Vorfreude auf die EM? Davon ist in Bayreuths Partnerstadt Annecy noch nicht viel zu sehen. Die Vorbereitungen laufen aber auf Hochtouren: Am Dienstag trifft nämlich die isländische Nationalmannschaft ein.
Die Isländer werden ihr Mannschaftsquartier in der Gemeinde Annecy-le-Vieux aufschlagen. Während ihres Aufenthalts in Frankreich werden sie dort in der Sportanlage von Albigny trainieren. "Die Qualität der Anlage hat es den Isländern angetan", heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt.
Für ideale Trainingsbedingungen haben die Franzosen extra eine irische Spezial-Firma engagiert, um den Rasen auf Vordermann zu bringen. Die Stadt hat außerdem die Berieselungsanlage und das Leitungsnetz für die Entwässerung auf den neusten Stand gebracht.
Ein vierköpfiges Team achtet vor Ort auch darauf, dass die 7.000 Quadratmeter Rasen vor jedem Training auf exakt dieselbe Höhe gestutzt sind, die die Uefa für alle Trainingsstätten verlangt. Anschließend kümmern sich sogar doppelt so viele Mitarbeiter ums Grün. Als Medienzentrum dient das Sportheim des örtlichen Fußballvereins.
Die Spieler werden im Vier-Sterne-Hotel Les Trésoms logieren. "Mit Seeblick aus dem Zimmer", sagt Pascal Bassan, Sportreferent der Stadt. Seine Hauptaufgabe war in den vergangenen Monaten die Vorbereitung auf die Isländer. Am Montagvormittag kontrollierte er zum letzten Mal den Platz. An diesem Dienstag um 16 Uhr kommen die Isländer an.
Im EM-Fieber ist die Stadt trotzdem noch nicht. Zwar habe die Lokalpresse ausgiebig berichtet, vereinzelt seien Banderolen zu sehen, sagt Bassan. Doch auf der Straße und in den Geschäften merke man bislang nichts vom nahenden Beginn des sportlichen Großereignisses. "Es ist ruhig hier."
Die Kollegin von der Lokalzeitung "L'Essor Savoyard", Isabelle Mugnier, verweist auf vier Sonderseiten in der jüngsten Donnerstagsausgabe über die Ankunft der Isländer. Fotos von EM-Euphorie kann sie nicht nach Bayreuth schicken. Der Grund: "Derzeit herrscht in Annecy überhaupt keine EM-Atmosphäre."
Sportreferent Pascal Bassans geht davon aus, dass sich das ab Freitag ändern wird. Da ist nicht nur der Beginn der Fußball-Europameisterschaft, es findet in Annecy-le-Vieux zwischen 11.30 Uhr und 12.30 Uhr auch ein öffentliches Training der Isländer statt. Wer der Nationalmannschaft beim Kicken zuschauen will, bekam am Samstag Gratis-Karten im Rathaus. Die 400 Stück sind weg.
Das wird die einzige Möglichkeit für die Annéciens sein, unter freiem Himmel Fußball zu schauen. "Wie einige französische Städte hat Annecy die öffentlichen Live-Übertragungen auf Großleinwand verboten", sagt Pascal Bassan. Aus Sicherheitsgründen. Die Maßnahme sei Teil des "plan vigipirate", des Anti-Terrorismus-Pakets der Regierung. "
Wir werden sehr gut überwacht", sagt Bassan. Neben der Polizei seien vor allem Kräfte eines Sicherheitsdienstes im Einsatz. Die Stadt habe damit nichts zu tun, verantwortlich sei direkt das Innenministerium. Wie viele Menschen für die Sicherheit sorgen? "Das ist vertrauliche Information", sagt Bassan. Wer Fußball gucken will, muss das daheim oder in der Kneipe tun.
Bassan ist trotzdem optimistisch: "Die EM-Stimmung kommt ganz langsam." Und: "Das Finale wird Frankreich gegen Deutschland lauten."
