Coronabedingt blieben die Scheinwerfer diese Saison bis auf die wenigen Aufführungen unter dem Label "Luisenburg X-tra" vor wenigen Zuschauern dunkel. Umso mehr freute sich künstlerische Leiterin Birgit Simmler über die Unterstützung von Siemens. "Es ist schon bemerkenswert und für uns ein gutes Zeichen, dass sich Siemens für die exklusive Partnerschaft entschieden hat, auch wenn wir heuer keine 150 000 Zuschauer hatten." Grüner Strom passe hervorragend zur mitten in der herrlichen Natur eingebetteten Luisenburg.
"Irre stolz" auf die Kooperation ist auch Bürgermeister Nicolas Lahovnik. Dies sei ein weiterer Meilenstein von vielen, den Siemens in Wunsiedel gesetzt habe (siehe auch Infokasten). Der Weltkonzern habe ein gutes Paket für die Luisenburg geschnürt. Als Stadtoberhaupt sei er froh, dass sich viele Unternehmen für eine Unterstützung der Festspiele interessieren. Kein Hehl machte er aus den finanziellen Schwierigkeiten, in denen sich die Bühne wegen der ausgefallenen Saison befindet. "Das müssen wir kurzfristig überbrücken." Bei der Kooperation mit Siemens gehe es aber um eine langfristige Partnerschaft. Diese komme erst richtig zum Tragen, wenn nach Corona der Betrieb wieder normal laufe.
Rein technisch ist die Energie-Infrastruktur der Luisenburg auf dem neuesten Stand. SWW-Geschäftsführer Marco Krasser sagte, dass Wunsiedel nicht nur eine mehr als ein Jahrhundert lange Festspieltradition habe, sondern auch seit 100 Jahren Erfahrung im Netzbau- und Betrieb. Neu sei nun die Garantie, dass die Festspiele komplett mit grünem, also CO2-neutral produziertem Strom versorgt werden. "Wir haben uns in Wunsiedel schon 2001 auf den Weg in die Energiezukunft gemacht. Angefangen haben wir mit Photovoltaikanlagen, dann kamen Biomasse und Windräder. Und nun folgt die Wasserstoffproduktion." Der grüne Strom sei nicht nur rein bilanziell vorhanden, sondern auch tatsächlich physisch.
Dass ein weltumspannender Konzern an der 9300-Einwohner-Stadt Wunsiedel "einen Narren gefressen" hat, wie die Oberfranken sagen, kommt nicht von ungefähr. Siemens findet in Wunsiedel eine Modellstadt, die offen für neue Technologien ist. Vor nicht allzu langer Zeit hat der designierte Siemens-Chef Roland Busch gesagt, dass sein Konzern von Wunsiedel viel gelernt habe. So hat etwa auch der für die Energie-sparte bei Siemens zuständige Cedrik Neike SWW-Geschäftsführer Marco Krasser zu einem Gedankenaustausch nach Berlin eingeladen.
Andreas Schmuderer brachte es auf den Punkt: "Uns ist es wichtig, lokale Präsenz zu zeigen. Wir können in Wunsiedel viel umsetzen."
Alle am frühen Donnerstagabend vor dem großen Strom-Plakat Stehenden hoffen, dass die nächste Luisenburg-Saison erfreulicher wird. Wie berichtet, wird das für dieses Jahr geplante Programm fast eins zu eins 2021 gezeigt. Schon jetzt ist das Interesse der Zuschauer riesig. Das zeigt, dass die Festspiele viele treue Anhänger haben, die sich auch nach einer ausgefallenen Saison nicht von "ihrer" Luisenburg abwenden. Mit dem Siemens-Konzern wissen Birgit Simmler und ihre Mannschaft nun einen weiteren, etwas anderen Fan an ihrer Seite.