2015: Hitparade der Ideen und Schnapsideen

Von Michael Weiser

Warum ist die Rotmainhalle gut für die Kultur? Warum sollte man als Radfahrer in Bayreuth starke Nerven haben? Warum bleibt der Reichshof ein Traum? In unserer kleinen Bilanz der guten und nicht ganz so guten Ideen 2015 lesen Sie's.

 
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2015 – Die besten Ideen

Öffentliches Grün als Anbaufläche für Gemüse und Gewürze für alle, die ernten wollen – zugegebenermaßen keine Bayreuther Idee, trotzdem auf jeden Fall eine gute Idee. Verwirklicht an der Grünewaldstraße, gleich neben der Landesgartenschau: Das passt. Und zwar mehr als scho.   

Wasfür eine Bühne - wenn nur der Besitzer nicht so starrsinnig wäre: Der Reichshof durfte in den vergangenen Monaten zeigen, was für ein  Veranstaltungsort er sein könnte. Wunderbar!  Dass der Besitzer blockt – dafür könnten die Initiatoren nichts.

Eine Begegnungsstätte, Haus der Vereine, Werkstatt und Anlaufstelle für Flüchtlinge: Das Transitionhaus an der Dammallee, vor einigen Monaten eröffnet,  von einem Verein getragen, durch ein Bundesprogramm finanziert, ist ein bemerkenswerter Ort.

Bayreuth als visionäre Stadt? Ja, das geht: Hochbauamtsleiter Stephan Bouillon, Kulturreferent Fabian Kern und Bühnenbauer Walter Kottke baldowerten die Rotmainhalle als Kultur-Ersatzspielstätte für die Zeit der Stadthallensanierung aus. Zentral gelegen, mit viel Platz und noch mehr Möglichkeiten hat diese Lösung etwas von Jazz: improvisiert, das aber mit Klasse.

Guter Zug: Das Rathaus II zieht in die Schlossgalerie – das ist die Lösung für gleich mehrere Probleme. Das größte davon:  Zu klein, zu beengt, nicht mehr modern ist das bisherige Domizil an der Dr.-Franz-Straße.  Außerdem wird so die Stadtverwaltung endlich enger zusammenrücken. Und ein helles, offenes Bürgerzentrum kann entstehen.

Und - los: Die wievielte Verlängerung war da eigentlich schon ins Land gezogen? Egal, wir finden’s gut, dass endlich mit der Renovierung für das Hans-Walter-Wild-Stadion angefangen wird.

Und weil’s so schön war, gleich nochmal Sport: Sportgutscheine für Kinder hatte der Stadtrat zwar abgelehnt.  Doch Stephan Maisel hatte dann die Idee, das Geld dafür zu sammeln.  Er wie auch Jochen Schneider, Horst Wiesent und Ralph Herrnleben gaben jeweils sogar 5000 Euro. Vorbildlich!

Der Kulturpreis für die Kulturfreunde und ihren Chef Wilfried Laudel war eine gute Idee. Auch wenn's was von Trostpreis hatte: Es ist durchaus ungewiss, ob die Kulturfreunde die Jahre der Stadthallenschließung ohne weiteres überstehen.

Eine gute Idee hatten auch Hans-Hubertus Esser und seine Mitstreiter vom Kunstverein: Die Ausstellungen zusammen mit chinesischen Künstlern, auswärts und zu Hause, war so ungewöhnlich wie überzeugend.

Gießkanne - und nu? Grundsätzlich hatte Kulturreferent Fabian Kern Recht, als er sich kürzlich über die freiwilligen Leistungen der Stadt an die Adresse von Kulturinstitutionen irritiert zeigte. Und der Ausdruck "mit der Gießkanne" stimmte auch. Nun müssten nur noch Taten folgen.

2015 - Die Ausrutscher

Da war die Luft raus: Das Transitionhaus taucht auch unter den Flops auf. Leider. So gut die Idee eigentlich gewesen war, so kurzatmig war das Finanzierungskonzept. Nach drei Monaten war Schluss. Schade.

Gute Ideen, schlecht verkauft: Sowohl was die Rotmainhalle als auch was die Inszenierung der Stadthalle betrifft, informierte die Verwaltung spärlich. Und handelte sich damit Riesenprobleme ein. Ein Ende dieser Schwierigkeiten ist nicht abzusehen, Bürgerbegehren könnten nun alles mögliche lahmlegen.

Apropos Bürgerbegehren: Die Initiative zur „Rettung der Rotmainhalle“ war eine miese Idee. Schon weil von einer Zerstörung der Halle und damit von einer Notwendigkeit der Rettung nicht die Rede sein konnte. So wird Bayreuth für blöd verkauft. Und so schadet man jeder Idee von direkter Demokratie.

Erst abholzen, dann Konzepte machen, dann – mit dem Ofenrohr ins Gebirge schauen: Bayreuths vorausseilendes Planieren und Planen für eine Erstaufnahmeeinrichtung an der Herzogmühle ging kostspielig daneben. 

Alibi für Radfahrer: Die Stadt Bayreuth baut Radwege. Tut zumindest so. Manchmal aber fällt das "als ob" schon ziemlich auf. An der Pottensteiner Straße zum Beispiel. Wer da wackelt, hat verloren. 

Auch mit Wagner kann man’s verbaseln: Dass sich Wahnfried-Leiter und die Stadt wenige Wochen vor der Eröffnung des Richard-Wagner-Museums wegen Abmahnungen zofften, war das Bayreuther Beispiel schlechthin für einen schlechten Zeitpunkt.

Apropos schlechter Zeitpunkt: Die Stadthallensanierung anzusetzen, ohne definitiv eine Ersatzspielstätte zu haben, ohne auch den Sanierungsbedarf der Tiefgarage geklärt zu haben, war - aber das können Sie sich ohnehin denken.

Und noch mal was mit Wagner, schlecht inszeniert: Der Oberste der Freunde Bayreuths, Georg von Waldenfels, hatte die Idee, Eva Wagner-Pasquier schon Monate vor ihrem Abschied als Festspielleiterin zu entmachten. Eine Intrige, die im Weg durch die Instanzen steckenblieb. Und dann noch aufflog.   

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