Für Kerber ist das Turnier hingegen früher als erwartet vorbei. Enttäuscht stapfte sie mit einem Wimbledon-Handtuch über den Schultern von Court 1. Nach zwei lockeren Siegen fehlte der 34-Jährigen die Überzeugung, im zweiten Durchgang konnte sie auch zweimal einen Break-Vorsprung nicht nutzen. Im vergangenen Jahr hatte Kerber noch das Halbfinale erreicht.
Niemeier auf guten Kurs
So weit ist Niemeier noch nicht. Dass sie auch herausfordernden Aufgaben gewachsen ist, bewies die Tennis-Hoffnung aber erneut. Nach 2:04 Stunden verwandelte Niemeier durch einen Rückhandfehler ihrer Gegnerin den ersten Matchball. In einem Break-Festival nahmen sich beide Spielerinnen 21-mal den Aufschlag ab.
„Ich glaube, dass viele erwartet haben, dass ich das relativ einfach gewinnen heute“, sagte sie. „Wir haben uns darauf eingestellt. Wenn man vor zwei Tagen gegen eine Top-Ten-Spielerin gewonnen hat, möchte man auch das nächste Match gewinnen, um es sich auch selber zu beweisen. Das spielte auch schon eine Rolle.“
Für den größten Erfolg ihrer Karriere kassiert sie umgerechnet 219 000 Euro. „Es war eine emotionale Achterbahnfahrt“, sagte Trainer Christopher Kas. „Wir sind auf einer gewissen Wolke, und die werden wir einfach weiterreiten und dann schauen wir, wie weit die uns trägt.“
Bei ihrem Wimbledon-Debüt trifft Niemeier nun auf die Britin Heather Watson, die in der ersten Runde Tamara Korpatsch bezwungen hatte. „Sie ist eine großartige Spielerin, eine erfahrene Spielerin“, sagte Niemeier über ihre 30 Jahre alte nächste Gegnerin.
Match mit Köpfchen nach Hause gebracht
Statt im zweitgrößten Stadion auf Court 1 wie gegen Kontaveit spielte Niemeier auf Außenplatz 18, bei windigen Bedingungen hatte die Weltranglisten-97. zu Beginn ihre Probleme. Bei ihren zwei souveränen Zwei-Satz-Siegen im Turnier hatte Niemeier noch kein Break kassiert - und gab gegen Zurenko direkt zu Beginn das erste von insgesamt zehn ihrer Aufschlagspiele ab, und das gleich zu null.
„Das Match nach so einem Match ist nicht einfach“, hatte Coach Kas angesichts des viel beachteten Erfolgs über die an Nummer zwei gesetzte Kontaveit gesagt. Der Beginn geriet nervös, in den ersten drei Spielen unterliefen Niemeier zehn unerzwungene Fehler, schnell hieß es 0:3. Langsam kam sie ins Spiel, glich zum 3:3 aus. Ein Fehler von Zurenko besiegelte nach 49 Minuten den Gewinn des ersten Satzes.
Das Erfolgserlebnis sorgte aber nicht für Konstanz. Erneut musste Niemeier zwei Aufschlagverluste nacheinander hinnehmen, erneut stand es 0:3. Zwar konnte sie wie im ersten Satz wieder ausgleichen, die Sicherheit kehrte aber nicht zurück. Zum Auftakt des dritten Satzes gab es fünf Breaks in Serie, ungläubig schmunzelnd ging Niemeier beim 3:2 zur Bank. Mit einem Volley holte sich die Dortmunderin den ersten Aufschlaggewinn des Durchgangs und hielt den Zeigefinger an ihre Schläfe. Mit Köpfchen brachte Niemeier das Match nach Hause.