Gut fürs Heimatgefühl
Rokoko-Pracht als Rahmen für Musik und Oper ist eine Sache, die touristischen Hoffnungen der Stadt Bayreuth auf die Wiedereröffnung des Theaters im nächsten Jahr eine andere. Böhmers Anliegen aber war ein anderes. Mit den Welterbestätten, gleich ob Naturerbe oder Kulturerbe, gehe nicht nur Profit einher, sondern vor allem eine Verpflichtung. „Es ist Geschenk und Aufgabe zugleich“, sagte Böhmer. Man gehe einen Generationenvertrag ein, weil man aus der Vergangenheit etwas erhalten habe, das für die Zukunft erhalten werden müsse: „damit die Generationen der Zukunft damit auch noch ein Heimatgefühl verbinden“.
Warum man sich um Ruinen kümmert
Innerhalb ihrer Arbeit, fuhr sie fort, gebe es des öfteren Gespräche mit Zündstoff. Sie wurde beispielsweise gefragt, warum sie sich um Ruinen kümmere, wo es doch so viele Menschen gebe, die heimatlos und entwurzelt seien und Hilfe benötigten. „Meine Antwort war: Ohne ein solches materielles und immaterielles Erbe gibt es kein Heimatgefühl, und um Frieden geistig und moralisch zu verankern, muss es Stätten geben, an denen man festhalten und Wurzeln schlagen kann.“ Böhmer nannte die Verheerungen, die Bürgerkrieg und IS-Terror in Palmyra, Mossul und Aleppo an alten Gebäuden und damit an der Seele der Menschen angerichtet habe. Der Schutz solcher Stätten und damit der kulturellen Identität seien so wichtig wie nie zuvor. „Zukunft braucht Verankerung in Werten, und die Welterbestätten sind solche Werte.“
Ein Erasmus-Programm für Kultur
Die Politikerin regte an, dass sich mehr junge Menschen mit den Welterbestätten ihrer Heimat intensiv auseinandersetzen sollten. Auch eine Art „Erasmus-Programm Kultur“ könne sie sich gut vorstellen: Darin könnten junge Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen die gemeinsamen kulturellen Wurzeln kennenlernen. „Wir können begeistert sein, dass wir hier so viele alte und junge Welterbestätten haben. Sorgen wir alle miteinander dafür, dass sie geschützt werden und ihre große versöhnende Kraft noch lange ausstrahlen können.“