Milchhof-Areal jetzt auch bewohnt Pegnitz: 24 Flüchtlinge im blauen Haus

Von Luisa Degenhardt
Flüchtinge im blauen Haus in Pegnitz. Foto: Ralf Münch Foto: red

Vor mehreren Wochen sind die ersten Flüchtlinge im blauen Haus angekommen, mittlerweile leben dort 24 Männer. Sie scheinen sich gut eingewöhnt zu haben. Doch noch sind nicht alle Betten belegt.

 
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Wenn man aus dem Fenster schaut, erblickt man den Kickertisch im Hof. Bunte Spielfiguren zieren den Kicker, beklebt ist er mit noch bunteren Fußballszenen. Ayatullah Birgin, Besitzer des blauen Hauses, wollte schon immer einen Kicker haben. Nun hat er für die Bewohner einen gekauft. „Ich dachte, bei vielen Leuten kommt das gut“, sagt der 35-Jährige.

24 Männer aus dem Irak und Somalia sind bisher im blauen Haus untergebracht. Sie sind zwischen 20 und 60 Jahre alt, Frauen und Kinder wohnen bis jetzt noch nicht hier. „Es gab bisher keine Probleme“, sagt Birgin. Denn die Männer seien lernwillig und offen. „Denen zeigst du einmal, wo der Supermarkt ist, dann wissen sie das.“ Die Flüchtlinge organisieren sich allein, der Unterstützerkreis hilft ihnen dabei.

Noch 20 Plätze frei

Die Zimmer sind unterschiedlich groß und verteilt auf drei Etagen und ein Dachgeschoss. Zwei-Bett-Zimmer für ein Ehepaar oder ältere Männer, Vier-Bett-Zimmer für Familien mit Kindern, Sechs-Bett-Zimmer für größere Familien. Noch sind nicht alle Betten belegt, 20 Plätze sind noch frei. In der Wohnung im Erdgeschoss sind drei Zimmer vorbereitet, falls die Zuweisung neuer Flüchtlinge spontan kommt.

Die Decken hängen deshalb bereits über den Gestellen der Stockbetten aus Stahl, die Matratzen liegen in den Betten. Weiße Wände, ein Kühlschrank, Gemeinschaftsküche und -bad, ein Tisch mit ein paar Stühlen und ein Holzschrank für das wenige Hab und Gut, das die Flüchtlinge dabei haben. Kein Luxus, aber ein Dach über dem Kopf. Bis vor kurzem haben im Erdgeschoss neun unbegleitete minderjährige Flüchtlinge knapp vier Wochen lang gelebt, weil das Verwaltungsgebäude auf dem ehemaligen Milchhof-Areal noch umgebaut werden musste (wir berichteten). Vor eineinhalb Wochen sind die Jugendlichen dann umgezogen, zur Erleichterung von Einrichtungleiterin Madeleine Nordhaus, die für Condrobs arbeitet – der gemeinnützige Verein betreut die Jugendlichen und hat das Milchhof-Gebäude angemietet. Die Unterbringung im blauen Haus sei für die jungen Männer nicht optimal gewesen. „Sie wussten, dass sie dort nicht bleiben können.“

Unbegleitete Flüchtlinge

Heute kommen elf weitere unbegleitete Flüchtlinge in Pegnitz an, dann ist die Milchhof-Wohngruppe voll. Die Jungs stammen aus Syrien, Afghanistan und Pakistan. „Sie müssen erst mal zur Ruhe kommen“, sagt Nordhaus. Sie hat das Gefühl, dass es den jungen Leuten in Pegnitz gefällt. „Es will keiner weg, sie sind alle noch da.“

Vor dem Einzug der Flüchtlinge im Blauen Haus haben bereits drei Parteien dort gelebt. „Sie können auch bleiben“, meint Birgin. Zwei der Bewohner sind Hans Leisner und seine Tochter Sonja. Die beiden verstehen sich gut mit den Männern, sagen sie.

Keine negativen Reaktionen

Bevor die Flüchtlinge angekommen sind, wurde ein halbes Jahr lang renoviert, sagt Birgin, der als Ingenieur arbeitet. Vor allem wegen Brandschutzauflagen. Eine gewaltige stählerne Treppe schmiegt sich deshalb ans blaue Haus. Negative Reaktionen von Nachbarn auf die Flüchtlinge hat Birgin noch nicht mitbekommen. Die Idee, sein Haus für Flüchtlinge zu öffnen, hatte er, weil das Gebäude früher schon ein Aussiedlerheim war.

Geplant ist in naher Zukunft einiges, erzählt er. Zum Beispiel gemeinsames Fußballspielen und Deutschkurse. Auch eine psychiatrische Betreuung ist angedacht. Die Kraft soll sich einen halben Tag im Kleinen Johannes um die Flüchtlinge kümmern, einen halben Tag um die im blauen Haus. „Wir warten noch darauf“, sagt Birgin. Er kommt täglich vorbei, er kennt die Bewohner. Er unterhält sich zwar mit ihnen, zu sehr ins Detail will er da aber nicht gehen. „Ich denke, dass niemand froh ist, von seiner Heimat wegzukommen, deshalb frage ich das nicht.“ Ihm fällt aber auf, dass die jungen Männer Spaß am Leben haben. Nicht nur beim Kickern. Als Nächstes soll ein Billardtisch her.