Wo Hunde das Jagen lernen: In der Fränkischen Schweiz entsteht das erste Saugatter Bayerns

Von Sarah Bernhard
Reinhold Penning musste mit Felix nach Thüringen fahren, um die Wildschweinjagd zu trainieren. Bald geht das auch in der Region. Foto: Harbach Foto: red

Wenn Hunde Wildschweine jagen, kann es vorkommen, dass sie vom Jäger zum Gejagten werden. Denn Wildschweine sind kräftig. Und schlau. Doch damit soll jetzt Schluss sein: Im ersten Saugatter Bayerns können Hunde bald üben, wie es richtig geht.

 
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„Felix hat es drauf“, sagt der Untersteinacher Jäger Reinhold Penning. Wenn sein Deutscher Wachtelhund bei der Jagd ein Wildschwein sieht, werde er nicht gleich aggressiv. Aber ängstlich sei er auch nicht. Er belle so lange, bis sich das Wildschwein in Bewegung setze. In Richtung Jäger.

Dieses Verhalten ist nicht selbstverständlich. „Man muss die Hunde schulen, sonst kommen sie um“, sagt Penning. Für die Schulung braucht es ein „Schwarzwildgewöhnungsgatter“, auch Saugatter genannt. In solchen Gattern leben an Menschen gewöhnte Wildschweine, die für einige Stunden pro Woche mit Hunden konfrontiert werden. Daraus, wie die Hunde auf die Wildschweine reagieren, kann man ablesen, ob sie gute Jäger sind.

Von der Sau niedergemacht

Viele sind es nicht. Laut dem Brandenburger Jagdhundeausgleichsfond starben dort im vergangenen Jahr 65 Prozent der getöteten Jagdhunde durch Verletzungen, die ihnen Wildschweine zugefügt hatten. „Wenn Hunde zu aggressiv aufs Schwarzwild zugehen, macht die Sau sie nieder“, sagt Adolf Reinel, Vorsitzender des Jägervereins Bayreuth. Wenn sie sich nicht zum Wildschwein trauen, seien sie für die Jagd aber ebenso ungeeignet. „Wenn der Hund links unten im Maisfeld bellt und das Wildschwein ist rechts oben, dann bringt uns das nichts“, sagt Reinel.

780 Wildschweine wurden 2009 im Landkreis geschossen. Vier Jahre später waren es fast doppelt so viele. Und ihre Zahl steigt weiter: „Der Winter war so mild, dass pro Wurf meist alle Frischlinge überlebt haben.“ Trotz aller Bemühungen der Jäger sei es deshalb nicht vollends gelungen, „den jährlichen Zuwachs abzuschöpfen“, heißt es aus dem Landratsamt. Zwar gebe es im Landkreis nur punktuell ein Schwarzwildproblem. Aber: „Die Entwicklung, vor allem auch der teils ganz erheblichen Schäden, gibt durchaus Anlass zur Sorge.“

Jäger Reinel sieht das ähnlich. „Deshalb müssen wir jede Möglichkeit hernehmen, die wir haben.“ Auch die Drückjagd, bei der Wildschweine aufgescheucht, aber nicht gehetzt werden. Hunde wie Felix sind dafür unerlässlich.

Nächstes Gatter liegt in Thüringen

Um herauszufinden, dass es sein Hund draufhat, musste Reinhold Penning noch bis nach Thüringen fahren. Denn in Bayern war diese Art des Hundetrainings lange verboten. 2013 änderte sich die Haltung der Staatsregierung: Eine Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover habe gezeigt, dass weder Wildschweine noch Hunde durch das Training übermäßig gestresst würden, teilt das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit mit. Erfahrungen aus Saugattern in Brandenburg hätten dies bestätigt. Zudem sei immer ein Gattermeister vor Ort, der im Notfall eingreifen könne.

In der fränkischen Schweiz entsteht nun auf 3,5 Hektar das erste Saugatter Bayerns. Rund 70 000 Euro soll es kosten, finanziert wird es durch die Jagdabgabe. Wo genau es gebaut wird, will Adolf Reinel noch nicht sagen, „damit militante Tierschutzgruppen uns nicht die Zäune einreißen“. Aber das Gatter sei so gelegen, dass auch die Tourismusorte vom Jägerzustrom profitieren könnten.

Landratsamt hat keine Bedenken

Das Landratsamt hat Planung und Standort überprüft. Da es das erste bayerische Gatter ist, habe man sich „strikt an die ministerielle Vorgabe gehalten“ – und habe, wenn die Richtlinien eingehalten werden, keine Bedenken. Weder aus baulicher, noch aus wasserrechtlicher, noch aus tierschutzrechtlicher Sicht. Das Gatter soll im Oktober eröffnen.

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