Vor Prozessbeginn hatte der Vater des 20 Jahre alten Opfers vor dem Gerichtssaal gesagt: „Ich erwarte eine gerechte Strafe.“ Auf Nachfrage von Journalisten, wie diese aussehen sollte, antwortete er: „Lebenslänglich. Und wahrscheinlich noch mit Sicherheitsverwahrung, das wäre die korrekte Strafe für diesen Menschen.“ Er gehe in den Prozess, weil er hoffe, Antworten auf noch offene Fragen zu finden, sagte der Vater. Er und seine Frau litten bis heute sehr. „Wir müssen heute noch kämpfen, haben schlaflose Nächte.“
Der Anwalt des Schwerverletzten, der als Nebenkläger auftritt, sagte, es sei seinem Mandaten „ganz wichtig, dass herausgefunden wird möglicherweise, was das Motiv gewesen ist“. „Und natürlich wie es abgelaufen ist.“ Er habe kaum Erinnerungen an die Tat. Dem 27-Jährigen gehe es heute körperlich „eigentlich ziemlich gut“, sagte Anwalt Philipp Moritz Hug weiter. Psychisch aber sei es „natürlich schwierig“, gerade jetzt zum Prozess.
Der Angeklagte ist laut Gutachter schuldfähig
Der Angeklagte, der zuletzt in Neustadt an der Weinstraße wohnte, beantwortete nach der Verlesung der Anklage Fragen zu seiner Person mithilfe eines Dolmetschers. Er habe Somalia „mit 17 oder 18 Jahren“ verlassen und sei über Äthiopien, Malta, Schweden und Dänemark gereist und im November 2015 per Flugzeug in Frankfurt/Main angekommen. Nach Aufenthalten bei Mainz und Koblenz sei er nach Neustadt zugeteilt worden.
Auf die Frage der Richterin, ob die Flucht gefährlich gewesen sei, sagte der Angeklagte über seinen Dolmetscher: „Ehrlich gesagt - so schlimm war es auch nicht.“ Er habe mehrfach überlegt, Deutschland zu verlassen. „Ich kam ehrlich gesagt nie hier an.“
Zur der Tat erklärte er: „Ich hatte Wut in mir.“ Er sei auf die Männer zugegangen, habe sie etwas gefragt, dann das Messer aus einer Tasche gezogen und zunächst auf den 20-Jährigen eingestochen. „In meinem Kopf hatte ich nur: Das ist der Mann. Zwischen uns ist eine Rechnung offen.“ Als sich der zweite Mann, ein 35-Jähriger, „eingemischt“ habe, habe auch er „das Messer abbekommen“. Er habe den Unterarm des 20-Jährigen abgetrennt und auf den Balkon der Frau geworfen. Warum, wisse er nicht. Den dritten Mann, einen 27-Jährigen, habe er in einem Geschäft angesprochen und dann zugestochen.
Der Angeklagte ist laut Gutachter schuldfähig. Ihm droht eine lebenslange Haftstrafe mit Feststellung der besonderen Schwere der Schuld sowie Unterbringung in Sicherungsverwahrung. Für den Prozess sind 14 Verhandlungstage bis Mai angesetzt.