Weibchen der Kleinen Hufeisennase wurden mit Sendern ausgestattet Eckersdorf: Erstmals Nachwuchs von seltener Fledermausart entdeckt

Von Martina Bay
Erstmals entdeckten Biologen bei Eckersdorf den Unterschlupf der Kleinen Hufeisennase mit Nachwuchs. Foto: Forstmeier Foto: red

Eine Sensation: Erstmals entdeckten Biologen bei Eckersdorf den Unterschlupf der Kleinen Hufeisennase. Die Besonderheit: Das Weibchen hatte Nachwuchs. Es ist der erste Nachweis nach über 25 Jahren, dass sich die seltene Fledermausart in Nordbayern noch fortpflanzt.

 
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„Es ist ein Glücksfall“, sagt Manfred Scheidler, Artenschutzreferent der Regierung von Oberfranken. Es habe nie einen Nachweis gegeben, dass in Oberfranken Junge zur Welt kommen. Es ist der erste Nachweis nach über 25 Jahren, dass sich die seltene Fledermausart in Nordbayern noch fortpflanzt.

Um dem Nachwuchs auf die Spur zu kommen mussten Naturschützer, Höhlenforscher und Biologen zuerst die Quartiere der Kleinen Hufeisennase ausfindig machen. Dazu setzten sie in Höhlen, Kellern und alten Bauernhäusern Ultraschallgeräte ein. Den Namen trägt die Fledermausart durch ihre hufeisenförmige Nase. Mit dieser stößt sie Orientierungsrufe aus, die der Mensch nicht hören kann. Im Gegensatz zu den anderen Fledermausarten hüllt sich die Kleine Hufeisennase im Schlaf komplett in ihre Flügel. Sie sieht dann aus wie ein Regenschirm.

Die Kleine Hufeeisennase war in den Achtzigerjahren fast ausgestorben

Nachdem die Forscher die Verstecke kannten, brachten sie kleine Sender auf ihrem Rücken an. Eines dieser Weibchen führte die Experten im September in den Raum Eckersdorf. Dort lebt es mit drei anderen Weibchen und einem Jungen im Keller eines alten Bauernhauses. Wo genau sich die Tiere aufhalten, verrät die Regierung von Oberfranken nicht. Die empfindlichen Tiere sollen nicht gestört werden. Im westlichen Landkreis Bayreuth gab es immer wieder Kleine Hufeisennasen, die sich in Höhlen oder alten Sandsteinkellern aufhielten. Gänzlich unbekannt waren bisher die so genannten Wochenstuben, also die Quartiere, in denen die Fledermausweibchen in Gruppen ihre Jungen aufziehen. In den Sommermonaten kehren die Tiere immer in dieselbe Wochenstube zurück. Am liebsten halten sich die daumengroßen Tiere in Scheunen, Kellern, Kirchtürmen und alten Bauernhäusern auf. Weil es immer weniger alte Bauernhäuser gibt, fanden die Tiere weniger Unterschlupfmöglichkeiten.

Die Kleine Hufeisennase war früher weit verbreitet. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte noch in fast jeder oberfränkischen Dorfkirche eine kleine Kolonie. In den Achtzigerjahren starben die Tiere fast aus. „Die Kleine Hufeisennase ist sehr empfindlich“, sagt Gerhard Bergner, Geoökologe und zuständig für Artenvielfalt bei der Regierung von Oberfranken. Auf den Einsatz von Pestiziden reagiere sie noch empfindlicher als andere Fledermausarten. Lärm mag sie überhaupt nicht. Während des Winterschlafes hat sie ihren Stoffwechsel stark runtergefahren. Wird sie dabei gestört, verlässt sie ihre Höhle, erfriert und stirbt.

Drei Felsenkeller hat das Landratsamt Bayreuth für die Kleine Hufeisennase gekauft

Überrascht hat die Biologen auch, welche Strecken die Kleine Hufeisennase zurücklegt. „Wir haben mit drei bis fünf Kilometern gerechnet“, sagt Nikolaus Lange vom Landratsamt Bayreuth. Eine Kleine Hufeisennase sei von Oberwaiz über Busbach bis Obernsees und wieder zurück nach Oberwaiz geflogen. Das seien rund 20 Kilometer. Das Landratsamt Bayreuth hat in Obernsees drei Felsenkeller gekauft. Dort ist die Kleine Hufeisennase schon öfters aufgetaucht. „Wir haben extra ein Einflugloch für die Tiere gelassen“, sagt Lange. Mittlerweile leben wieder rund 20 Kleine Hufeisennasen in Oberfranken.

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