30 Jahre Aidsberatung Oberfranken

Von Jakob Neumaier
Georg Huber, Martina Höll, Dagmar Käß, Hermann Schuster (von links) präsentieren die Image- und Infobroschüre, die zum 30-jährigen Bestehen veröffentlicht wurde. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Seit 30 Jahren kümmert sich die Aidsberatung Oberfranken um die Belange von HIV-positiven Menschen aus der Region. Zu diesem Anlass hat die Einrichtung des Diakonischen Werks am Donnerstag eine Image- und Infobroschüre vorgestellt. Diese verbindet Historie mit Geschichten von Betroffenen. Leiter Hermann Schuster fasst die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte zusammen: „Das Aids von damals ist nicht das Aids von heute.“

 
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Der Diplom-Psychologe ist Berater der ersten Stunde, er kennt die Ablehnung, mit der das Thema behaftet sein kann. Was er gemerkt hat, als es um die Formulierung in einer der ersten Broschüren ging, die lautete: „Sexualität ist als gute Gabe Gottes zu verstehen. Dies gilt für hetero- wie homosexuelle Menschen.“

Diskussionen gehören der Vergangenheit an

Und Schuster kennt das Klima, das zur Zeit der Gründung herrschte. Damals titelte der Spiegel „Das große Sterben – Aids rückt näher“ oder „Aids – Die Deutschen lieben gefährlich“. Zwangstests und eine namentliche Meldepflicht standen im Raum, für die Betroffenen eine Zeit voller Angst und Verunsicherung. Die aufklärende Arbeit von Schuster und seinen Kollegen hat dazu beigetragen, dass solche Diskussionen der Vergangenheit angehören.

Dennoch erfahren auch heute noch Menschen mit HIV Ablehnung  und Diskriminierung.  Teilweise sogar aus dem medizinischen Umfeld, wie in der Broschüre zu lesen ist. Dabei ist diese Berufsgruppe dafür verantwortlich, dass die Gleichung „HIV ist gleich Aids, Aids ist gleich Tod“ nicht mehr gilt. Das Jahr 1996 stellte hierfür einen Meilenstein dar. Auf dem Welt-Aids-Kongress in Vancouver wurde die Antiretrovirale Kombinationstherapie der Öffentlichkeit präsentiert. Diese Behandlungsmöglichkeit trägt dazu bei, dass die Infektiosität der Patienten immer stärker abnimmt. HIV ist auf diese Weise gut behandelbar, Betroffene können damit alt werden.

Ziel: Vorurteile ausräumen

Vor diesem Hintergrund bemüht sich die Beratungsstelle darum, Vorurteile bei allen Beteiligten auszuräumen. Die Arbeit beinhaltet Aktionen in der Party- und Schwulenszene, Infostände, Plakataktionen und vieles mehr. Dabei unterstützen langjährige Partner wie das Aids-Referat der Diakonie Bayern oder die Bayreuther A-Capella-Gruppe Six Pack. Hervorzuheben ist außerdem die von Christian Schmidt organisierte Bayreuther Aids-Benefizgala.

Die Mitarbeiter der Aidsberatung Oberfranken beraten nicht nur Klienten, sondern auch Angehörige und Menschen, die Angst vor der Krankheit haben. Diese Bemühungen stoßen nicht nur auf Begeisterung. Franz Sedlak, Vorstand der Stadtmission Bayreuth des Diakonischen Werks, berichtet: „Von Hermann Schuster habe ich gelernt, dass eine gewisse Sturheit da sein muss.“ Sonst könne man wichtige Inhalte nicht durchsetzen.

Festakt im Mai

Wie sehen die Ziele für die Zukunft aus? Die WHO hat einen „90-90-90-Plan“ veröffentlicht, der bis 2020 erreicht werden soll. Das heißt: 90 Prozent der Infizierten wissen um ihre Erkrankung, 90 Prozent der Diagnostizierten sind in Therapie und 90 Prozent der Therapierten können die Viruslast dauerhaft unterdrücken. Bis 2030 sollen diese Werte auf 95 Prozent steigen.

Die Aidsberatung Oberfranken wird ihren Teil dazu beitragen, dass diese Vorgaben erreicht werden. Die Diakonie richtet im Mai jedoch noch einmal den Blick zurück: ein Festakt zum 30-jährigen Bestehen ist geplant.

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