Damit auch sonst alles reibungslos verläuft, steht auf dem Gelände des Raumfahrtunternehmens NPO Lawotschkin im Moskauer Vorort Chimki eine Mondlandschaft - als Modell. Dort werde für «Luna 27» geübt, sagt der Experte Wladimir Solnzew. «Die Tests zeigen uns, worauf wir hinarbeiten: auf eine voll funktionsfähige Basis», meint der Chef der Raketen-Holding Energija. Er geht davon aus, dass spätestens 2030 erstmals ein Russe den Mond betreten wird.
Auf europäischer Seite steht eine formale Bestätigung des Projekts noch aus. Roskosmos entgegnet Skeptikern von «Luna 27», dass auch vor 15 Jahren nicht alle gleich vom großen Erfolg der Internationalen Raumstation ISS überzeugt waren. Am 31. Oktober 2000 waren die Russen Sergej Krikaljow und Juri Gidsenko sowie der US-Amerikaner William Shepherd als historisch erste Besatzung zum Außenposten der Menschheit aufgebrochen. Das von Deutschland mitfinanzierte Labor rund 400 Kilometer über der Erde ist seitdem ständig besetzt. Auch drei Deutsche waren dort, zuletzt der Astronaut Alexander Gerst.
Mit etwa 28 000 Stundenkilometern rast die außerirdische Wohngemeinschaft in rund 90 Minuten einmal um den Erdball. Raumfahrer schwärmen vom Blick auf unseren Planeten: Nachts funkeln Megastädte, tags glitzern Ozeane. Der «Grundstein» der Raumstation war 1998 gelegt worden, als eine russische Proton-Rakete das erste Bauteil ins All brachte. Gut ein Dutzend Nationen - neben den USA und Russland vor allem Europäer sowie Japan und Kanada - beteiligen sich an der ISS, die mit ihren Sonnensegeln aussieht wie eine riesige Libelle.
Als «Symbol der Völkerverständigung» war der 450-Tonnen-Koloss immer wieder bezeichnet worden. Trotzdem will Russland 2024 aus dem Projekt aussteigen und Ideen künftig mit wechselnden Partnern verwirklichen. Ein Grund dafür ist auch die aktuelle politische Krise zwischen Ost und West. Mit China plant Russland den Bau einer neuen Station - und mit der Esa will Roskosmos zum Mond. Forscher Mitrofanow ist sicher: «"Luna 27" wird das Arbeitspferd für die Erschließung des Mondes.»
dpa