Zweiteilung bei Schulen Schulen: Stadt auf, Land zu

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Wegen gesunkener Inzidenzwerte: Der Wechselunterricht bleibt in der Stadt nächste Woche. Im Landkreis bleiben die Schulen und Kitas dagegen geschlossen. Foto: Eric Waha/Eric Waha

Die Werte sind eindeutig, die Vorgaben ebenso: In der Stadt weist das Robert-Koch-Institut eine Inzidenz von 84 aus, für den Landkreis 110. Deshalb werden die Schulen auch weiter zweigeteilt verfahren: In der Stadt bleiben die Schulen und Kitas offen, im Landkreis zu, wie seit diesem Freitag wegen der in dieser Woche sprunghaft gestiegenen Werte. Kinder aus dem Landkreis aber können die weiterführenden Schulen in der Stadt besuchen.

 
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Bayreuth - Die Werte sind eindeutig. Anders als vergangenen Freitag, als die Stadt und der Landkreis ganz knapp an der 100er-Marke gekratzt haben. 84 Infizierte auf 100 000 Einwohner in der Stadt, 110er-Inzidenz im Land. Das bedeutet: In der Stadt bleiben die Schulen und Kitas offen, im Land – wie seit Freitag ohnehin – in der nächsten Woche zu.

Stadt und Landkreis entscheiden getrennt

Der gemeinsame Entscheidungsprozess, der normalerweise am Freitag früh am Morgen zu einer gemeinsamen Linie führt, muss diesmal auf zwei Sitzungen verteilt werden. Während für den Landkreis die Entscheidung schnell gefasst ist, muss in der Stadt ein weiteres Treffen Klarheit bringen, „auf Basis einer Prognoseentscheidung, wie es die nächsten Tage aussehen könnte“, wie es Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU) im Gespräch mit unserer Zeitung formuliert. Denn anders als im Landkreis sind die Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) am Freitag – nach einer Datenpanne am Donnerstag – eindeutig: 84,2. Tendenz der Infektionszahlen mit Blick auf die vergangenen Tage: sinkend. „Von 22 Neuinfektionen auf 15“, sagt Ebersberger. Deshalb auch die Entscheidung: Die Schulen und Kitas bleiben offen. Mit Präsenz- oder Wechselunterricht, so wie es die einzelnen Schulen für ihre Schüler vorsehen und in Gruppen eingeteilt haben. Und weiter: „Die Stadt ist gehalten, die Vorgaben der Bayerischen Staatsregierung umzusetzen. Sie sehen eine Öffnung der Schulen vor, wenn der Grenzwert bei der Sieben-Tage-Inzidenz unterschritten wird. Dies ist in der Stadt Bayreuth eindeutig der Fall. Und auch das Infektionsgeschehen im Landkreis, aus dem ja zahlreiche Schüler an Bayreuths Schulen pendeln, lässt auf eine Entschärfung der Situation hoffen.“

Inzidenz im Landkreis eindeutig

„Wir wollten das für alle Schulen in einem Aufwasch machen, das hat sich aber nicht ergeben“, sagt Martin Richter, der neue stellvertretende Schulrat im Leitungsteam der Staatlichen Schulämter für Stadt und Landkreis. „Für den Landkreis aber ist es eindeutig: Die Schulen bleiben zu.“ Nach einer knappen Woche Unterricht, die von auf über 130 gestiegenen Inzidenzwerten schließlich gestoppt wurde.

Maßgeblich sind die Zahlen

Auch Richter sieht die „Problemfelder“, wie er es nennt, die von Eltern ebenso gesehen werden wie von Lehrern an den Bayreuther Schulen – auf die zuletzt auch die Stadträte Thomas Bauske (SPD) und Christopher Süss (JB) aufmerksam gemacht hatten: „Es kommen viele Kinder von auswärts in die Schulen in der Stadt. Worüber man sich aber nicht hinwegsetzen kann, sind die Vorgaben des Kultusministeriums. Die besagen eben, dass die Zahlen des RKI maßgeblich sind für die Entscheidung, die immer am Freitag gefällt wird.“ Auch Richter sagt, dass er diesbezüglich in seiner ersten Woche am Schulamt „schon viele Mails beantworten musste“. Es zähle der Schulstandort, es zähle die Inzidenz dort, man könne „nicht differenzieren zwischen Nachbargebieten“. Auch wenn das „schwer zu vermitteln sei“, wenn man Einzelfälle betrachte.

„Pendeln zwischen zwei Polen“

Was auch Richter unterstreicht: die Zwickmühle, in der alle Beteiligten stecken. „Man pendelt immer zwischen zwei Polen: Auf der einen Seite will man die Schulen öffnen, weil die sozialen Kontakte für die Schüler so wichtig sind“, wie Richter sagt. Wie sehr den Kindern soziale Kontakte fehlten, belegten allein die Zahlen von psychischen Auffälligkeiten: „In Bayern ist die Zahl der Angst- und Essstörungen unter Kindern und Jugendliche innerhalb eines Jahres um das Sechsfache gestiegen.“ Der andere Pol: „Natürlich der Schutz der Gesundheit.“ Deshalb müsse eben Woche für Woche neu entschieden werden. Wenn auch klar sei: „Man ist ein Stück weit hilflos, weil man den Leuten, die Sorgen haben, keine echte Lösung anbieten kann.“ Allerdings, sagt Richter auf Nachfrage, sei ihm „nicht bekannt, dass es in der Woche Infektionsfälle unter Schülern oder Lehrern gegeben hat“.

Schulen unauffällig im Infektionsgeschehen

Es sei „nicht zu erwarten, dass wir in den nächsten Tagen wieder über die 100 steigen“, sagt Oberbürgermeister Ebersberger am Freitag im Kurier-Gespräch. Deshalb auch die Entscheidung, bei den vorliegenden Inzidenzwerten von 84,2 in der Stadt die Schulen offen zu halten. Zumal es „keine Rückflüsse aus Schulen“ – also keine Infektionen – gegeben habe, wie auch Ebersberger sagt. Es gebe bei diesem Thema selbstverständlich „verschiedene Sichtweisen. Aber andererseits halt auch nirgends einen Raum, in dem man wirklich sicher ist. Gerade in den Schulen wird aber intensiv auf Hygiene geachtet – und so erzieht man die Kinder ja auch dazu“, sagt Ebersberger. Und mit Blick auf die Entscheidung für die nächste Woche sagt der OB: „Wie man es macht, macht man es ohnehin falsch.“

Forderung: Vernünftige Teststrategie

Thomas Bauske, der zusammen mit Christopher Süss gefordert hatte, die Schulen auch in der Stadt zu schließen, gerade wegen der Einpendler aus dem Landkreis und der damit verbundenen Durchmischung, sagt am Freitag: Man müsse sehr genau beobachten, wie sich die nächste Woche entwickeln. Und „eine vernünftige Teststrategie fahren“. Er als Datenschutzbeauftragter an seiner Schule bekomme „eine Gänsehaut, wenn ich sehe, dass Lehrer die Selbsttests beaufsichtigen sollen. Was passiert denn, wenn ein Schüler sagt: Ich bekomme gerade einen zweiten Strich. Dann wissen ja alle, wer das ist“, sagt Bauske. Besser wäre, mobile Teams zu schicken, die alle Schüler am besten zwei Mal pro Woche testen würden.

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