Wunsiedel Siemens wirbt für die Luisenburg-Festspiele

Bei der Enthüllung des Plakates (von links): Andreas Schmuderer (Siemens), Reinwald Kleblein (Siemens), künstlerische Leiterin Birgit Simmler, Bürgermeister Nicolas Lahovnik, SWW-Geschäftsführer Marco Krasser sowie von Siemens Bernd Koch, Roland Schmidt und Rainer Saliger,. Foto: Florian Miedl

Siemens wirbt für die Festspiele und hilft dabei, den Kulturbetrieb mit grüner Energie zu versorgen. Bürgermeister Nicolas Lahovnik ist darauf "irre stolz".

 
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Wunsiedel - Der FC Bayern München hat seine Allianz-Arena. Und die Luisenburg-Festspiele? Die haben zwar noch keine Siemens-Theater-Tribüne, doch in dem Technologie-Weltkonzern seit Donnerstagabend einen weiteren prominenten Unterstützer. Bei einem fast informell wirkenden Treffen haben die Festspiel-Leitung sowie Vertreter der Stadtwerke SWW und Siemens ein riesiges Werbeplakat mit einem zukunftsweisenden Slogan unterhalb des Theaters enthüllt: "Wir bringen das Grün auf die Naturbühne." Das bedeutet nichts weniger, als dass die Festspiele in Zukunft zu 100 Prozent mit grünem Strom arbeiten werden. Dies dürfte unter den bedeutenden Bühnen in Deutschland einmalig sein.

Spatenstich noch in diesem Jahr

Die Siemens Smart Infrastructure und die Gesellschaft WUN H2 haben am Donnerstag den Vertrag zum Bau einer der größten Wasserstofferzeugungsanlagen Deutschlands unterzeichnet. Die Elektrolyse-Anlage von Siemens Energy entsteht im Energiepark Wunsiedel und hat eine Anschlussleistung von sechs Megawatt in der ersten Ausbauphase und soll ausschließlich mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Sie arbeitet somit CO2-frei. Die Anlage kann einen Wasserstoffbedarf von über 900 Tonnen pro Jahr bereitstellen. Im Vollausbau sind dann bis zu 2000 Tonnen möglich. Spatenstich ist für Ende dieses Jahres geplant und die Inbetriebnahme ist Ende 2021 vorgesehen. Die Anlage in Wunsiedel hat laut einer Mitteilung von Siemens Modellcharakter für ganz Deutschland. Sie dient dazu, die in der Region vorhandene erneuerbare Energie aus Photovoltaik und Windkraft in speicherbaren Wasserstoff (H2) zu wandeln und für verschiedene Anwendungen in der Mobilität und Industrie verfügbar zu machen. "Dieses Projekt ist ein weiterer Baustein einer Technologiepartnerschaft von Siemens und der SWW . Wir wollen lokal verwirklichen, was in Deutschland bis zum Jahr 2050 angestrebt wird, nämlich eine volle Energiewende über alle Sektoren hinweg", sagte Uwe Bartmann, CEO Siemens Deutschland. red

Andreas Schmuderer, Leiter für dezentrale Energiesysteme bei Siemens Deutschland sagte denn auch unverholen, dass es dem Konzern ein Bedürfnis sei, zusammen mit der SWW eine Kooperation mit der Luisenburg einzugehen - und dies auf viele Jahre. "Uns liegt viel daran, die Festspiele noch grüner zu machen." Damit sollte bewiesen sein, dass die Festspiel- und die Energiestadt keine voneinander getrennten Markenkerne Wunsiedels sind, sondern eng zusammengehören.

Die Festspiele profitieren zum einen vom Image des Weltkonzerns, zum anderen garantiert Siemens in Verbund mit der SWW, dass auch bei künftig noch aufwendigeren Produktionen eventuell anfallende Energiespitzen gedeckt sind und so auf der Bühne nie das Licht ausgeht.

Coronabedingt blieben die Scheinwerfer diese Saison bis auf die wenigen Aufführungen unter dem Label "Luisenburg X-tra" vor wenigen Zuschauern dunkel. Umso mehr freute sich künstlerische Leiterin Birgit Simmler über die Unterstützung von Siemens. "Es ist schon bemerkenswert und für uns ein gutes Zeichen, dass sich Siemens für die exklusive Partnerschaft entschieden hat, auch wenn wir heuer keine 150 000 Zuschauer hatten." Grüner Strom passe hervorragend zur mitten in der herrlichen Natur eingebetteten Luisenburg.

"Irre stolz" auf die Kooperation ist auch Bürgermeister Nicolas Lahovnik. Dies sei ein weiterer Meilenstein von vielen, den Siemens in Wunsiedel gesetzt habe (siehe auch Infokasten). Der Weltkonzern habe ein gutes Paket für die Luisenburg geschnürt. Als Stadtoberhaupt sei er froh, dass sich viele Unternehmen für eine Unterstützung der Festspiele interessieren. Kein Hehl machte er aus den finanziellen Schwierigkeiten, in denen sich die Bühne wegen der ausgefallenen Saison befindet. "Das müssen wir kurzfristig überbrücken." Bei der Kooperation mit Siemens gehe es aber um eine langfristige Partnerschaft. Diese komme erst richtig zum Tragen, wenn nach Corona der Betrieb wieder normal laufe.

Rein technisch ist die Energie-Infrastruktur der Luisenburg auf dem neuesten Stand. SWW-Geschäftsführer Marco Krasser sagte, dass Wunsiedel nicht nur eine mehr als ein Jahrhundert lange Festspieltradition habe, sondern auch seit 100 Jahren Erfahrung im Netzbau- und Betrieb. Neu sei nun die Garantie, dass die Festspiele komplett mit grünem, also CO2-neutral produziertem Strom versorgt werden. "Wir haben uns in Wunsiedel schon 2001 auf den Weg in die Energiezukunft gemacht. Angefangen haben wir mit Photovoltaikanlagen, dann kamen Biomasse und Windräder. Und nun folgt die Wasserstoffproduktion." Der grüne Strom sei nicht nur rein bilanziell vorhanden, sondern auch tatsächlich physisch.

Dass ein weltumspannender Konzern an der 9300-Einwohner-Stadt Wunsiedel "einen Narren gefressen" hat, wie die Oberfranken sagen, kommt nicht von ungefähr. Siemens findet in Wunsiedel eine Modellstadt, die offen für neue Technologien ist. Vor nicht allzu langer Zeit hat der designierte Siemens-Chef Roland Busch gesagt, dass sein Konzern von Wunsiedel viel gelernt habe. So hat etwa auch der für die Energie-sparte bei Siemens zuständige Cedrik Neike SWW-Geschäftsführer Marco Krasser zu einem Gedankenaustausch nach Berlin eingeladen.

Andreas Schmuderer brachte es auf den Punkt: "Uns ist es wichtig, lokale Präsenz zu zeigen. Wir können in Wunsiedel viel umsetzen."

Alle am frühen Donnerstagabend vor dem großen Strom-Plakat Stehenden hoffen, dass die nächste Luisenburg-Saison erfreulicher wird. Wie berichtet, wird das für dieses Jahr geplante Programm fast eins zu eins 2021 gezeigt. Schon jetzt ist das Interesse der Zuschauer riesig. Das zeigt, dass die Festspiele viele treue Anhänger haben, die sich auch nach einer ausgefallenen Saison nicht von "ihrer" Luisenburg abwenden. Mit dem Siemens-Konzern wissen Birgit Simmler und ihre Mannschaft nun einen weiteren, etwas anderen Fan an ihrer Seite.

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