Die Einschätzungen von Wolff sind nicht nur deshalb brisant, weil sich Teamkollegen normalerweise in der Öffentlichkeit nicht gegenseitig kritisieren, sondern weil er sich damit auch hinter Andreas Michelmann einreiht. Der Präsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB) hatte sich zuvor verwundert darüber gezeigt, dass fast ausschließlich deutsche Stars wegen der Corona-Pandemie nicht zur WM nach Ägypten reisen werden. „Wir sind wahrscheinlich die sensibelste Handballnation der Welt“, sagte Michelmann in der „Sport-Bild“. „Wenn ich sehe, dass in Kiel die Deutschen nicht fliegen, die Dänen, Kroaten und Slowenen aber sehr wohl, ist es vielleicht auch in den Personen begründet.“ Eine Diskussion darüber sei aber „am Ende müßig, denn die Entscheidungen sind getroffen“. DHB-Boss Michelmann erklärte zwar, die Beweggründe für die Absagen zu verstehen („Ich werde deshalb auch niemand denunzieren“), zugleich lobte er aber die deutschen Profis, die sich für eine Teilnahme entschieden haben: „Es gebührt den Spielern Respekt, die hinfliegen.“
Bundestrainer Gislason bleibt gelassen
Angesichts dieser Aussagen darf man gespannt sein, wie sich der Zwist entwickelt – schließlich haben Pekeler, Wiencek, Weinhold und Lemke nur auf die WM verzichtet, spätestens wenn es um die Teilnahme an den Olympischen Spielen im Sommer in Tokio geht, werden ihre Namen wieder im Notizbuch des Bundestrainers stehen. Weshalb es sicher kein Fehler gewesen wäre, wenn alle dieselbe Gelassenheit gezeigt hätten wie Alfred Gislason. „Ich sehe das pragmatisch“, sagte der Coach des Nationalteams, als er auf die vielen Absagen angesprochen wurde. „Jeder Verlust ist auch ein Chance.“