Das bloße Mauerwerk prüfen nun die Gutachter. Nicht auf Trockenheit, sie fahnden nach Gefährlicherem – nach Heizöl. „Kaum setzen die den Bohrer an, sickert aus vielen Wänden das Öl“, sagt Moser. Für den Besitzer eine schlechte Nachricht: Sein Haus ist nicht mehr zu retten. 500 Häuser stehen in Fischerdorf, schlimmstenfalls könnte ein Viertel davon der Abrissbirne zum Opfer fallen. „Wir rechnen mit einer Zahl im dreistelligen Bereich“, sagt der OB.
Halbe Milliarde Euro Schaden
Nur wenige Betroffene sind in ihre Häuser zurückgekehrt, in provisorische Quartiere im ersten Stock. Viele leben noch immer bei Freunden oder Verwandten oder in Unterkünften, die die Stadt bereitgestellt hat. Insgesamt dürften sich die Schäden im Landkreis Deggendorf auf eine halbe Milliarde Euro belaufen. Allein in Fischerdorf dürfte die von der Isar ausgehende Flutwelle über 300 Millionen Euro Schaden angerichtet haben. Deggendorf muss seinen Etat neu ansetzen. Die Flut legte auch Teile des Gewerbes lahm. Mit 15 Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen hatte der Stadtrat gerechnet, mindestens eine Million Euro müssen die Deggendorfer nun abschreiben. Immerhin wird nun ein Damm aufgeschüttet, der Fischerdorf schützen soll – anders als sein Vorgänger soll er auch einem Jahrhunderthochwasser standhalten.
Für manchen Fischerdorfer gibt es drängendere Probleme. Sie wollen in ihre Häuser zurück oder zumindest wissen, wie es weitergeht. „Erst wird die Hilfe des Staates verteilt, dann werden wir schauen, wo gezielt Hilfe notwenig ist“, sagt Christian Moser. Denn es gibt genügend, die Haus und Hausrat verloren haben. So wie Christian Seidler, der als Feuerwehrmann am Damm half, aber doch sein eigenes Heim nicht retten konnte. Im Garten flattert trotzig die Bayern-Fahne an einem Mast. Doch im Erdgeschoss kann auch der frische Wind nicht den Gestank nach Heizöl vertreiben.
Fotos: Weiser