Der Zug, der kurz vor halb sieben auf dem Stadtparkett eintrifft, mutet an wie eine Mischung aus Räterepublik und Karnevalszug: ein halbes Dutzend Lastwagen mit offenem Verdeck, darauf Menschen mit roten Fahnen, in Ritterrüstungen, Zwergenkostümen und Wehrmachtsuniformen. Dieselschwaden wabern durch die kalte Luft, ein Mann an einem Megafon beschallt den Platz mit Forderungen nach dem Weltfrieden und ruft zum Widerstand gegen Kapitalismus und Krieg auf. „Klassenkampf statt Weltkrieg“, heißt die Devise. Ein paar Menschen blasen auf Schalmeien die Internationale. Ein Polizist schaut dem Treiben aufmerksam zu, eine Nachfrage bei ihm bringt aber auch keine Klarheit: „Das dürfen S’ mich nicht fragen, ich weiß auch nur, dass das als Demonstration genehmigt ist.“