Zum Preis von 3,3 Millionen Euro neuer Schlosseigentümer gesucht Diakonie verkauft ehemaliges Himmelkroner Kloster

Von und Werner Reißaus
 Foto: red

Die Diakonie Neuendettelsau will sich vom Himmelkroner Schloss trennen und sucht einen Investor. Wann der Auszug genau erfolgt, steht indes noch nicht fest. Das Gebäude könnte als Asylbewerberunterkunft infrage kommen.

 
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Seit ungefähr zwei Monaten wird das unter Denkmalschutz stehende Schloss von einer Erfurter Immobilienfirma zum Kauf angeboten. Der Kaufpreis für die ehemalige Klosteranlage liegt bei rund 3,3 Millionen Euro. Die bisher im Schloss untergebrachten Wohngruppen werden Zug um Zug ausgelagert.

Der Anfang wurde bereits mit einer Außenwohngruppe in Neuenmarkt gemacht. Sie wurden vor kurzem eingeweiht. Eine Anlage ist derzeit in Bad Berneck im Bau und weitere sollen in der Region um Himmelkron folgen.

Wie Diakonie-Sprecher Thomas Schaller gestern bestätigte, folgt der Träger der Himmelkroner Heime damit seiner „Dezentralisierungsstrategie“. Das bedeutet, die Menschen mit Behinderung sollen künftig möglichst in kleineren Wohneinheiten leben. In mittelgroßen Orten, die über eine geeignete Infrastruktur verfügen, wie Lebensmittelmärkte und öffentliche Verkehrsmittel. „Aus dem Schloss werden wir mittelfristig ausziehen“, sagte Schaller. „Ein konkreter Termin ist noch nicht bekannt, denn es müssen entsprechende Alternativen vorhanden sein.“

Seit ungefähr 120 Jahren wird die Schlossanlage von der Diakonie Neuendettelsau genutzt. Aktuell leben 153 Menschen mit Behinderung in dem früheren Klostergebäude. Heute ist es Wohnheim und Tagesstätte für Menschen mit geistiger Behinderung.

Das Kloster Himmelkron war vom 13. bis zum 16. Jahrhundert ein Kloster der Zisterzienserinnen in Himmelkron in der Diözese Bamberg. Danach diente es den Bayreuther Markgrafen bis zum 19. Jahrhundert als Sommerresidenz und Jagdschloss. Die Stiftskirche St. Maria ist eine evangelisch-lutherische Pfarrkirche. Von den übrigen Gebäuden des Klosters ist nur noch ein Flügel des gotischen Kreuzgangs erhalten.

Verkauft werden soll das Schloss mit all seinen Nebengebäuden. Theoretisch sei allerdings auch ein Teilkauf möglich, erklärte ein Mitarbeiter des eingeschalteten Immobilienbüros. Ritterkapelle, Kreuzgang, Stiftskirche und Stiftskirchenmuseum gehören nicht dazu und sind im Besitz der Kirche.

Nicht weniger als zwölf Gebäude gehören zum Kloster. Sie umfassen eine Fläche von über 8000 Quadratmetern. Das ganze Gelände ist 22.200 Quadratmeter groß und seine künftige Nutzung derzeit ungewiss. Ob die Gemeinde Interesse an einem Kauf oder Teilkauf hat, war am Dienstag nicht zu erfahren.

Nach Angaben Schallers will die Diakonie über die Immobilienanzeige zunächst sondieren, ob es überhaupt Interessenten gibt. Wann es ein passendes Angebot gebe, sei nicht vorhersehbar. „Das kann Jahre, vielleicht Jahrzehnte dauern.“ Das Schloss habe zuletzt nicht mehr den zeitgemäßen Anforderungen entsprochen. So sei es nicht barrierefrei und habe keine Aufzüge. Viele Treppen seien zu überwinden, womit die geistig behinderten Bewohner der Himmelkroner Heime geradeso zurecht kommen würden. Die Heizkosten in den hohen Räumen seien hoch, Umbauten kaum möglich, nennt Schaller weitere Schwachpunkte. „Die zentrale Unterbringung entspricht noch der alten Anstaltstradition“, erklärt Schaller und sei überholt.

Aber die Diakonie verlässt den Standort Himmelkron nicht komplett. Die Bereichsverwaltung wird ebenso bleiben wie die Wohngruppen in den Häusern. Die Berufsfachschule wird erneuert und auch an der Werkstatt hält die Diakonie fest. „Es gehen also keine Arbeitsplätze verloren“, sagte Schaller.

Derzeit wird aber in dem früheren Klosterdorf vor allem die Frage diskutiert, ob nicht der Freistaat Bayern unter Umständen als Käufer auftritt und in dem Areal Flüchtlinge und Asylbewerber unterbringt. So könnte das brennende Problem der Bereitstellung von Sammelunterkünften für Flüchtlinge ansatzweise gelöst werden. Der Gemeinderat hatte kürzlich die Umwidmung eines ehemaligen Hotels an der Autobahn in ein Asylbewerberwohnheim verhindert.

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