Zwischen Waldershof und Marktredwitz Bayernweit einmaliges Gewerbegebiet

Angrenzend an das Waldershofer Gewerbegebiet „Nördlich der Bahnlinie Nürnberg-Eger“ (oben links) und gegenüber von Scherdel-Logistik (oben rechts) soll das Gewerbegebiet entstehen. Foto: /M. Bäu.

Die Städte Marktredwitz und Waldershof planen über die Bezirksgrenzen hinweg. Auf der 20 Hektar großen Fläche bei Leutendorf will unter anderem der Fahrradhersteller Cube bauen.

 
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Es gibt Probleme, die Bürgermeister mit Stolz erfüllen. So etwa, wenn ihre Kommunen für die Wirtschaft derart attraktiv sind, dass sie gar nicht hinterherkommen, genügend Expansionsflächen zu schaffen. In diesen Tagen ergeht es der Waldershofer Bürgermeisterin Margit Bayer und ihrem Marktredwitzer Amtskollegen Oberbürgermeister Oliver Weigel so. In beiden Orten agiert der Fahrradhersteller Cube – mit Hauptsitz in Waldershof – erfolgreich. Mittlerweile hat das vor 29 Jahren gegründete Unternehmen gut tausend Beschäftigte und wächst und wächst. Schon peilt Cube die Marke von einer Million verkaufter Räder an.

„Firmenchef Marcus Pürner hat uns vor einiger Zeit mitgeteilt, dass er mittelfristig weitere Flächen benötigt“, sagt Oliver Weigel bei einem von der Frankenpost initiierten Gespräch. Er und Bürgermeisterin Margit Bayer freuen sich über die Standorttreue des Unternehmers. „Allerdings haben wir in Waldershof derzeit keine Gewerbeflächen in dieser Größenordnung mehr zu bieten“, sagt die Bürgermeisterin. Grund genug für die Stadtoberhäupter, zusammen mit ihren Teams auch nach unkonventionellen Lösungen zu suchen.

Bezirksgrenzen spielen keine Rolle

Fündig geworden sind sie unmittelbar an der Stadtgrenze auf Leutendorfer, also Marktredwitzer Seite. Hier könnten sich alle Beteiligten ein neues Gewerbegebiet vorstellen. Dieses soll nicht nur ein interkommunales werden, sondern eines, das die Landkreis- und Bezirksgrenzen überwindet. „In dieser Form wäre es bayernweit einmalig. Zumindest ist mir kein vergleichbares bekannt“, so der oberfränkische Oberbürgermeister. Seine Amtskollegin aus der Oberpfalz ergänzt, dass in Waldershof und Marktredwitz in den Köpfen die Bezirksgrenzen eh keine Rolle spielten. Bei den übergeordneten Behörden haben die Vertreter aus Waldershof und Marktredwitz jedenfalls offene Türen eingerannt. Die Bezirke Oberfranken und Oberpfalz wollen die Kommunen bei ihrem Vorhaben unterstützen und freuen sich, dass endlich jemand den Mut gefunden hat, über Grenzen hinauszudenken.

Sowohl Oliver Weigel als auch Margit Bayer betonen in dem Gespräch mehrmals, dass noch nichts in trockenen Tüchern sei. Wie der Leiter des Marktredwitzer Bauamts, Stefan Büttner, erläutert, müssen zunächst die Ergebnisse der Baugrunduntersuchung vorliegen. Ein Ingenieurbüro hat dazu vor Kurzem auf dem Gelände Bohrungen vorgenommen, das unmittelbar an das Waldershofer Gewerbegebiet „Nördlich der Bahnlinie Nürnberg-Eger“ anschließt und gegenüber dem Scherdel-Logistikzentrum liegt. „Nur wenn die Untersuchungen positiv ausfallen, können wir den Vorentwurf des Bebauungsplanes erarbeiten. Dieser muss entweder in beiden Stadträten oder in einem für die Entwicklung des Baugebietes zu gründenden Gremium behandelt werden. Zudem wird die Öffentlichkeit zweimal beteiligt, und die Träger öffentlicher Belange (Anmerkungen: zum Beispiel Naturschutzverbände oder das Wasserwirtschaftsamt) können Einwendungen einbringen.“

Bisher landwirtschaftliche Flächen

Wo vielleicht eines Tages Lager- oder Fertigungshallen von Cube stehen werden, wächst derzeit Getreide heran. Laut Büttner handelt es sich um landwirtschaftliche Flächen, die keinen besonderen Naturschutzanforderungen unterliegen. Auch Wasserschutzgebiete blieben unberührt. Sollte das Gewerbegebiet verwirklicht werden, wie es sich die Vertreter der beiden Städte vorstellen, wäre es rund 20 Hektar groß. „Wir haben die Belange der Bürger in Leutendorf, Ziegelhütte und Waldershof immer im Blick“, sagt Weigel. Damit meint er vor allem den Lärmschutz. Büttner konkretisiert, dass die Gebäude in einem Gewerbegebiet so angeordnet und später angedient werden können, dass möglichst wenig Lärm entsteht.“ Weigel: „Sollten die Gutachten für ein Gewerbegebiet sprechen, werden wir sogleich Infogespräche mit den Bürgern führen.“

Cube will eine größere Fläche auf dem Gelände belegen. Für weitere Ansiedlungen gibt es ebenfalls Platz. „Ich denke an Handwerksbetriebe, die für eine Erweiterung auch mal nur 1000 Quadratmeter benötigen, oder an mittelständische Unternehmen. Für deren Wünsche hätten wir momentan nichts anzubieten, sagt Bayer.“

Sollte das Gewerbegebiet verwirklicht werden, tragen beide Kommunen die Kosten für die Erschließung ebenso je zur Hälfte, wie sie sich die späteren Gewerbesteuereinnahmen teilen. Die Erschließung ist laut Bürgermeisterin Bayer nur von Waldershofer Seite aus möglich.

Dieses Jahr noch große Schritte

Ob Marktredwitz und Waldershof einen Zweckverband gründen, wie es Thiersheim und Wunsiedel im Falle des Plärrers getan haben, steht nicht fest. „So weit sind wir noch lange nicht, denkbar ist eine derartige Lösung aber durchaus, aber auch die eines Kommunalunternehmens“, sagt Weigel.

Auf einen Zeitrahmen, bis wann auf den Flächen gebaut werden kann, will sich keiner der Beteiligten einlassen. Stefan Büttner geht davon aus, dass das Verfahren noch dieses Jahr sehr weit gedeihen kann.

Erst das Hochregallager
Der Waldershofer Fahrradhersteller Cube expandiert. So will das Unternehmen dem Vernehmen nach im eventuell künftigen interkommunalen Gewerbegebiet bei Leutendorf ein Teilelager bauen. Cube will sich künftig unabhängiger von langen Lieferketten machen und sich noch mehr in der Region verankern. Unabhängig von den Plänen für den Neubau zwischen Leutendorf und Waldershof treibt der Fahrradhersteller laut der Waldershofer Bürgermeisterin Margit Bayer den Bau des Hochregallagers auf dem Cube-Firmengelände südlich der Waldershofer Siedlung voran. „Der Bau wird definitiv weiter verfolgt.“ Wie berichtet, will das Unternehmen ein annähernd 40 Meter hohes Gebäude bauen. Auch im Gewerbegebiet Rathaushütte in Marktredwitz zieht Cube eine zweite Halle hoch. Die bereits fast fertiggestellte dient als Lager und für den Versand von Accessoires, einer immer bedeutender werdenden Sparte. Eine zweite, deren Bau der Marktredwitzer Bauausschuss im März genehmigt hat, benötigt das Unternehmen als Lager für Fahrräder vor dem Versand. Keinen Einfluss hat das geplante bezirksübergreifende Gewerbegebiet auf den Bau der Ortsumgehung von Waldershof. Laut dem Leiter des Marktredwitzer Bauamtes, Stefan Büttner, ließe sich eine Ausfahrt zu den Gewerbebetrieben problemlos andocken. Eine Umplanung ist nicht erforderlich. „Die Straße wird so gebaut wie vorgesehen.“ Wahrscheinlich ist laut Büttner, dass die Betriebe im neuen Gewerbegebiet verpflichtet werden, zumindest auf Teilen der Dachflächen Fotovoltaikanlagen zu bauen.

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