Zukunft der Wasserversorgung Grundwasser im Dauerstress

Trockenperioden und Hitze wechseln sich ab mit kurzen, heftigen Starkregenereignissen. Durch die zunehmende Trockenheit sinkt der Grundwasserspiegel. Foto: dpa

Über die Zukunft der Wasserversorgung in Oberfranken berieten sich Bürgermeister und Landräte der Region an der Uni Bayreuth. Der Regionale Planungsverband Oberfranken-Ost und Verbandsvorsitzender Oliver Bär formulierten dabei einige klare Forderungen an den Freistaat.

 
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Dem sinkenden Grundwasserspiegel, der Versorgungssicherheit mit Wasser und dem Schwerpunkt Klimawandel im Landesentwicklungsprogramm widmeten sich drei Fachreferenten am Dienstag im Audimax der Universität.

Zuvor ging Oliver Bär, Verbandsvorsitzender und Hofer Landrat, auf die gegenwärtige Situation ein, in der viele Kommunen ukrainische Flüchtlinge aufnehmen. Das Leid der Bevölkerung müsse gelindert werden. Daher verdienten sie die Unterstützung der europäischen Nachbarn.

Mehr Flexibilität für die Kommunen

Allerdings gehe es zugleich darum, die Lasten gleichmäßig zu verteilen. „Wir müssen flexibel sein können“, sagte Bär und nannte als Beispiel die Kinderbetreuung und den Schulbesuch. Die Kosten für die Betreuung und Unterbringung könnten die Kommunen nicht alleine tragen. Vielmehr seien sie auf finanzielle Zusagen des Freistaats angewiesen.

Unterbrochene Lieferketten und steigende Energiepreise würden das östliche Oberfranken in besonderem Maße treffen. Bär verwies auf die starke Automobilzuliefererindustrie und die vielen Pendler. „Das Wort ländlicher Raum kommt mir bisher viel zu wenig vor“, kritisierte Bär und ergänzte: „Der Energiepreis ist etwas, was unserer Region sehr große Sorgen macht.“ Steigende Kraftstoffkosten beträfen nicht nur den Güterverkehr, sondern auch die Busunternehmen.

Ausreichend gesundes Trinkwasser noch selbstverständlich

Warum die Wasserversorgung ein wesentliches Zukunftsthema ist, erläuterte Baudirektor Michael Belau vom Landesamt für Umwelt in Hof. Diese sei eine Herausforderung, die bereits aktuell messbar, aber für den Einzelnen noch nicht spürbar sei. „Für die Bürger ist es selbstverständlich geworden, dass sie gesundes Trinkwasser in ausreichender Menge zur Verfügung haben.“ Wichtig sei dennoch, sich perspektivisch mit einer möglichen Wasserknappheit zu beschäftigten. Denn es handle sich um eine schleichende Veränderung.

Belau hob in seinem Vortrag „(Grund-)Wasser im Dauerstress“ hervor, dass die Wasseraufbereitung und Wasserversorgung einen großen Einfluss auf Gesundheit hätten. Zu einer sicheren Trinkwasserversorgung gehörten die drei Säulen Wasservorräte, Technik und Betrieb.

„Wir haben ein Nebeneinander von Extremen“

Die Menschen erlebten wie im Ausnahmejahr 2018 zunehmende Trockenheit. Nach den Temperatur- und Niederschlagsdaten des Deutschen Wetterdienstes sei es im Sommer 2019 bereits vier bis 4,5 Grad zu warm gewesen in Oberfranken. Seit dem Jahr 2000 sei nicht nur ein Anstieg der Temperatur zu bemerken. Auch Waldbrände und Hochwasserereignisse häuften sich. „Wir haben ein Nebeneinander von Extremen“, stellte Belau fest. Trockenheit und Hitzeperioden oder heftige Niederschläge in kürzerer Zeit.

Der Klimawandel bewirke eine höhere Verdunstung und weniger Schneeschmelze. Die Wasserspeicher im Grundwasser würden nicht genug aufgefüllt. Der grundwasserwirksame Niederschlagsanteil gehe zurück. In Oberfranken waren es sogar 50 Prozent weniger Grundwasserneubildung im Vergleich der Jahre 2015 bis 2019 mit den Jahren 1971 bis 2000.

Der bayerische Weg bei der Wasserversorgung

Ein Anhaltspunkt für die Kommunen sind Belau zufolge die Wasserversorgungsbilanzen der Regierungsbezirke. Sie stellen eine Bewertung der Versorgungssicherheit von 3700 Wasserversorgungsanlagen dar. Die ortsnahe Wasserversorgung sei ein explizit bayerischer Weg, den das Landesamt für Umwelt unterstütze. In Ergänzung seien elf Fernwasserversorger in Bayern tätig. Belau empfahl die Widerstandsfähigkeit der natürlichen Ökosysteme zu erhöhen. Zum Beispiel durch den Waldumbau, eine angepasste Landwirtschaft, verbesserten Hochwasserschutz, Entsiegelung von Flächen und ein Niederschlagsmanagement.

Kommunen wollen sich verstärkt zusammenschließen

Der stellvertretende Verbandsvorsitzende, der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner, erklärte dazu, die ortsnahe Wasserversorgung sei schwierig und teuer. Die Kommunen seien auf Förderprogramme angewiesen. Daher sei es gut, mit den Fernwasserversorgungen „ein Backup“ zu haben. In der Praxis sind immer mehr kleinere Gemeinden dazu gezwungen, der der Harsdorfer Bürgermeister Günther Hübner berichtete. Der Bürgermeister von Guttenberg, Philip Laaber, sagte, solche Zusammenschlüsse seien dringend notwendig, weil auch das Personal wie Wasserwarte fehle.

Baudirektorin Gabriele Merz, Leiterin des Wasserwirtschaftsamts Hof, unterstrich die Bedeutung der Grundwasserneubildung. Geologisch betrachtet, besitze das ostbayerische Kristallin im Gegensatz zur Fränkischen Alb ein geringes Grundwasser-Speichervermögen. Rund 80 Prozent des Wassers komme aus Brunnen und Quellen. Die Wasserversorgung sei kleinräumig, dezentral und ortsnah.

Probleme im Fichtelgebirge und im südlichen Landkreis

Ausbleibender Schnee und eine fehlende Schneeschmelze würden zunehmend zum Problem, zum Beispiel im Fichtelgebirge. Auch rund um Bayreuth und südlich davon mache sich der Klimawandel bemerkbar. In der Folge steige der Bedarf an Wasser und Trinkwasser in Trockenperioden. Daher sollte an regionalen Klimaszenarien gearbeitet werden, riet Merz. Diese könnten den mittelfristigen Wasserbedarf abschätzen.

Klimawandel als Schwerpunkt im Regionalplan

Über den Klimawandel als Schwerpunkt im Landesentwicklungsprogramm (LEP) sprach Oberregierungsrat Stefan Esch aus dem Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie. In dem bisherigen Leitbild bis 2025 werde auf die Zunahme von Naturgefahren durch Überschwemmungen und Dürren hingewiesen. Dem solle unter anderem durch eine integrierte Siedlungs- und Verkehrsentwicklung, erneuerbare Energien und natürliche Speicher für Kohlendioxide und Treibhausgase begegnet werden. Klimarelevante Freiflächen sollten daher im Regionalplan verzeichnet werden.

Nach einem Grundsatzbeschluss des Ministerrats vom 17. Dezember 2019 wird das LEP bis 2023 zum Teil fortgeschrieben. Im neuen Leitbild Bayern 2035 wird die Reduktion der Treibhausgase, die Umstellung auf nachhaltige Energie und Mobilität und die Förderung von Mooren und humusreiche Böden als natürliche Kohlenstoffsenken festgeschrieben.

In Zukunft Klimaneutralität ein wichtiges Kriterium

Bei Planungen soll in Zukunft auf Klimaneutralität hingewirkt werden. Vorrang- und Vorbehaltsgebiete für den Klimaschutz können ausgewiesen werden, sie sind für die Anpassung an den Klimawandel festzulegen. Dafür gibt es eine Moorbodenkarte mit frei zuhaltenden Grün- und Wasserflächen und eine Schutzkarte für Klima und Luft. Damit würden fundierte und belastbare Klimadaten bezüglich klimarelevanter Freiflächen gewonnen.

Das Fazit des Hofer Landrats: „ Wir wollen die Wasserversorgung für künftige Generationen sichern, brauchen dazu finanzielle Unterstützung des Freistaats Bayern.“ Auch bei strukturellen Fragen der interkommunalen Zusammenarbeit sei eine Unterstützung wünschenswert. Wie die Wasserversorgung auf mehrere Standbeine verteilt werden könne, sei zusammen mit dem Freistaat Bayern und anderen Ländern zu überlegen.

Hintergrund

Der Regionale Planungsverband Oberfranken-Ost ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Gegründet wurde der Planungsverband im Jahr 1973. Damals war das Gebiet des Freistaates Bayern in 18 Planungsregionen eingeteilt. Zur Region Oberfranken-Ost gehören die Landkreise Bayreuth, Hof, Kulmbach und Wunsiedel, die kreisfreien Städte Bayreuth und Hof mit 99 kreisangehörigen Gemeinden und die Stadt Waldershof aus dem Landkreis Tirschenreuth in der Oberpfalz.

Die Hauptaufgabe des Verbands ist die Aufstellung und Fortschreibung der regionalen Pläne. Damit kann die Entwicklung einer Region gesteuert werden. Zu den wesentlichen Themen gehören die Straßen- und Bahninfrastruktur und der Ausbau der Erneuerbaren Energien.

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