus demselben Dolomitendorf wie sein Vater. Das Valle di Zoldo ist für seine Eismacher bekannt. Seit im Jahr 1851 ein Mann aus dieser Gegend der Dolomiten in Wien den ersten Antrag in Europa auf öffentlichen Eisverkauf stellte, machten es ihm Heerscharen nach.

laudio Costantin trat in die Fußstapfen dieser „Vorfahren“. Er arbeitete in Deutschland erst als Konditor, wechselte dann zum Eismachen über. „Mit zehn Sorten habe ich angefangen, die Klassiker Vanille, Erdbeere, Stracciatella, Schoko, Nuss.“ Die traditionellen Eissorten werden nach wie vor bestellt, auch wenn er neue Kreationen mit ins Angebot nimmt. Ein paar Wochen gönnt sich die Familie eine Pause. Im Winter, wenn den Menschen eher nach Glühwein und heißem Tee zumute ist, zieht sie in die alte Heimat, ruht sich aus, pflegt die Kontakte zu Verwandten und Freunden. Pünktlich zum Lichtmessmarkt in Pegnitz wird das Dolomiti wieder eröffnet. Seit 50 Jahren geht es in diesem Rhythmus. Wie lange noch? Iole und Claudio zucken mit den Schultern: „So lange es geht.“

Bilder