„Wir müssen uns zusammentun!“

Von 1973 bis 2012 war Engelbert Kupka Präsident der SpVgg Unterhaching. Frank Mächler/dpa Foto: red

An der Basis rumort es - zumindest ein bisschen. Der langjährige Unterhachinger Vereinsboss Engelbert Kupka will die Kräfte im Amateurfußball bündeln und gegen den DFB aufbegehren. Seiner Ansicht nach wird die Basis vernachlässigt. Es geht um viel Geld.

 
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Engelbert Kupka äußerte sich im Sommer 2016 bei Blickpunkt Sport ausführlich zu seinem Anliegen. Quelle: YouTube

 

In einem beschaulichen Gasthof in Garching soll sich der Widerstand formieren. Bitter enttäuscht von der Spitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ruft der langjährige Unterhachinger Vereinschef Engelbert Kupka zur Gründung der Aktionsgemeinschaft «Rettet die Amateurvereine» auf. Die Einladung zum Aufstand haben insgesamt 14 Vertreter aus dem Amateurfußball ausgesprochen, darunter auch solche aus Berlin oder Nordrhein-Westfalen.

«Wenn man wie ich 39 Jahre in dem Geschäft war, es kennt und sieht, welche Verwerfungen schon lange da sind, dann gehört es zur Verantwortung dazu, dass man Dinge, die schief laufen, nicht einfach weiter laufen lässt», sagte Kupka der Deutschen Presse-Agentur vor der ersten Veranstaltung am Donnerstag (19 Uhr) in Garching bei München. Angeschrieben hat Engelbert Kupka sämtliche Vereine aus Bayern: "Wir hatten eine Liste mit zwei Seiten E-Mail-Adressen."

Beim Zusammentreffen in dem Garchinger Gasthof will Kupka einen Forderungs- und Fragenkatalog zusammenstellen, über den abgestimmt werden soll. Dieser soll danach an den Deutschen Fußball-Bund übergeben werden. Eine Einladung an DFB- oder DFL-Vertreter ging indes nicht hinaus: "Warum auch?", fragt Kupka.

"Mit einer starken Stimme zu Wort melden!"

Von 1973 bis 2012 war der heute 78-Jährige Präsident der SpVgg Unterhaching. Und vieles, was er mittlerweile im Fußballgeschäft sieht, gefällt ihm nicht mehr. «Die DFB-Spitze hat den Kontakt zur Basis völlig verloren», kritisiert er und fordert Taten für den Amateurfußball. «Wir werden mit unseren berechtigten Anliegen nur dann Gehör finden, wenn wir uns mit einer starken Stimme zu Wort melden.» Deshalb organisiert Kupka, der sich in offenen Briefen auch an DFB-Präsident Reinhard Grindel gewandt hat, die Aktion.

Wie viele Vereinsvertreter in der Gaststätte tatsächlich dabei sein werden, ist unklar. Kupka spricht von einer "stattlichen Zahl" an Zusagen. Die Aktionen von Engelbert Kupka haben sich weit über die Grenzen Bayerns hinaus herumgesprochen: "Es gab bislang keine einzige negative Stellungnahme", sagt der Ex-Unterhaching-Boss, "aus Baden-Württemberg, Berlin oder Thüringen wünscht man uns viel Glück."

Klar ist indes, dass unter dem Dach des DFB mehr als 25.000 Vereine organisiert sind. Und diese profitieren nach Ansicht von Kupka nicht genug von dem reichen Verband. "Wir müssen uns zusammentun!" Kupka sieht hier nicht nur ein sportlich-wirtschaftliches, sondern viel mehr auch ein gesellschaftlich-politisches Problem: "Die Schere geht immer weiter auseinander."

Hat sich der DFB von der DFL düpieren lassen?

Dem Anwalt geht es dabei vor allem um den Grundlagenvertrag zwischen dem DFB und der Deutschen Fußball Liga (DFL), der im vergangenen November mit einer Laufzeit bis 2023 abgesegnet wurde. Der Kontrakt regelt die Geldflüsse zwischen dem DFB und den im Ligaverband organisierten 36 Proficlubs der ersten und zweiten Bundesliga.

Der DFB erhöht demnach seine Zuschüsse für die Landesverbände von fünf auf acht Millionen Euro jährlich, die DFL wiederum will pro Jahr 2,5 Millionen Euro für Projekte eines Masterplans Amateurfußball bereitstellen. Kupka ist das nicht genug.

Seiner Einschätzung nach hat sich der DFB von der DFL düpieren lassen. Die Laufzeit des Grundlagenvertrags bis 2023 verhindere die Möglichkeit zur Nachbesserung, wenn zur Saison 2021/22 ein neuer und wohl höher dotierter TV-Vertrag für die Bundesliga in Kraft tritt. Außerdem fußt der Grundlagenkontrakt nach Kupkas Ansicht auf viel zu niedrigen Einnahmen von 1,16 Milliarden Euro. 1,5 Milliarden Euro kämen der Wirklichkeit schon näher.

«Sie werden die Solidarität nur bekommen, wenn der Druck so stark wird, dass sie sich dem nicht mehr widersetzen können», meinte Kupka in Richtung DFB- und DFL-Spitze. Ihnen wirft er vor, sich nicht genug um die Amateurvereine zu kümmern. «Wir befinden uns seit Jahren in ständigem Austausch mit unseren Vereinen», entgegnete der für die Amateure zuständige DFB-Vizepräsident Rainer Koch. «Wir haben vieles auf den Weg gebracht und werden diesen Kurs auch weiterhin verfolgen.» Überzeugt ist Kupka von diesem Kurs aber nicht.

dpa/cd

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DFB zum Amateurfußball

Einladung an Amateurvereine

Presseerklärung Kupka

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